1998 war der eine gerade erst auf der Welt, als die andere mit Gold um den Hals oben auf dem Siegertreppchen bei den Olympischen Winterspielen von Nagano feierte. Knapp 22 Jahre später arbeiten André Höflich und Nicola Thost gemeinsam daran, dass sich Geschichte wiederholt. Um den besten deutschen Halfpipe-Fahrer ebenfalls in Edelmetall beißen zu lassen, gibt Thost ihre gesamte Erfahrung an den Allgäuer weiter. Sie trainiert ihn mit ihrem „The PATH Lifemastery Coaching“ und unterstützt ihn bei Events. André nennt Nicolas Hilfe laut einem Bericht auf Tagesschau.de, „Dinge in seinem Kopf aufzuräumen“.
Auch dank Nicola steht André kurz davor, sich endgültig in der Weltspitze zu etablieren. Vor wenigen Wochen erhielt der 23-Jährige eine Einladung zu den X-Games in Aspen, kam bei den Laax Open ins Finale und gewann 2019 zweimal in der Halfpipe. Warum Nicola Thost kaum Interviews gibt und wie sie im Detail André Höflich besser macht, erzählt sie im MBM-Interview.
Snowboarder MBM: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit André Höflich?
Nicola Thost: Kennengelernt habe ich ihn als 13-Jährigen bei meinem ersten Sprungbrett-Talentscouting. Als ich ihn fahren gesehen habe, wusste ich direkt: Irgendwie haben wir viele Gemeinsamkeiten. Das war vor ungefähr zehn Jahren, und unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt – sei es bei Sprungbrett, im Sportinternat oder auch am Berg beim Snowboarden. Im vergangenen Sommer hat er mich dann angerufen und gesagt, „ich will, dass du mein Coach wirst und von dir lernen. Ich glaube, du bist die beste Trainerin, die ich mir vorstellen kann“. Er wollte einfach alles wissen, was in meinem Kopf ist. Das fand ich beeindruckend.
Was kannst du ihm konkret mitgeben?
Vor allem, was nicht sichtbar oder greifbar, dafür erfahrbar und fühlbar ist. Ich gebe Menschlichkeit, Vertrauen, Erfahrung, Sicherheit und Kompetenz. Für André bin ich ein Gegenüber auf Augenhöhe, Support, Guide, Freund und Sparringspartner. Als Coach bin ich die Person, die ich früher selber nie hatte. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sich unverstanden und zugleich privilegiert fühlt – wenn man dazugehören möchte, aber weiß, man kann Außergewöhnliches, ja vielleicht Einzigartiges oder für andere Unerreichbares in die Welt bringen.
„Er wollte einfach alles wissen, was in meinem Kopf ist. Das fand ich beeindruckend“