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Travel Storys

Riksgränsen

Während Mitte April die Saison in den Alpen langsam zur Neige geht, fängt der „Winter“ im hohen Norden von Schweden erst richtig an interessant zu werden. Daher machten sich im letzen Frühjahr drei Mädels auf den Weg, um das famose Gebiet Riksgränsen mit Sleds und ihren Snowboards zu erkunden. Die Französin Doriane Vidal, die Britin Vicci Miller und die Norwegerin Lisa Wiik setzten Ende April 2007 auf dem verlassenen Flugplatz der Kleinstadt Kiruna auf, die vornehmlich von Rentieren und Elchen bewohnt wird.

Nach kurzer Fahrt gen Westen erreichten sie die Einöde von Riksgränsen. Als kurzer Einschub sei erwähnt, dass „Riksgränsen“ auf Deutsch „Reichsgrenze“ heisst und zudem Namensgeber für einen lokalen Fluss ist, welcher ein paar Meter neben der norwegischen Grenze dahinplätschert. Soviel zur Namenskunde und Geographie. Da der Trip sehr spontan in die Wege geleitet worden ist und sich die logistische Organisation auf ein paar Telefonate ohne Ergebnis beschränkte, standen die Mädels bei ihrer Ankunft ohne Dach über dem Kopf da. Glücklicherweise konnte Doriane ihren Charme spielen lassen und den Hotelmanager Robert um ihren Finger wickeln, der den Chicas mit Zimmern aushalf – was nicht zuletzt auch an Doriane’s Oberteil lag, das nur knapp bis zur Hüfte reichte und dem Herren Manager etwas die Augen verdrehte. Dasselbe widerfuhr am nächsten Tag auch dem Besitzer des Sled-Verleihs. Dort, wo jede männliche Crew um einen guten Deal hätte feilschen müssen, bekamen die Damen mit einem Lächeln alles was sie wollten. Wie ungerecht die Welt für Männer doch manchmal sein kann!

In weniger als 24 Stunden waren Doriane, Vicci und Lisa mit Hotelzimmern und drei brandneuen Yamaha Viertaktern ausgestattet – ready to rumble! Der erste Tag war der Gewöhnungstag, denn ausser Lisa war noch keiner jemals mit einem Schneemobil im Gelände gewesen. Doch für Doriane und die Duccattifahrerin Vicci war es ein leichtes sich an die spezielle Gewichtsverlagerung zur Steuerung der Höllenmaschinen zu gewöhnen. Einziger Wermutstropfen war der für Riksgränsen typische Nebel, der uns vorerst nicht aus den Puschen kommen liess. Abwarten und Tee trinken lautete die Devise, und die zahlte sich schliesslich aus. Die folgenden vier Tage wurden mit non-stop shredden unter strahlender Sonne verbracht. Der erste Tag verwöhnte die drei sogar mit einer frischen Powderschicht, welche die weiten, unberührten Hänge des Backcountrys bedeckte. Während die Mädels mit Vollgas über den zugefrorenen See oberhalb von Riks jagten, fanden sie ein riesiges Loch im Eis welches einen perfekten Spot darstellte. Einige Minuten später stand ein Kicker bereit, der wiederum einige Speedchecks später, um nicht im arschkalten Wasser zu landen, ready für die Session war. Vicci war die erste, wobei die Landung ziemlich flach war und somit nicht allzu viele Hits möglich waren. Lisa killte das Teil schliesslich mit einem smoothen Indy. Allerdings wurde die Landung langsam brüchig und es war an der Zeit das Weite zu suchen, bevor jemand mit dem kalten Nass Bekanntschaft macht.

In den folgenden Tagen konnten die Mädels aufgrund ihrer immer besser werdenden Sled-Skills zu immer weiter entlegenen Orten vordringen. Doch leider spielte das Wetter nicht mehr mit, weshalb der Grossteil der Spots wegen des harten Schnees unbefahrbar wurden und der anfängliche Powder vom Sturm verblasen wurde. Obwohl die langen Arbeitstage an Produktivität verloren, konnte in den Nächten noch der ein oder andere Erfolg verbucht werden. Eines Tages passierte dann etwas Merkwürdiges im Hotel. Überall in den Fluren wurden aufgestellt, dutzende von grossen Kisten und Taschen lagen herum, riesige Lastwagen parkten draussen und das Gelände war überlaufen mit Amerikanern und Franzosen. Die Ladies versuchten ein paar Informationen von den Angestellten einzuholen, und es stellte sich heraus, dass eine Hollywood Filmcrew ein paar Szenen für einen Science Fiction Film Namens „Babylone A.D.“ drehen wollte. Für einige Tage rannten Menschen mit schrägen Kostümen durch das Hotel, Stuntmen gaben Shows für die Locals zum Besten, indem sie Backflips und andere verrückte Sachen mit den Schneemobilen machten und… die Schauspieler mussten irgendwo unter uns weilen. Anscheinend sollte Gerard Depardieu in Narvik und Vin Diesel irgendwo in Riksgränsen unterwegs sein. Obwohl man Gerard nie zu Gesicht bekam, erlangte Lisa eine recht innige Begegnung mit „Vin“. Stellt euch nun die mit Abstand lustigste Szene des Trips vor.

