Kein Dorf, sondern eine ganze Stadt: Davos gehört zu den großen Adressen, wenn es um Wintersportdestinationen geht. Dabei zählt die höchstgelegene Stadt der Alpen nicht erst seit dem Weltwirtschaftsforum zum prominenten Tagungsort; die Freeride- und Freestyle-Elite tagt schon seit jeher auf den umliegenden Gebieten zwischen Schatzalp, Pischa und Rinerhorn. Das Jakobshorn hat dabei Geschichte geschrieben.
Als eines der ersten Gebiete der Alpen überhaupt ermöglichte das Jakobshorn – und damit Davos – Snowboardern den Zugang zum Berg, anstatt sie öffentlich auszugrenzen. Man wunderte sich vielleicht über die schrägen Typen, doch bot man ihnen von Anfang an das nötige Umfeld, um die Entwicklung des Sports vorwärts zu treiben. Ein Terrain zum Jibben am Berg, im Tal eine handgeshapte Halfpipe, und Events, die über Jahrzehnte im Bewusstsein der Szene waren. Bis heute hat sich am Status als tolerantes und progressives Zugpferd nichts verändert, nur aus den Minijibs von damals ist der stattliche Jatz Park mit den folgenden vier Lines geworden: Pro-Line, Medium-Line, Easy-Line, Rail-Line. Die Pipe ist ebefalls gewachsen, allerdings steht diese heute im Tal am Bolgen und kann sogar mit einem günstigen Pipe-Liftticket gefahren werden.
Viermal die Woche wird die gigantische Röhre beleuchtet, damit Besucher und Pros – von denen nicht wenige Davos als Erst- oder Zweitwohnsitz eingetragen haben – bis tief in die Nacht am Fuße des Jakobshorns shredden können – wenn nicht gerade einer der namhaften Events (z.B: O’Neill Evolution) steigt.
Dass sich Davos als eines der großen Schweizer Freestyle-Zentren etabliert hat, ist aber nur eine Säule des regionalen Erfolgskonzepts. Das umliegende Tal kombiniert Freeride mit Freestyle, da es insgesamt sechs Gebiete vereint, die abseits der 320 Pistenkilometern – die Strecke von Zürich bis München! – ein beneidenswertes Potenzial an Freeridemöglichkeiten bieten. Jedes Gebiet trägt seinen Teil zum Kuchen bei. So steht vor allem Parsenn als größtes Gebiet des Verbunds für ebenso flowige wie lange Abflüge in unverspurtes Terrain. Insgesamt 2.000 Höhenmeter überbrücken die Gondeln von Gipfel bis Tal, wer seine Beinmuskulatur auf Belastung testen will knattert eine der längsten Abfahrten der Alpen vom Weisfluhgipfel runter nach Küblis: 12km.
Chilliger geht es auf Pischa zu. Die breite Masse vernachlässigt das kleine Juwel, weshalb sich 18 unpräparierte Variantenkilometer sorgenfrei abpowdern lassen. Noch entschleunigter geht es auf der Schatzalp zu. Hier kann man ohne Hektik endlose, fluffige Tiefschneefelder mit eingelegtem Tempomat durchsteuern. Der Exot unter den Davoser Gebieten ist anders als anderswo: er orientiert sich zurück zur Natur und kommt völlig ohne künstliche Beschneiung aus.
Mit Freundin angereist, empfiehlt sich ein Ausflug aufs Rinerhorn. Abseits vom Rummel findet sich das ein oder andere lauschige Plätzchen im Powder, um sich eine romantische Flasche Rotwein zu gönnen. Wer dagegen lieber frontal feiert, wechselt zurück aufs Jakobshorn. Auf der Jatzhütte tanzt man zu Sounds von internationalen DJs: ein Vorgeschmack auf die Abendgestaltung.
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