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Elias Elhardt im Interview über sein Projekt “Playing Gravity”

Mit “Playing Gravity” ist das neuestes Projekt von Elias Elhardt erstmals auf der European Outdoor Film Tour 2021 zu sehen. Wir haben ihn gefragt, was uns dort erwartet.

Zum Auftakt in die Snowboardsaison präsentieren Elias Elhardt und Sebastian Schieren auf der E.O.F.T. 2021 ihr neues Projekt “Playing Gravity”, das Elias als eine Art audiovisuelle Traumwelt beschreibt, die Snowboarden in neuen, dynamischen Perspektiven einfängt. Im Film finden beide ihren eigenen Weg, die Schwerkraft auszutricksen, woraus sich ein atemberaubender Tanz in der Luft zwischen Snowboarder und Drohnenpilot ergibt.

Wir haben uns mit Elias vor der E.O.F.T. Premiere 2021 in München über “Playing Gravity” unterhalten. Herausgekommen ist ein interessantes Gespräch über sein neues Projekt, die Agilität des Snowboardens sowie seine Zukunftspläne und Sichtweise zu mehr Nachhaltigkeit.

Tickets & Infos für die E.O.F.T. findet ihr hier.

Starten wir mit der wichtigsten Frage: Wie geht es dir, Elias?

Ganz gut, danke! Das ist immer so eine große Frage, die man nie wirklich passend beantworten kann und jedem anders beantworten würde. Insofern also im Großen und Ganzen gut. Ich hab gerade mit Sebastian gefrühstückt, mit dem ich auch dieses Drohnenprojekt umgesetzt habe. Es ist schön, heute Abend den Film gemeinsam präsentieren zu können. Das jetzt mal so weit als Momentaufnahme.

Der Winter hat begonnen. Hattest du schon ein Tag auf dem Snowboard?

Ja, einen – einen mickrigen Tag! Aber der war super schön und irgendwie ganz speziell, weil ich beim Snowboarden total in die Bewegung reinkam und nichts Spektakuläres oder Besonderes gemacht habe. Gerade nur ein paar Turns, aber eben das hab ich so geliebt, halt wieder in die Snowboardbewegung reinzukommen. Allein da oben zu sein und das Snowboard anzustrappen, da hab ich mir gedacht, ‘meine Güte, mein ganzes Leben mache ich des schon’. Ja, das war schön, aber ich bin wenig auf dem Board gewesen bisher.

Was hast du eigentlich in der Off-Season so getrieben? Hältst du dich auf dem Skateboard und der Slackline fit, oder wie schaut dein Sommer aus?

Ja, der Sommer war irgendwie speziell. Ich war viel in Innsbruck und habe auch Filmprojekte außerhalb des Snowboardens umgesetzt, wo ich mehr in der Regierolle bin und eigentlich mehr diese Perspektive weiterentwickelt habe. Ansonsten mit der Laureus-Stiftung, die eigentlich weltweit Sportprojekte fördert. Bei denen habe ich mich ein bisschen eingebracht. Dann gibt es eher so Sachen wie ein Pro-Model entwickeln mit Sponsoren, was ich ja mit den meisten meiner Sponsoren eigentlich habe. Irgendwie ist also immer was zu tun, und daran arbeite ich so den Sommer über. So richtig, dass ich einfach nur Urlaub habe und alle Viere von mir strecke, kann ich eh nicht so richtig gut und mache das auch nicht häufig. Die Wirklichkeit ist dann eher, dass die Wochen und Monate so dahinfließen mit Aufgaben, die alle anstehen oder Sachen, die mich interessieren. Irgendwie bin ich immer am werkeln und versuche so, mir eine Art reguläre Struktur wenigstens selbst aufzuerlegen, wenn sie schon nicht von außen kommt, so dass ich meinetwegen am Wochenende frei mache und Freunde und Familie besuche und während der Woche schon schaue, dass ich irgendwie was weiterbringe von diesen Dingen.

