Was steht in diesem Winter bei dir an? Was sind deine Pläne?
Ich hatte echt ein cooles Projekt geplant, ein Porträt über den amerikanischen Fahrer Jason Robinson, der auch ein guter Freund von mir ist. Er hat sich jetzt aber verletzt, was diese Pläne wahrscheinlich über den Haufen wirft. Aber letztlich ist es eigentlich dieses Erzählen von Geschichten, was mich interessiert. Persönlichkeiten kennenlernen, in deren Welt einzutauchen und all das auf der Grundlage, das Snowboarden als Bindeglied zu haben und es als Plattform und Vehikel zu nutzen. Im Grunde so wie bei Narcis, das war eigentlich ein gutes Modell. Contraddiction richtete sich sehr stark auch noch auf meine Geschichte, wo ich als Person noch stark involviert war, auch wenn ich die Produktion und so gemacht habe. Aber ich fand Narcis eigentlich ganz schön. Es war so ein bisschen die Weiterentwicklung, bei der es jetzt nicht so sehr nur um mich gehen soll, sondern darum, dass ich das nutze, was ich mitbringen kann. Snowboarden verbindet eben enorm und eignet sich, dass ich dann auch Geschichten von anderen erzähle. Das wäre eigentlich so mein Bestreben für die Zukunft, da schaue ich momentan. Letzte Saison habe ich sehr spontan das mit Playing Gravity entschieden. Also bin ich eigentlich zuversichtlich, dass da noch was entsteht. Es sind eher die Rahmenbedingungen, die ich jetzt setzen muss. Ich glaube, dann muss ich vielleicht auch manche Entscheidungen treffen, wo ich dann entsprechend weniger Energie in das contest- und performanceorientierte Snowboarden setze, weil ich halt auch nicht alles machen kann.
Das sind ja auch Zukunftsgedanken
Ja, genau, ich habe halt das Gefühl, das mit dem Filmemachen interessiert mich voll und da sehe ich tolle Möglichkeiten. Aber eben auch im Snowboarden, und das zieht mich auch. Ich hatte letztes Jahr so eine schöne Saison, allein vom Snowboarden, und ich war so glücklich, einfach auf dem Board zu stehen. Das heißt, es ist schon das Snowboarden selbst, was mich nach wie vor fasziniert, und das liebe ich auch. Aber ich muss halt immer wieder auch Inhalt finden, der das trägt. Es ist so die Schwierigkeit, wie ich in Verbindung mit dieser Freude an dem kindlichen Spielen im Schnee dann auch genug Substanz und Perspektive finden kann, die darüber hinausreicht. Und das sehe ich schwerer, als wenn ich jetzt sage, ich konzentriere mich voll auf Natural Selection und ich unbedingt diesen Contest gewinnen. Es ist schon eine tolle Herausforderung, aber ich hab des Gefühl, es führt vielleicht eher in eine Einbahnstraße für mich, als eben solche Projekte wie Narcis oder Contraddiction. Das hat mir schon viel gegeben und ist eher die Richtung, wo ich hingehe.
‘Jeder lebt sein Leben, aber hoffentlich möglichst auf eine ehrliche und engagierte Art und Weise.’
Du interessierst und engagierst dich schon länger für das Thema Nachhaltigkeit. Gibt es einen abschließenden Tipp, wie man seinen Winter nachhaltiger gestalten kann?
Das hat natürlich verschiedene Eben. Ich glaube, unser größter Einfluss ganz grundsätzlich ist das, was wir tun, also aktiv gestalten, und nicht das, was wir nicht tun. Das heißt, eine Zukunft, die wir brauchen, wird sich nicht dadurch gestalten lassen, indem wir verzichten. Mit Verzicht allein lässt sich nicht die Veränderung herbeiführen, die wir brauchen. Das heißt jetzt nicht, dass wir nicht auch bewusst konsumieren sollen, bewusst reisen sollen etc. Das ist alles wichtig. Aber viel wichtiger ist vor allem, dass wir das als eine riesige gesellschaftliche Aufgabe begreifen und schauen, wie wir uns da einbringen können. Natürlich kann nicht jeder seinen Job komplett ändern, aber ein Beispiel, sich einzubringen wäre Bürgerlobby Klimaschutz. Das ist was, wo ich mich engagiert habe, wo man mit Politikern redet und Gespräche führt, und ich im Europäischen Parlament und im Bundestag mit Politikern über dieses Thema gesprochen habe. Und da muss man ja überhaupt nicht sagen, ich kann nicht drüber sprechen, weil ich einen großen Fußabdruck habe. Man engagiert sich als Bürger für dieses Anliegen, um das strukturell zu verändern, eben auf politischer Ebene. Das wäre jetzt mal ein Beispiel, wo ich des Gefühl habe, jeder kann in seinem Leben auch irgendwo Punkte finden, hier anzuknüpfen. Für mich ist es mein Snowboarden, mich mit dieser Plattform zu beschäftigen, aber ich glaube, jeder hat irgendwo eine Möglichkeit oder kann jedenfalls danach streben, auch ehrenamtlich. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig. Das eigentlich Entscheidende ist es, das als eine riesige Gestaltungsmöglichkeit zu begreifen, wo wir aktiv werden müssen. Zu gestalten und nicht nur zu verzichten ist die wichtigste Komponente.
Wenn es um den eigenen Lifestlye geht, klar, da gibt es auch viele Möglichkeiten. Das ist ein schwieriges Thema. Nicht einfach mal einen Flug irgendwohin zu nehmen, wenn er so billig ist oder beim Snowboarden natürlich nicht immer überall im Auto hinzufahren. Mir fällt es schwerer, klare Richtungen vorzugeben. Was ich dort eigentlich nur wieder als Marschrichtung formulieren kann: Es ist gut, einen möglichst ehrlichen Zugang zu dem Thema zu finden. Auch was den eigenen Einfluss angeht. Möglichst dieses Spannungsverhältnis, was sich da auftut, durch diesen ehrlichen Zugang, als eine Art Impuls zu nehmen zur Veränderung, als einen Impuls, aktiv zu werden oder manche Entscheidungen anders zu treffen. Das fände ich wichtig. Aber ich finde es immer schwierig zu sagen, du musst dieses oder jenes.
Vielen Dank für dieses offene und ausführliche Gespräch!
Viel Spaß mit “Playing Gravity”!