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Interviews

Michi Dammert: ‚Unser Team hat Mega-Potenzial‘

Mit André Höflich, Annika Morgan, Noah Vicktor und Co. stehen die deutschen Freestyler so gut da wie lange nicht mehr. Bundestrainer Michael 'Michi' Dammert erklärt, woran das liegt.

Fotos: Johannes JankJulian Pfister

Gute deutsche Freestyle-Snowboarder gibt es viele. Aber für die absolute Weltspitze ist „Schland“ nicht unbedingt berühmt. Doch das kann sich jetzt ändern. André Höflich ist seit dieser Saison Dauergast in den Top-Tens und kurz davor, die ganz große Karriere hinzulegen. Mit Vollgas nach oben geht es auch für Annika Morgan. Man muss kein Experte sein, um ihr eine Zukunft auf den Podiums dieser Welt vorauszusagen. Und hinter den zwei Aushängeschildern von Snowboard Germany steht noch eine ganze Armada an Nachwuchstalenten bereit.

Selten – oder gar nie – war Freestyle-Snowboarden in Deutschland so vielversprechend aufgestellt wie 2020. Das liegt zu einem Großteil an der Arbeit von Bundestrainer Michael „Michi“ Dammert. Der Freestyle-Headcoach bei Snowboard Germany hat die Ehre, die Crème de la Crème der zukünftigen und aktuellen SnowboarderInnen Deutschlands zu trainieren. Wie er das anstellt und warum es so verdammt gut läuft, verrät er im MBM-Interview.

Wie fühlt es sich an, wenn es deine Athleten zu den X Games oder Olympischen Spielen schaffen?

Wenn Athleten bei solchen Events dabei sein dürfen, freue ich mich sehr für sie. Das sind ganz besondere Momente, die nicht viele Menschen erleben dürfen. Noch emotionaler involviert bin ich aber, wenn sie einen Trick neu lernen – da freue ich mich richtig mit.

Warum löst ihr Erfolg so viel in dir aus?

Man begleitet die Athleten meistens über Jahre. Für mich ist es dann ein bisschen wie ein 1000-Teile-Puzzle, bei dem jedes Teil zum anderen passen muss. Die Aufgabe als Trainer ist es, mit ihnen das Bild auf der Schachtel zur Orientierung zu besprechen, ihnen Randsteine zu geben oder mal einen Ersatzstein zu basteln, wenn einer fehlt.

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Michi Dammert und seine Schützlinge in Laax. Foto: Julian Pfister

Dank Annika Morgan und André Höflich hast du solche Momente in letzter Zeit häufiger erlebt. Wie steht es um sie und den Rest des Teams?

Annika und André spielen bereits ganz vorne mit – und da geht noch viel mehr. Aber auch der Rest im Weltcup-Team hat Mega-Potenzial. Im Pipe Team ist zum Beispiel Leilani Ettel, die im Weltcup konstant in den Top-10 unterwegs ist und diese Saison als erste deutsche Frau einen FS 900 gelandet hat. Oder Christoph Lechner, der aktuell ziemlich Gas gibt und heuer einen Flat FS 12 gelernt hat. Und Benny Bockstaller, der erst vor zwei Jahren vom Slopestyle zur Pipe gewechselt ist und seine Cab Doubles aus einem super-stylischen BS180 Drop-in macht.

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Im Slopestyle- und Big-Air-Team gibt es Nadja Flemming, die aktuell wegen einer Fersenprellung nicht fahren kann, während der Saison aber schon gezeigt hat, was sie kann. Im Herbst hat sie als erste Deutsche einen Double Wildcat gestanden. Leon Vockensperger gehört zu den motiviertesten Typen, die ich kenne. Checkt sein Insta! Oder Noah Vicktor, der im Januar beim Weltcup in Seiser Alm gezeigt hat, dass mit ihm zu rechnen ist, nachdem er einen bilderbuchartigen BS Triple 14 in seinem Slopestyle-Run hingestellt hat. Und Leon Gütl, der nice SwBs Doubles macht und extrem stark jibt.

„Leon Vockensperger gehört zu den motiviertesten Typen, die ich kenne.“

Dennoch war es in den letzten Wochen wohl Annika, die den größten Karrieresprung hingelegt hat. Was ist ihr Geheimrezept?

Annika hat in erster Linie Spaß an dem, was sie tut, und hat sich schon früh einiges von ihrem großen Bruder Ethan abschauen dürfen. Außerdem genießt sie einen großen Rückhalt im Team und fühlt sich wohl unter den Jungs. Ihr aktuelles Programm mit den ganzen Reisen bewältigt sie auch souverän, weil sie sehr selbstständig und gut organisiert ist.

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Annika Morgan in Action. Foto: Johannes Jank

 

Neben Annikas Slopestyle-Erfolgen scheint auch das gesamte Halfpipe-Team so gut dazustehen wie selten zuvor. Wie kommt’s?