Du sagst, du warst in der Regie. Hat das mit Snowboarden und der Industrie zu tun, oder versuchst du, dich da gerade allgemein im Filmemachen zu etablieren?

Es ist schon so die Lebensperspektive oder die Berufsperspektive, die mir gerade am meisten zusagt und das möchte ich gerne auch unabhängig vom Snowboarden entwickeln. Klar ist, dass ich durch das Snowboarden überhaupt erst die Möglichkeit hatte, ins Filmemachen reinzukommen und mit wirklich tollen Leuten zusammenzuarbeiten, etwa wie bei Contraddiction und Narcis. Das waren schon einfach super Möglichkeiten, die mir das Snowboarden gegeben hat. Und dann möchte ich mich aber auch darüber hinaus so weiterentwickeln. Zum Beispiel jetzt war ich auf einer Konferenz von der TU München. Die haben ein Programm, das TUM SEED Center, bei dem es um nachhaltige Entwicklung geht, wo acht Partner-Universitäten aus der ganzen Welt, vor allem aus dem globalen Süden, da waren. Ich bin halt mehr als Filmemacher dort. Das finden die spannend und lustig, dass ich auf einen Snowboard-Hintergrund zurückblicke, aber letztlich ist die Rolle, die ich dort habe, eher für sie Storys zu erzählen. Gerade in einem Bereich, wo es um Nachhaltigkeit geht. Das interessiert mich auch. Und da wäre tatsächlich so eine Perspektive, dass ich dann in die verschiedenen Partnerländer gehe und die Entwicklungen dort miterzähle und auch porträtiere. Manchmal fällt es mir dann eher schwer, diese verschiedenen Möglichkeiten, Laureus, TUM SEED Center, meinen ganzen Job als Snowboarder, in ein stimmiges Ganzes zu fügen, aber es tun sich immer wieder Möglichkeiten auf.

 

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‘Die Zukunft des Snowboardens ist es, eben total agil zu sein und auf alle möglichen neuen Entwicklungen, sei es gesellschaftlich oder auch technisch, zu reagieren und sie zu inkludieren.’

Bevor wir wirklich tief in euren Film einsteigen, kannst du das Konzept zusammenfassen und erzählen, was uns auf der E.O.F.T. erwartet?

Es ist letztlich ein kurzer audiovisueller Clip, der einen in so eine Art Traumwelt eintauchen lässt, bei der es ganz stark auf die Drohnenperspektive ankommt, die in ganz neuen, dynamischen Perspektiven das Snowboarden einfängt. Und letztlich ist es in der Außendarstellung für mich als Fahrer und für Sebastian als Drohnenpilot mehr so ein Tanz zusammen gewesen, wo beide in der Luft sind – und genauso habe ich es auch erlebt. Wir waren einfach gemeinsam am Berg, haben alles Mögliche ausprobiert und es war ziemlich lustig, an dem Projekt zu arbeiten.

Playing Gravity ist dein drittes eigenes Filmprojekt. Bei Contraddiction – und vor allem bei Narcis – hast du beschrieben, wie du Snowboarden als Vehikel nutzt, um eine Story zu erzählen. War es bei Playing Gravity ähnlich, oder geht es vordergründig ums Snowboarden?

