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Interviews

Parkdesigner: ‚Motivierte Crew ist wichtiger als fette Budgets‘

Snowparks werden nur noch mit einer vernünftigen Struktur im Hintergrund überleben, meint Christian Tinney von High Five Snowparks. Worauf manche Resorts stattdessen setzen, verrät er im MBM-Interview.

Stell dir vor, du designst einen Snowpark nach deinen Wünschen, baust ihn mit einer motivierten Crew auf, kannst ihn anschließend jeden Tag shredden – und bekommst dafür auch noch Geld! Klingt ziemlich perfekt, oder? Wie der Job eines Parkdesigners außerhalb dieser Illusion wirklich ist und wie es um die Snowpark-Kultur in den Alpen steht, verrät Christian „Chris“ Tinney von High Five Snowparks.

MBM: ‚Parkdesigner‘ klingt für viele Shredder nach Traumjob – zu Recht?

Chris Tinney: Zu einem großen Teil, ja. Doch geht es bei dem Job nicht nur ums Shredden, es steckt auch eine Menge Arbeit dahinter. Allerdings ist es Arbeit, die mit dem Hobby zu tun hat. Somit geht es gleich viel leichter von der Hand (lacht). Für jemanden wie mich, der es liebt, in der Natur zu sein und abwechslungsreiche Arbeit sehr schätzt, ist es genau der richtige Job.

Was gehört neben dem Aufbau und Design zu den täglichen Aufgaben?

Einerseits bin ich Ansprechpartner für die Bergbahn was Beschneiung, Events, Fotoshootings angeht und andererseits fahre ich vier bis fünf Tage die Woche unsere parkeigene Pistenraupe und pflege den Snowpark. Dazu kommen noch einige Meetings mit dem Team und schon ist die Woche voll. Faul auf der Haut liegen tut man bei diesem Job definitiv nicht.

„Einige Bergbahn haben sich für Funslopes und Cross-Strecken entschieden, da sie eine größere Zielgruppe ansprechen als ein reiner Snowpark.“

Wie viel geht man selbst shredden?

Mittlerweile bin ich auch schon einer der alten Hasen im Business, aber meine zwei Tage die Woche lass ich mir nicht nehmen (lacht). Früher waren es schon deutlich mehr, aber das Snowparkbauen ist in den letzten Jahren auch komplexer und aufwändiger geworden im Vergleich zu früher. Zu meiner Anfangszeit kam man schon so auf 100 Tage pro Saison.

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Mit der Pistenraupe den Snowpark zu pflegen gehört zu den täglichen Aufgaben eines Parkdesigners.

Wie verändert sich die Snowpark-Kultur in den Alpen?

Meiner Meinung nach verändert es sich dahin, dass nicht mehr jedes Skigebiet einen Park haben wird, sondern nur die mit einer vernünftigen Struktur im Hintergrund überleben werden. Anfang der 2010er Jahre sind Parks wie Pilze aus dem Boden gewachsen. Viele davon gib es mittlerweile aber nicht mehr. Einige Bergbahn haben sich für Funslopes und Cross-Strecken entschieden, da sie ihrer Meinung nach eine größere Zielgruppe ansprechen als ein reiner Snowpark. Außerdem sind einige Local Crews, die damals sehr engagiert waren, mittlerweile aus dem Business rausgewachsen und gehen anderen Jobs nach. Und das ist ein Problem. Ein Snowpark lebt nämlich nicht nur von fetten Budgets, sondern – und vor allem! – von den motivierten Jungs und Mädels, die sich dafür engagieren.

Ist denn ein Snowpark überall ein Minusgeschäft?

Auch ein Snowpark kann viel bringen, wie man an der Steinplatte sieht. Die Bergbahnbetreiber setzen hier seit einiger Zeit auf das Thema und investieren von Jahr zu Jahr gesund. Mittlerweile ist die Steinplatte bekannt für ihren guten Snowpark. Man muss nur dranbleiben und nicht gleich aufgeben, dann zahlt es sich aus.

„Ein Snowpark lebt nicht von fetten Budgets, sondern von Jungs und Mädels, die sich dafür engagieren.“

Warum entscheiden sich einige Bergbahnen dann vermehrt gegen Snowparks?

Wenn Bergbahnen das Wort Snowpark hören, denke sie häufig an Verletzungen. Und kein Skigebiet mag noch mehr Verletzte haben. Doch meiner Meinung nach passt das Argument nicht ganz: Nur zehn Prozent der Verletzungen sind wirklich bei Parkshreddern. Die restlichen 90 Prozent sind Unfälle von und mit Jerrys. Sie lesen sich keine Parkregeln durch, sie überschätzen sich und stehen in Landebereichen.