Die Jungs sind extrem motiviert und haben richtig Spaß an der Sache. Und nicht nur beim Snowboarden: Auch wenn wir im Sommer Krafttraining machen, ist immer gute Stimmung und alle geben Gas. Wir haben einfach alle Puzzleteile zusammen. Johannes Höpfl, der selber schon zweimal bei Olympia war, gibt seine gesamte Erfahrung an seine Teamkollegen weiter und kümmert sich darum, dass sie physisch top-trainiert sind. Greg Roe, der legendäre Trampolin-Coach, bringt Input vom Freestyle-Trampolin. Unser Pipecoach Luka Gartner ist vielleicht der beste Halfpipetechnik-Coach überhaupt und gibt wirklich alles für seine Crew. Manchmal sitzt er noch bis weit nach Mitternacht am Tuning der Boards. Außerdem hat er André zu seinem Durchbruch verholfen, indem er mit ihm über eine Woche jeden Tag Contest-Situationen simuliert hat, sodass André zum Saisonfinale seinen Run mit drei perfekten Doubles hingestellt hat. Und dann hat André privat im Sommer auch noch mit Nicola Thost seine persönliche Mentorin gefunden, die ihm sehr gut tut.

„Wir haben einfach alle Puzzleteile zusammen.“

Wie kommt man überhaupt in den Genuss, bei euch trainieren zu dürfen?

Einfach auf die Website von Snowboard Germany gehen und unter Nachwuchs den nächsten Verein raussuchen, wo man mit Gleichaltrigen regelmäßig in den Schnee kommt und von einem Coach die besten und hilfreichsten Tipps bekommt.

Die Trainer der Landeskader der Bundesländer sichten Kids aus den Vereinen. Snowboard Germany nimmt dann wiederum Kids mit 13 oder 14 Jahren aus den Landeskadern in die Perspektivmannschaft auf, die dann nach Berchtesgaden ans Sportinternat auf die Christophorus Schule dürfen. Dort haben wir die optimalen Trainingsbedingungen mit eigener Trampolinhalle und Skatepark direkt an der Schule und Top-Parks in der Nähe. Dort spezialisieren sie sich Richtung Halfpipe, Slopestyle oder Big Air und können es ins Europacup-Team schaffen. Wenn die Leistung stimmt, steigt man schließlich aus dem Europacup-Team ins Weltcup-Team auf und die Allerbesten schaffen es in den Olympiakader (früher A-Kader). Das heißt, dass man unter den Top-8 auf der Welt ist und gute Chancen auf Olympia-Medaillen hat.

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Head Coach Michi Dammert. Foto: Johannes Jank

Welche Förderungen stehen hinter Snowboard Germany und hat das IOC seine Finger mit im Spiel was Support und Chancen betrifft?

Snowboard Germany ist ein eigenständiger Verband und nicht dem Skiverband untergeordnet, wie das bei einigen anderen Nationen der Fall ist. Dadurch sind viele Wege kürzer und einiges lässt sich schneller umsetzen. Aber der Hauptgrund, dass wir die Freestylesparte in den letzten Jahren so aufbauen konnten, sehe ich im Vertrauen, das in mich und mein junges Team gesetzt wurde. Alle im Verband glauben an unsere Jungs und Mädels und brennen dafür, sie zu unterstützen und alles zu ermöglichen. Da hängt sich jeder voll rein – vom ehrenamtlichen Präsidenten, der durch ganz Deutschland fährt, um Politikern zu erklären, was wir da eigentlich machen, über die Direktoren, die mit dem Bundesministerium des Innern (BMI) und dem Deutschen Olympischen Sportbund unser Budget aushandeln und alle Hebel in Bewegung setzen, um gute Infrastrukturen aufzubauen.

Aber es gibt auch unsere Eventmanager, die coole Nachwuchs-Contests organisieren, das ganze Office-Team, das dafür sorgt, dass unser Planungschaos bei einer Steuerprüfung nachvollziehbar bleibt. Und natürlich unsere Physios, die ihre Praxen pausieren, um wochenlang mit unseren Athleten mitzureisen.

Aber das Ganze wäre nicht möglich ohne die Partner von Snowboard Germany: Das BMI, das unser Hauptförderer ist. Die Deutsche Sporthilfe, die unsere Athleten finanziell unterstützt, die Bundeswehr und Polizei, die Behördenstellen bereitstellen, in denen die Athleten eine Anstellung und Ausbildung mit dem Sport verbinden können.

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Michi macht auch selber eine extrem gute Figur auf dem Board. Foto: Julian Pfister

Die Masse an Kids, die dank euch snowboarden, lässt einige Nachbarländer recht mager aussehen. Wie schafft ihr es, dass so viele Snowboarden lernen möchten und dann auch noch so gute Fahrer werden?

In erster Linie hängt sowas immer am Engagement von guten Leuten ab. In diesem Fall wohl von unseren Nachwuchstrainern, denen ich an dieser Stelle gern danke sagen würde. Ich kann’s halt nicht verstecken – ich bin schon ziemlich stolz auf die ganze Crew!

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