Das ist gar nicht so richtig passend, das jetzt mit Contraddiction und Narcis vergleichen zu wollen. Ich habe des Gefühl, wenn ich nochmal einen Film mache, dann ist das der dritte Film. Playing Gravity ist mehr ein halber Film, oder mehr so ein Spiel, was ich nebenher gemacht habe. Es war Corona, wir wussten nicht, wie die Saison verlaufen wird und zu dem Zeitpunkt war auch dieses Natural-Selection-Thema groß, und das hat mich stark interessiert. Vor allem wollte ich halt snowboarden und möglichst frei darin sein. Gleichzeitig hatte ich auch Lust, was zu filmen, aber wollte nicht in das alte klassische Setting von so einer Filmcrew, was ich schon so viele Jahre gemacht habe. Also nicht, dass das nicht auch eine Wertigkeit in sich hat und toll ist. Aber ich habe es halt schon so oft gemacht. Deshalb kam das mit Playing Gravity mit Sebastian ganz gelegen. Ich habe ja immer nur mit ihm telefoniert, wir hatten kein Konzept, sondern es einfach mal ausprobiert und haben dann nach ein paar Tagen gemerkt, dass wir uns persönlich gut verstehen, und dass es total Spaß macht, zusammen unterwegs zu sein. Wir hatten dann 4-5 Tage, an denen wir gemeinsam fahren waren und einige Aufnahmen gemacht haben. Dann war ich aber die meiste Zeit der Saison in den USA. Erst als ich dann im März wiedergekommen bin und es dann noch mal richtig Winter wurde, haben wir uns zusammengetan und versucht, wirklich mal neue Winkel mit der Drohne zu finden. Erst dann sind die Aufnahmen rausgekommen, die wir jetzt verwendet haben.

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Du hast ja gerade erwähnt, ihr habt erst relativ spät in der Saison gefilmt. Wo habt ihr in erster Linie gedreht?

Vor allem um Innsbruck rum. Sebastian hat in der gleichen Straße gewohnt wie ich. Und wir sind einfach von dort mal losgefahren in die Gebiete, waren aber auch am Arlberg unterwegs. Wir haben wirklich tagesmäßig entschieden. Es waren dann vielleicht zehn Tage oder so, wo es einfach nochmal richtig viel geschneit hat und wir dann jeden Tag raus sind. Und da ist dann der Film entstanden.

Ihr habt nur zehn Tage gedreht?

Produktiv ja. Ich sage mal, insgesamt waren es vielleicht 20 Tage am Berg draußen, kann schon sein. Die Aufnahmen im Clip sind aber letztendlich konzentriert auf die Tage, an denen es geklappt hat.

Das ist effizient. Sebastian Schieren ist ein junger Filmemacher aus IBK. Wie habt ihr zusammengefunden? Kanntest du ihn davor schon?

Das ist so random und witzig irgendwie! Ich war Ende Dezember in Osttirol, dort war viel Schnee. Schön zum Fahren, es wurde wirklich auf einen Schlag unglaublich gut. Ich war mit Freunden unterwegs, aber habe dann gemerkt, die fangen jetzt auch mit ihren Filmprojekten an, wie es eben so läuft. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nichts wirklich konkret geplant und nur mal mit ihm telefoniert. Er wurde mir davor empfohlen, weil ich auf der Suche war nach fähigen FPV-Drohnen-Filmern, also habe ich ihn mal angerufen und gefragt, ob wir mal ein paar Tage rausgehen wollen. Er ist dann sogar am gleich Tag noch runtergekommen, und dann waren wir vier Tage eben zusammen dort. So ist es eigentlich entstanden. Also sehr frei und ohne Plan, und dass er in Innsbruck wohnt, war auch Zufall, wir sind uns sonst nie über den Weg gelaufen.

Aber er wohnt in deiner Straße?

Naja, jetzt sind wir beide inzwischen weggezogen. Also, bei uns beiden hat sich parallel viel verändert, aber wir sind auf jeden Fall gute Freunde geblieben.

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Wenn das Projekt so frei und spontan entstanden ist, hattest du natürlich auch kein Druck von außen?!

