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Das Olympia Recap von Leilani Ettel

Leilani Ettel ist für Deutschland bis in die Finals der Olympischen Spiele 2022 gefahren - hier ein Einblick in ihre Zeit in Beijing.

Wow – da stehe ich nun, vor den Olympischen Ringen im Olympiadorf Zhangjiakou, ehrfürchtig blicke ich zu ihnen hoch. Sie sind beeindruckend und einladend zugleich. Es war ein langer Weg…. und ich habe es geschafft. Ich bin wirklich hier.


Das letzte halbe Jahr war die pure Anspannung. Nach einem super Pipe Camp im Sommer in Mt. Hood musste ich im Juli erstmal in den OP und mein Syndesmose-Band richten lassen, danach Reha bis September.

Schon bei den ersten Pipe-Sessions in Saas Fee im Oktober war die Stimmung eine andere. Alle Rider waren da, gut drauf wie immer, jedoch zielstrebiger und irgendwie auch geheimnisvoller unterwegs. Die neuen Trickkombinationen mussten sitzen. Die ersten Triples wurden in der Pipe gelandet und alle waren mega motiviert.  Und immer die gleiche Frage: bin ich noch „negativ“? Für mich hieß es, erstmal wieder die Basics zu landen, einen „safe run“ zu haben, mit dem ich die nationale Qualifikation (2x Top16) schaffen würde.

Dann wurde es Dezember. Es fiel der erste Schnee. Nur drei Weltcups standen diese Saison an. Jetzt hieß es qualifizieren. Kann ich meine Chancen nutzen? Wieviel Jetlag kann ich wegstecken?
Und vor allem… bin ich immer noch „negativ“? Copper Mountain/Colorado, Mammoth/Kalifornien, Laax/Schweiz. Traumreisen zu idyllischen Wintersportorten, wenn einem da doch nicht die Qualifikationskriterien im Nacken sitzen würden… Wer darf mit nach Peking?

Nach dem Weltcup in Mammoth hatte ich es geschafft.

Dann wurde es Mitte Januar. Omikron trieb sein Unwesen, Alarmstufe Rot vom Teamarzt Martin Prantl. Also ab in die Isolation, zwei Wochen vor Olympia will ich nichts riskieren – weder Verletzung und schon gar nicht ein Aus wegen einem positiven Test. Die Familie zog in den Keller. Essen wurde vor die Haustüre gestellt. Einzelhaft für den Leistungssport. Ich hatte viel Zeit, um die Olympia Panini-Sticker in mein Album zu kleben und habe jetzt schon zwei Andre Höflichs und drei Annika Morgans 🙂

Endlich der Abflug nach Peking, zwei PCR Tests und 30 Stunden später stehe ich vor den Olympischen Ringen und kann es kaum fassen.

Unser Haus im Olympischen Dorf ist richtig gemütlich, die Slopestyler und Pipe-Fahrer plus unsere Coaches Michi, Luka und Hansi, unser Physio Stefan usw., alle zusammen. Annika und ich teilen uns eine Wohnung mit unserem eigenen Gaming-TV. Die Essenshalle können wir nur nach einem morgendlichen negativen Test betreten und die Auswahl ist wirklich üppig: Leckeres chinesisches Essen, aber auch American fast food. Mein Favorit sind natürlich die dumplings.

 

 

Langsam schwindet die Anspannung der Vorbereitungszeit und wird abgelöst von einer Vorfreude auf das, was in den nächsten Tagen passiert. Let’s goooo… wird auf allen Social Media Kanälen geschrieben. Das Olympische Dorf füllt sich mit den üblichen bekannten Gesichtern. Der Olympische Geist zeigt sich von seiner schönsten Seite. Wir treffen uns mit Teamkollegen, fahren mit Freunden aus anderen Teams mit dem Fahrrad durch das Olympische Dorf, schließen neue Bekanntschaften beim Billiardspielen und tauschen fleißig die nationalen Anstecknadeln mit Athleten aus der ganzen Welt. Wir fahren gemütlich auf den Berg und schauen uns gemeinsam schon mal die Wettkampfstätten an und grinsen uns beim Essen durch die nüchternen Plastiktrennwände an.

Dann ist es an der Zeit. Pipe Qualifications. Jetzt fahre ich schon seit 5 Jahren Snowboard-Weltcups und doch ist das Gefühl mit den Olympischen Ringen auf der Startnummer oben an der Halfpipe zu stehen damit nicht zu vergleichen. It’s the Big Show, jeder weiß es. Mir war noch nie so schlecht vor Aufregung vor meinem Run. Mein Coach Brett Esser gibt mir noch ein paar Worte mit, schiebt mich zum Run-In und da stehe ich nun:

Nach zwei 540s, zwei 720s und einem Lien Air bin ich unten an der Pipe.
11. Platz, Einzug ins Finale, mein Ziel geschafft!

Auch wenn wir Konkurrentinnen sind, wir kennen uns alle mitlerweile schon echt gut, fiebern miteinander mit und freuen uns gegenseitig über jeden gelungenen Run. Aus dem deutschen Pipe-Team ist André dabei, stellt einen super Run runter und kommt damit auch verdient ins Finale.

Am Tag darauf im Finale bin ich nur noch überwältigt, eigentlich fertig von der Anspannung und dem vielen Fahren der vorherigen Tage und einfach nur froh, dass ich meine Runs irgendwie runterbringe. Im 3. Run will ich noch den BS9  stehen, den ich seit meiner Verletzung im Sommer nicht mehr versuchen konnte. Fast kriege ich das hin. Es macht soviel Spass in dieser perfekten Pipe zu fahren (danke an Ali Zehetner @parkshaper).

Am liebsten würde ich den ganzen Tag weiterfahren. Ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich an den Tag denke. Am Abend fahre ich mit Queralt zur Medaillenzeremonie. Das motiviert, in den nächsten vier Jahren wieder richtig anzugreifen.

Finals Day der Männer. Auch für Snowboarding im Allgemeinen ist es ein historischer Tag: Kaishu Hirano knackt den Weltrekord beim Highest Air mit einem unfassbar stylischen Method, Ayumu Hirano fährt den besten Snowboard Run aller Zeiten gleich 2x und Shaun White fährt seinen letzten Wettkampf. Besser und aufregender geht es nicht. Ich stehe inmitten von Freunden, emotionsgeladen und wir feiern zusammen diese besonderen Momente. Es war ein langer Weg bis hierher und er war jede Minute davon wert.


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