Doriane und Lisa sitzen sich auf einer Couch gegenüber, wobei hinter Lisas Rücken ein paar Amerikaner stehen und sich unterhalten. „Lisa, was würdest du tun, wenn du Vin Diesel sehen würdest?“ fragte Doriane. „Nichts. Ich bin nicht so eine, die nur nach den Berühmtheiten her ist. Zudem finde ich, dass er wie ein Anfänger schauspielert“ entgegnete Lisa. „Hmm, dann schau dir doch mal den glatzköpfigen Kerl hinter dir an. Meinst du nicht, der schaut wie jemand aus, den du kennst?“ „Oh mein Gott“ sprang Lisa voller Aufregung auf „ist das wirklich ER?!“. Doriane darauf „Ich denke schon, aber ich geh jetzt ins Bett.“ Doriane und Vicci liessen Lisa alleine zurück, die allerdings versprach gleich nach zu kommen. Nun ja, am nächsten Morgen erschien Lisa mit einem riesigen Grinsen und ihrer Kamera zum Frühstück. Trotz all dem, was sie über IHN sagte, ging sie zu Vin Diesel, machte Fotos mit ihm und seinem Manager und unterhielt sich mit Vin, der den „Schnee sexy findet“, über snowboarden. Das war natürlich alles. Ein Schauspieler ist einfach ein wahrhafter Chick Magnet. Sogar jemand wie Vin zog immer ein Gefolge von Groupies hinter sich her, egal wo er sich im Hotel bewegte. Und das in einem der abgelegensten Dörfer Europas. Man stellte sich das ganze nur mal in Cannes oder einem anderen bekannteren Ort vor, schrecklich. Nun ja, Lisa brachte alle zum lachen und war ihrerseits super happy über die Fotos mit Vin, von daher ging das in Ordnung.

Die Kehrseite der Medaille war nur, dass die Filmcrews zu viele Zimmer belegten und der Hotelmanager, trotz Dorianes unglaublichen Charmes, die Mädels über das Wochenende aus dem Hotel verbannen musste. Also machten sie sich auf ins nahegelegene Norwegen, genauer nach Narvik, um dort die Gegend unsicher zu machen. Nach den Tagen in Riks war es nett, ein paar neue Gesichter zu sehen, Würste an Tankstellen zu essen und die lokale Disco zu rocken. Kurzum luden sie ihre Akkus für die letzten Sonnentage des Trips auf. Nach zwei Nächten in Norwegen ging es auch schon wieder zurück nach Riks, wo es die Damen tatsächlich fertig brachten, sich innerhalb von drei Tagen komplett auszuknocken. Die erste war Doriane, die in einer extrem kaputten Landung einen bilderbuchmässigen Skorpion hinlegte. Sie blieb mit ihrer Kante hängen und flog im Superman-Style durch die Luft, bevor sie mit ihren Füssen über dem Kopf auf der Brust in die Landung einschlug. Zum Glück war sie beweglich genug, um sich nichts ernster zu verletzen. Die nächste war Lisa, die eines Morgens krebsrot mit komischen Flecken an ihrem Körper aufwachte. Grund war eine heftige allergische Reaktion auf Pollen. Ein Besuch beim Doc brachte Rettung in Form von starken Antihistaminen und anderen netten Dingen. Sie war also auch raus! Zuletzt Vicci, die sich wegen eines juckenden Auges etwas Kontaktlinsenflüssigkeit in ihr Auge tröpfeln wollte. Sie schaffte es allerdings, nach einigen Drinks wohlgemerkt, mitten in der Nacht nach der falschen Flüssigkeit zu greifen. Anstatt der Kochsalzlösung schüttete sie sich Peroxyd, das aggressive Zeug mit dem Friseur normalerweise die Haare blondiert, in ihre Augen. Nach einem durchdringenden Schrei und zweistündigem Augenspülen musste sie doch einen Doktor aufsuchen. Damit war Dame Nummer 3 aus dem Rennen und die Reise vorzeitig zu Ende.

Trotz all der unglücklichen Zwischenfälle behielten die Mädels ihren Trip nach Riksgränsen in guter Erinnerung. Das Gebiet, welches Mitte der Neunziger Jahre vor allem durch Ingemar Backman an Ruhm erlangte und über die schwedischen Grenzen hinaus bekannt wurde, hat einiges für die zu bieten, die geduldig genug sind, um dem launischen schlechten Wetter in der Abgeschiedenheit zu trotzen. Die Belohnung ist ein besonderer Ort mit einzigartigem Licht zum Snowboarden, während sich in Mitteleuropa die Menschen schon in T-Shirts auf den Sommer vorbereiten.

Riksgränsen:
Saison: Von Mitte Februar bis Ende Juni
Nächster Bahnhof: Riksgränsen
Nächster Flughafen: Kiruna oder Narvik (auf der norwegischen Seite)
Website: www.riksgransen.nu

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