Das ist cool bei dem Projekt, weil ich es einfach mal laufen lassen und vorfinanziert habe. Aber er ist ja dahingehend auch entspannt gewesen. Ich war zwei Tage mit jemand anderem unterwegs, der handheld gefilmt hat, den habe ich dann halt gezahlt. Aber ansonsten ist es dort denkbar gut gelaufen, weil klar, das hat man nicht immer, einen Filmer, der so viel Investment selbst eingeht, sonst zahle ich halt die Filme und gehe dieses Risiko selber ein. Aber bisher, mit all meinen Filmprojekten, hatte ich die Erfahrung, dass es sich letztlich lohnt. Und das war jetzt wieder so. Klar, als ich Contraddiction und Narcis in einer ganz anderen Größenordnung gemacht habe, dann war es bei diesem Projekt halt relativ entspannt, einfach mal drauf los zu starten und nicht ein großes Konzept und sonst was schon zu verkaufen, ohne zu wissen, was jetzt noch genau passieren wird. Mir hat das eigentlich sehr gut getan. Und dann dranzubleiben und jetzt die Erfahrung zu machen, dass es eh läuft, ist sehr lustig. Auch dass dieses kleine “Passion Projekt” so neben herlief, jetzt doch so eine Plattform und diesen Anklang findet.

Beim Kaunertal Opening war am letzten Abend Premiere, und die Leute hatten so Bock auf Snowboardfilme, die sind richtig ausgerastet.

What? Ist das geil! Das sind natürlich auch so Fragen, die mich beschäftigen. Wie zeitgemäß ist jetzt noch so ein klassischer Film, gibt es noch so die interessierten Leute, die genau das suchen? Mich ganz persönlich zieht dieser klassische Zugang jetzt nicht mehr so an, aber ich finde es dann schon cool, auch mal wieder in Verbindung mit der Community und den Leuten zu sein.

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Apropos klassischer Zugang: Auf Sebastians Homepage ist die Rede von der Zukunft der Filmproduktion. Würdest du sagen FPV-Drohnen, so wie ihr sie verwendet habt, zählen dazu, oder sind sowieso schon längst Standard?

Ne, ich glaube nicht, dass das die Zukunft für Snowboardfilme ist. Snowboarden ist insgesamt echt sensitiv, was neue Bewegungen angeht, weil diese Industrie insgesamt nicht so festgefahren ist. Es existiert nicht so eine unterstützende Struktur wie Verbände und so, die dann wieder Stabilität schaffen, Nachwuchs aufbauen, also ganz wichtige Arbeit machen können. Aber die gute Sache dabei ist, dass Snowboarden immer ganz agil und bei allen möglichen Trends immer sofort dabei ist. Eigentlich ja total kapitalistisch, mir fällt gerade kein besseres Wort ein. Es ist zumindest sehr auf die Ökonomie zugeschnitten. Der Snowboardsport im größeren Ganzen wird halt nicht so sehr von Verbänden gestützt, sondern ganz stark von den Firmen. Ich habe das Gefühl, dass Sachen wie Black Lives Matter oder Fridays for Future dementsprechend Themen sind, die sofort auch Eingang im Snowboarden finden und auf eine Art die Industrie diese Sachen verarbeitet und sich sofort aneignet. Insofern glaube ich, ist es eigentlich dem Snowboarden sehr stark zu eigen, sich Neuentwicklungen immer einzuverleiben. GoPros, also neue Arten Snowboarden filmisch darzustellen, aber auch neue Plattformen wie Social Media zeigen, dass es sehr dynamisch ist und sich ständig in Veränderung befindet. Die Firmen haben natürlich auch ein Interesse daran, mit der Außendarstellung am Puls der Zeit zu sein. Insofern ist es das, was Snowboarden ausmacht: sehr progressiv zu sein und immer wieder neue Möglichkeiten auszuloten. Gerade in der Darstellung vom Snowboarden auch neue technische Möglichkeiten aufzunehmen und die gleich mal für sich zu nutzen. So war es auch mit der RED-Kamera und der ganzen Entwicklung, die Travis so gepusht hat mit dem immer höheren Produktionsniveau und so weiter. Dasselbe ist es jetzt mit Drohnen, aber es ist überhaupt nicht so, dass FPV-Drohnen die Zukunft sind. Die Zukunft des Snowboardens ist es, eben total agil zu sein und auf alle möglichen neuen Entwicklungen, sei es gesellschaftlich oder auch technisch, zu reagieren und sie zu inkludieren. Das ist ja auch die Schönheit, dass da so viel möglich ist und es so viel Spielraum gibt.

