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Rider

‘Sexismus ist Teil unserer Snowboard-Bubble’

Bei Funsportarten ist Sexismus weniger offensichtlich als beim Ball- oder Motorsport. Man muss jedoch nicht allzu genau hinschauen, um ihn auch beim Snowboarden zu entdecken. Frauen werden zu häufig belächelt, sagt unsere Autorin. Ein Kommentar

Text: Natalie Millman

Was ist denn an Snowboarden sexistisch? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Beispiele fallen mir ein, dass Sexismus sehr wohl Teil unserer Snowboard-Bubble ist. Schließlich definiert sich Sexismus auch darüber, dass manche Männer denken, sie seien Frauen überlegen. Und diese fragwürdige Ansicht ist bei Gesprächen über Freestyle-Snowboarding gar nicht so weit hergeholt. Oft werden dort die Profi-Snowboarder mit den Profi-Snowboarderinnen verglichen und es fallen Sätze wie: „Naja, die Mädels haben schon echt krass aufgeholt, aber es ist halt einfach so, dass die Jungs viel besser fahren.“ Daraufhin bleibt fast nichts anderes übrig, als zu kontern: „Ja, wenn das so ist, fahr du mal so wie unsere Snowboard-Queen Anna Gasser, dann schauen wir mal weiter!“

Oder ein anderes Beispiel von der Girls-Jib-Session. Mindestens zweimal kam mir dort zu Ohren, dass verschiedene Typen aus dem Publikum sagten, dass die Mädels viel schlechter fahren würden als die Jungs und keine Show geboten würde. Leider hatte aber keiner der Kritiker die Eier, uns das persönlich zu sagen.

Nun kann es natürlich sein, dass das Niveau der Boys in der Breite fortgeschrittener ist als jenes der Girls, aber es wäre schön, dies aussagekräftiger zu begründen, als alles nur auf das Geschlecht zu schieben. Vielleicht liegt ein Leistungsunterschied ja daran, dass viele Mädels erst vor kurzem das erste Rail gehittet haben, während die Jungs schon zehn Jahre im Park abrippen? Und ist es grundsätzlich nicht komplett egal, ob nun ein Typ oder ein Mädel besser ist? Apropos: Was bedeutet es überhaupt, „besser“ zu sein? Hundert Tricks mit Ach und Krach hinzukriegen oder lieber ein paar weniger Tricks steezy AF rauszuhauen? Natürlich bleibt die Definition davon jedem selbst überlassen, aber ich glaube, das Geschlecht sollte dabei keine Rolle spielen.


An dieser Stelle möchte ich kurz die Gelegenheit nutzen und mich an alle männlichen Zeitgenossenwenden, die glauben, uns Mädels kurz vor oder sogar auf dem Take-Off reinfahren zu müssen, um das Ding noch schnell vor uns zu hitten (und dann haut’s euch auch noch hin): PLEASE STOP IT, es nervt!


Natalie Millman

Klammert man den Level-Vergleich zwischen Boys und Girls mal aus, gibt es andererseits auch Snowboarder, die uns Snowboarderinnen supporten. Zum Beispiel besteht meine Every-day-shredcrew aus dem Männerquartett OldDirtyKirschi, Young Kirsch, Dinar Colada und Ozzy. Keinen einzigen Tag hatte ich bisher das Gefühl, dass sie beim Shredden von mir oder meinen “Girls-Skills” genervt waren. Ganz im Gegenteil: Sie pushen mich und freuen sich selbst wie ein Schnitzel, wenn ich mal was Neues schaffe. Dabei sind sie aber auch ehrlich und sagen gerade raus, wenn mal was nicht so sauber war. Das machen sie nicht nur bei mir, sondern auch untereinander, und das find ich gut, denn so werden wir wirklich alle “besser“!

„Alter, fährt die krass!“

Natürlich gibt’s auch noch andere Beispiele, bei denen man die Wertschätzung von Snowboardern zu spüren bekommt. So habe ich schon erlebt, dass ein Typ ein Mädel im Park beobachtet hat und laut losschrie: „Alter, fährt die krass!“ Oder erst kürzlich gab ein Typ offen zu, dass er an einem bestimmten Obstacle keinen Frontboard gemacht hätte, wenn ich es nicht ein paar Sekunden zuvor probiert hätte. Solche offenen Kommentare sind meiner Meinung nach nicht nur sympathisch, sondern zeigen auch, dass Snowboarderinnen in der Szene respektiert werden.

Am Ende möchte ich festhalten, dass es beim Shredden in erster Linie darum geht, Spaß und eine geile Zeit am Berg zu haben – egal, wer oder was du bist! Macht euch nicht zu viele Gedanken, was andere über euch denken, denn am Ende des Tages ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Und wenn man sieht, dass jemand “besser” oder “schlechter” fährt, sollte man sich fragen, ob es wirklich nötig ist, das lautstark betonen zu müssen – am Geschlecht liegt es jedenfalls nicht.

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