Foto: Hannes Sautner
Ausgerechnet Skigebiete wurden zum Brandherd der Corona-Pandemie in Mitteleuropa. Während die Länder nördlich von Italien von dem neuartigen Virus zuerst weitestgehend verschont blieben, infizierten sich zahlreiche Touristen in Après-Ski-Locations. Besonders in Hamburg wurde ein massiver Anstieg der Zahl der Infizierten sichtbar, als die Schulferien endeten, die häufig für Skiurlaube genutzt werden. Zeitgleich stellten alle Bergbahnen der Alpen ihren Betrieb ein und sorgten für ein abruptes Ende der Wintersportsaison 2019/20.
Resorts, die medial als “Virenschleudern” beschimpft wurden, geschlossene Grenzen und von den Regierungen verhängte Kontaktverbote schmälerten die Aussicht auf Snowboarden in naher Zukunft – nicht nur für die Gletschersaison, sondern auch für den kommenden Winter.
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Wir sind bereit – zurück auf Ski!Geplanter Start am 29. Mai 2020
Gepostet von Hintertuxer Gletscher am Dienstag, 12. Mai 2020
Zwei Monate später kehrt jetzt Hoffnung zurück. Die Grenzen zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz sollen ab dem 15. Juni wieder öffnen. Deutschlands Außenminister Heiko Maas sagte zu Beginn dieser Woche, dass “Reisewarnung” in “Reisehinweise zu den einzelnen Ländern” ersetzt werde. Bedeutet: Auch touristisches Reisen wird künftig erlaubt sein. Klar bleibt aber auch, dass dies nicht so sein wird wie vor der Corona-Pandemie. Restriktionen wird man bei Restaurantbesuchen, Transfermitteln und Freizeitaktivitäten spüren.
Dennoch: In Österreich dürfen schon ab dem 29. Mai Bergbahnen und Hotels ihren Betrieb wieder aufnehmen – vorausgesetzt, sie halten die coronabedingten Hygiene- und Verhaltensregeln ein. Die Gletschergebiete in Hintertux und im Kaunertal sowie das Gebiet am Kitzsteinhorn haben bereits angekündigt, ab dem verlängerten Pfingstwochenende wieder aufzumachen. Die Sommersaison auf dem Kaunteraler Gletscher geht allerdings nur kurz: Ab dem 07. Juni ist der Spaß im Snowpark vorerst vorbei. Dafür soll Anfang Juni auch das Skigebiet am Mölltaler Gletscher in Kärnten öffnen.
In Frankreich sollen die Gletschergebiete in Tignes und Les Deux Alpes Mitte beziehungsweise Ende Juni öffnen. In der Schweiz hofft man ebenfalls auf einen Starttermin im Juni. Saas-Fee hat hingegen den 11. Juli als fest eingeplanten Starttermin bekanntgegeben.
Was diese Öffnungen für die kommende Saison bedeuten, bleibt dabei leider unklar. Zwar sind sie ein Schritt in die richtige Richtung, dass die Bergbahnen ihren Betrieb zumindest unter Auflagen aufnehmen können, doch spielen viele Faktoren eine Rolle: Wie wirkt sich der Tourismus jetzt auf die Infektionszahlen auf? Sinken diese weiter oder steigen sie im Herbst an?
Als wir bei den Bergbahnen nachfragen, wie sie den nächsten Winter planen, werden wir auf genau diese Ungewissheit hingewiesen. “Leider können wir aktuell noch keine Aussagen zum Winter 2020/2021 treffen”, heißt es zum Beispiel von der Bayerischen Zugspitzbahn. “Wir hoffen, Ende des Monats oder Anfang nächsten Monats zunächst einmal wieder überhaupt den Bergbahnbetrieb aufnehmen zu dürfen. Wie sich das Ganze dann entwickelt, werden die nächsten Monate zeigen.”
“Wir hoffen alle, dass es sich über die Sommerzeit normalisiert und gehen davon aus, dass Wintersport fast wie gewohnt nächsten Winter stattfindet”, heißt es hingegen von der Steinplatte.
Trotz aller Ungewissheit bleibt klar, dass die nächsten Wochen richtungsweisend für die anstehende Wintersaison sein werden. Wenn das Experiment Wiederaufnahme des Liftbetriebs im Juni reibungslos über die Bühne geht, steigen die Chancen auf einen annähernd normalen Liftbetrieb im kommenden Winter weiter. Die Politik hat den Anfang gemacht und die Voraussetzungen für die Ausführung von Wintersport geschaffen. Solange damit verantwortungsbewusst umgegangen wird und die Infektionszahlen weiter zurückgehen, sollte der kommenden Saison nicht mehr viel im Wege stehen.