Die E.O.F.T. zeigt ja normalerweise einen speziellen Zusammenschnitt der Filme. Wie ist es bei Playing Gravity? Sieht man den gesamten Movie oder ist er irgendwo anders noch in längerer Version erhältlich?

Das ist der gesamte Film. Mitte Dezember werden wir den nochmal online veröffentlichen, es sind insofern quasi zwei Schritte der Veröffentlichung. Es gibt eine analoge Plattform, das ist die E.OF.T, und besser hätten wir es uns echt nicht wünschen können, da unser Film jetzt bei endlos vielen Kino-Vorstellungen sogar an prominent letzter Stelle drin ist. Also wirklich toll, dass unser Film diese Tour dann sozusagen auch abschließt. Und ich glaube, wir werden ihn vielleicht nur ganz leicht abändern. Ein paar Schnitte, das Colour Grading etwas anders setzen für ein Online Release. Aber letzten Endes werden wir dabei bleiben. Das ist jetzt zwar nicht in Stein gemeißelt, aber ich glaube, der Schnitt passt ganz gut. Und so ist es dann eigentlich geplant, den Online Release danach zu machen.

Was steht in diesem Winter bei dir an? Was sind deine Pläne?

Ich hatte echt ein cooles Projekt geplant, ein Porträt über den amerikanischen Fahrer Jason Robinson, der auch ein guter Freund von mir ist. Er hat sich jetzt aber verletzt, was diese Pläne wahrscheinlich über den Haufen wirft. Aber letztlich ist es eigentlich dieses Erzählen von Geschichten, was mich interessiert. Persönlichkeiten kennenlernen, in deren Welt einzutauchen und all das auf der Grundlage, das Snowboarden als Bindeglied zu haben und es als Plattform und Vehikel zu nutzen. Im Grunde so wie bei Narcis, das war eigentlich ein gutes Modell. Contraddiction richtete sich sehr stark auch noch auf meine Geschichte, wo ich als Person noch stark involviert war, auch wenn ich die Produktion und so gemacht habe. Aber ich fand Narcis eigentlich ganz schön. Es war so ein bisschen die Weiterentwicklung, bei der es jetzt nicht so sehr nur um mich gehen soll, sondern darum, dass ich das nutze, was ich mitbringen kann. Snowboarden verbindet eben enorm und eignet sich, dass ich dann auch Geschichten von anderen erzähle. Das wäre eigentlich so mein Bestreben für die Zukunft, da schaue ich momentan. Letzte Saison habe ich sehr spontan das mit Playing Gravity entschieden. Also bin ich eigentlich zuversichtlich, dass da noch was entsteht. Es sind eher die Rahmenbedingungen, die ich jetzt setzen muss. Ich glaube, dann muss ich vielleicht auch manche Entscheidungen treffen, wo ich dann entsprechend weniger Energie in das contest- und performanceorientierte Snowboarden setze, weil ich halt auch nicht alles machen kann.

Das sind ja auch Zukunftsgedanken

Ja, genau, ich habe halt das Gefühl, das mit dem Filmemachen interessiert mich voll und da sehe ich tolle Möglichkeiten. Aber eben auch im Snowboarden, und das zieht mich auch. Ich hatte letztes Jahr so eine schöne Saison, allein vom Snowboarden, und ich war so glücklich, einfach auf dem Board zu stehen. Das heißt, es ist schon das Snowboarden selbst, was mich nach wie vor fasziniert, und das liebe ich auch. Aber ich muss halt immer wieder auch Inhalt finden, der das trägt. Es ist so die Schwierigkeit, wie ich in Verbindung mit dieser Freude an dem kindlichen Spielen im Schnee dann auch genug Substanz und Perspektive finden kann, die darüber hinausreicht. Und das sehe ich schwerer, als wenn ich jetzt sage, ich konzentriere mich voll auf Natural Selection und ich unbedingt diesen Contest gewinnen. Es ist schon eine tolle Herausforderung, aber ich hab des Gefühl, es führt vielleicht eher in eine Einbahnstraße für mich, als eben solche Projekte wie Narcis oder Contraddiction. Das hat mir schon viel gegeben und ist eher die Richtung, wo ich hingehe.

