Klar ist es nobel. Aber hinter der mondänen Glitzerwelt von St. Moritz steckt ein schier unendliches Hochtal voller Freeridemöglichkeiten, das nicht zu Unrecht auf den bezeichnenden Beinamen hört: Playground in Paradise!
Auch wenn Rolls Royce & Co. in den verwinkelten Gässchen des berühmten Schweizer Nobelskiorts den eigenen, gähnenden Geldbeutel oft mickrig erscheinen lassen, positiv denken hilft ungemein: da ein Großteil der betuchten Gäste nicht selten ihr Gläschen Champagner an einer der edlen Schirmbars schlürft, verwaisen die glitzernden Neuschneehänge rund um das Dorf in der Sonne. Nicht alle wissen zu schätzen, welche Perlen zwischen Diavolezza, Corvatsch und Corviglia schlummern.
Als Zugang zum Warmwerden eignet sich der sympathische Hausberg von St. Moritz: die Corviglia. Gleich zu Beginn sollte man sich den Sechsersessel Les Trais Fluors an der rechten Flanke des Gebiets vornehmen. Relaxt – quasi im Autopiloten – lassen sich die kleinen Canyons in der Backcountry Area direkt unter dem Lift abcruisen, bevor man sich an den großen Brocken wagt: der Piz Nair führt auf stolze 3.057 Meter. In der Bowl rund um den Sessel Lej da la Pêsch kann man genüsslich ein paar Lines reinschrauben, bevor man sich in der gleichnamigen Hütte den gemütlichsten Kakao des Engadins gönnt. Über Grischa geht es dann die steile Nordflanke nach Glüna runter – immer auf der Hut vor versteckten Shark Fins.
Hat man sich auf den grundsätzlich südlich ausgerichteten Hängen erstmal warm gefahren, wechselt man auf die gegenüberliegende Seite des Tals. War die Corviglia noch Lehrzeit, so ist der Corvatsch das Gesellenstück des Oberengadins. Kein Wunder findet hier seit beinahe einer Dekade der Engadinsnow statt, einer der etabliertesten Freeride- und Slopestyle-Contests des Kontinents. Die anspruchsvollen Rinnen und Couloirs fordern schon einiges an Erfahrung und Skills. Man beweist mehr Mut, Nein zu sagen, anstatt sich im steilen Gefälle zu überschätzen. Lieber holt man sich den Respekt im fetten Freestyle Park (inklusive Bagjump), der sich ebenfalls aus dem Engadinsnow entwickelt hat. Und erstmals seit diesem Jahr wird eine Halfpipe am Corvatsch stehen.
Eines sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen: die hinter Pontresina gelegene Diavolezza. Vom Gipfel der knapp dreitausend Meter hohen „Teufelin“ eröffnet sich der Blick auf eine der atemberaubendsten Kulissen der Alpen. Wer mit Lawinenequipment gerüstet ist, findet hier den Ursprung des Playgrounds in Paradise. Der Berg gilt als der Big-Mountain-Spot schlechthin und die Variante entlang des Morteratschgletschers runter zur gleichnamigen Bahnstation gehört bei Neuschnee in jedes Freerider-Fahrtenbuch.
Und abends? Unnötig zu erwähnen, dass im kosmopolitischen St. Moritz vom Irish Pub über schicke Clubs bis zum Casino alles versammelt ist. Das schneesichere Hochtal ist aber bei weitem weit genug, um abseits des Troubles auch erholsame Orte zu finden, in denen statt der Discokugel nur der Sternenhimmel funkelt.
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