Was kann man dagegen tun?

Man muss viel früher ansetzen – mehr Aufklärung in den Skischulen betreiben. Viele von diesen gehen dem Thema nämlich aus dem Weg. Außerdem sollten wir konsequenter bei mehrfachem Falschverhalten handeln. Zum Beispiel wie in Amerika, wo es einen Parkranger gibt, der einen ermahnt und im Notfall rausschmeißt. Das Kitzsteinhorn macht das super! Da wird am Eingang zum Park ein bestimmtes Element gebaut und wer das nicht fahren kann, kommt nicht rein.

Nimmt die Zahl an Parkrats eher zu oder ab?

Ganz klar nimmt sie zu. Jeder junge Mensch möchte nicht nur glatte Pisten fahren, sondern springen, tricksen, cool sein. Hier auf der Steinplatte bauen die Bergbahnen sogar extra einen neuen Lift, um noch mehr Personen in den Park befördern zu können.

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Chris in Action.
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Wer oder was machen Parkshaper richtig wütend?

Jerrys, Jerrys und noch mal Jerrys. Also Leute, die meist Hörner auf dem Helm haben oder eine GoPro, Leute, die durch den Snowpark steuern im Pommesflug, in den Landungen stehen, alle Take-offs seitlich springen (lacht). Leider ist das Thema Snowpark bei vielen immer noch nicht angekommen und der normale Verstand lässt bei den Menschen immer mehr nach – zumindest habe ich das Gefühl.

Wie meinst du das?

Dieses ‚Ich habe bezahlt, ich darf alles‘, ist das neue Motto am Berg. Und wenn diesen Menschen etwas passiert, ist immer der andere oder die Bergbahn dran Schuld. Das ist wirklich schade. Aber wie überall auf der Welt gilt auch hier: Wenn alle etwas mehr auf ihr Umfeld achten, würde weniger passieren und alle hätten mehr davon. Mal schauen, ob das Säugetier Mensch es irgendwann noch merkt, haha.

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Was waren die absurdesten und krassesten Momente, die du je im Park erlebt hast?

Mensch sitzen an meinen Elementen im Park und machen Jausenpause, weil das Teil wie ein Tisch ausschaut. Aber so richtig heftige Dinge sind mir zum Glück nicht unter die Augen gekommen.

„Für mich geht es nicht darum, die schwersten Element der Alpen im Park zu haben.“

Gibt es eigentlich so etwas wie den perfekten Snowpark aus Sicht der Designer?

Das sieht jeder Parkdesigner oder Shaper ganz unterschiedlich. Wichtig ist wohl allem, dass man seine Ideen umsetzen kann und diese auch ankommen bei den Parkridern. Für mich zählt nicht, dass ein Element das andere jagt. Ich will Flow in der Line haben. Das heißt, viel Platz zwischen den Elementen, dazu noch Corner, Hip, Funboxen aus Schnee. Somit ergeben sich in jedem Run unzählige Möglichkeiten zum Spaß haben. Und wie man auf der Steinplatte sieht, kommt das richtig gut an bei den Jungs und Mädels.

Ist größer gleich besser?

Für mich geht es nicht darum, die schwersten Element der Alpen im Park zu haben. Sowas fahren eh nur zehn Prozent aller Rider. Ein klassisches Downrail oder eine Tube kann meiner Meinung nach viel mehr. Da hat jeder Spaß dran. Wenn der gute Rider seine/n Freund/in mitbringt und diese/r keinen Spaß hat, dann kommt der gute Rider auch nicht wieder. Im Endeffekt sollte jeder mit einem Lächeln vom Berg fahren – dann man hat gewonnen.

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Park Porn am Morgen.

Wenn Platz und Geld keine Rolle spielen würden: Was für einen Park würdest du bauen?

Ich würde mir die Steinplatte kaufen und ein europäisches Bear Mountain draus machen – ein kleines, tolles Gebiet voller verschiedener Snowparks. Ohne Jerrys natürlich, haha.

Wie kann man einen Park jedes Jahr ein Stück besser machen?

Tägliche Pflege, gesundes Wachstum und eine Portion Mut. Ich denke, man muss seinen Park immer aufs Neue überdenken und den Verhältnissen anpassen. Ich schaue mir im Sommer das Gelände genau an, um auch bei schlechten Schneeverhältnissen das Beste rauszuholen und versuche, die Gegebenheiten der Natur so gut es geht zu nutzen. So wird der Snowpark von allein immer besser (lacht).

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