‘Jeder lebt sein Leben, aber hoffentlich möglichst auf eine ehrliche und engagierte Art und Weise.’

Du interessierst und engagierst dich schon länger für das Thema Nachhaltigkeit. Gibt es einen abschließenden Tipp, wie man seinen Winter nachhaltiger gestalten kann?

Das hat natürlich verschiedene Eben. Ich glaube, unser größter Einfluss ganz grundsätzlich ist das, was wir tun, also aktiv gestalten, und nicht das, was wir nicht tun. Das heißt, eine Zukunft, die wir brauchen, wird sich nicht dadurch gestalten lassen, indem wir verzichten. Mit Verzicht allein lässt sich nicht die Veränderung herbeiführen, die wir brauchen. Das heißt jetzt nicht, dass wir nicht auch bewusst konsumieren sollen, bewusst reisen sollen etc. Das ist alles wichtig. Aber viel wichtiger ist vor allem, dass wir das als eine riesige gesellschaftliche Aufgabe begreifen und schauen, wie wir uns da einbringen können. Natürlich kann nicht jeder seinen Job komplett ändern, aber ein Beispiel, sich einzubringen wäre Bürgerlobby Klimaschutz. Das ist was, wo ich mich engagiert habe, wo man mit Politikern redet und Gespräche führt, und ich im Europäischen Parlament und im Bundestag mit Politikern über dieses Thema gesprochen habe. Und da muss man ja überhaupt nicht sagen, ich kann nicht drüber sprechen, weil ich einen großen Fußabdruck habe. Man engagiert sich als Bürger für dieses Anliegen, um das strukturell zu verändern, eben auf politischer Ebene. Das wäre jetzt mal ein Beispiel, wo ich des Gefühl habe, jeder kann in seinem Leben auch irgendwo Punkte finden, hier anzuknüpfen. Für mich ist es mein Snowboarden, mich mit dieser Plattform zu beschäftigen, aber ich glaube, jeder hat irgendwo eine Möglichkeit oder kann jedenfalls danach streben, auch ehrenamtlich. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig. Das eigentlich Entscheidende ist es, das als eine riesige Gestaltungsmöglichkeit zu begreifen, wo wir aktiv werden müssen. Zu gestalten und nicht nur zu verzichten ist die wichtigste Komponente.
Wenn es um den eigenen Lifestlye geht, klar, da gibt es auch viele Möglichkeiten. Das ist ein schwieriges Thema. Nicht einfach mal einen Flug irgendwohin zu nehmen, wenn er so billig ist oder beim Snowboarden natürlich nicht immer überall im Auto hinzufahren. Mir fällt es schwerer, klare Richtungen vorzugeben. Was ich dort eigentlich nur wieder als Marschrichtung formulieren kann: Es ist gut, einen möglichst ehrlichen Zugang zu dem Thema zu finden. Auch was den eigenen Einfluss angeht. Möglichst dieses Spannungsverhältnis, was sich da auftut, durch diesen ehrlichen Zugang, als eine Art Impuls zu nehmen zur Veränderung, als einen Impuls, aktiv zu werden oder manche Entscheidungen anders zu treffen. Das fände ich wichtig. Aber ich finde es immer schwierig zu sagen, du musst dieses oder jenes.

Vielen Dank für dieses offene und ausführliche Gespräch!

Viel Spaß mit “Playing Gravity”!

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