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Travel Storys

Alaska

Seien wir mal ehrlich: der grosse Traum eines jeden Snowboarders ist es, einmal in seinem Leben eine Line über die Hänge Alaskas zu ziehen. AK ist die unbestrittene Königsklasse im Snowboarden. Dabei könnte das Umfeld im nörderlichen Staat der USA lebensfeindlicher kaum sein: Temperaturen im zweistelligen Bereich unter null, tödliche Lawinen, bedrohliche Felsspalten und 45-Grad-Hänge, die jede Millisekunde deiner Aufmerksamkeit fordern. Nichts für kleine Jungs also! Die Big Boys Jeremy Jonas und Jonas Emery waren auch letzten Winter wieder im Land der Big Mountains und erzählen live von ihren Erlebnissen.

Meine Winter sind im Grunde genommen in zwei Saisons aufgeteilt: vor Alaska und in Alaska. Egal wie sick der Winter bis dahin gewesen ist und wie viele Shot sich im Kasten habe, sobald ich nach AK komme, muss ich immer wieder dieselbe Erkenntnis machen: All das war nur Vorbereitung auf Alaska. Der letzte Winter war entweder ein dekadentes Festmahl oder eine echte Hungersnot, es hing nur davon ab, wo man sich gerade aufhielt. Alaska aber hatte so viel Schnee, dass es aus allen Nähten platzte. Dächer stürzten ein, Städte waren ohne Strom und sämtliche Schneerekorde wurden schon Ende Februar gebrochen. Wo ich aber war, herrschte leider eher Hungersnot, so dass ich es Anfang März kaum erwarten konnte, endlich nach AK und zurück in den Winter zu kommen. Also begann ich damit, das Wetter in AK genau zu beobachten: Wochen vergingen ohne ein jegliches Zeichen der Sonne. Horrorgeschichten wurden erzählt, in denen von 15 aufeinander folgenden „Down Days“ die Rede war. Während alle kurz davor waren, verrückt zu werden, habe ich das Ganze im sonnigen Kalifornien ausgesessen und mir die Zeit damit vertrieben, meine Hausberge zu shredden. Nachdem ich dann drei Wochen lang Webcams und Langzeitwetterberichte verfolgt und studiert hatte, sah es endlich nach einem Wetterumschwung aus.

Der Alarmknopf wurde gedrückt und innerhalb eines Tages landeten Jonas Emery, Fotograf Scott Serfas, Filmer Aaron Sedway und ich in Haines, Alaska. Während der letzten zwei Winter habe ich insgesamt 60 Tage in Alaska verbracht, durfte in dieser Zeit aber nur insgesamt sechs sonnige Tage verbuchen. Es war also an der Zeit, dass sich das Glück endlich auf unsere Seite stellte. Und das tat es: Bereits am zweiten Tag wachten wir zu strahlend blauem Himmel auf. Und da das Wetter die nächsten sechs Tage so bleiben sollte, war es uns vergönnt, innerhalb einer Woche so viel zu snowboarden wie sonst in einem Monat.

Die allgemeine Vorstellung, dass du in Alaska, egal wo du hinschaust, perfekte Schneebedingungen findest, ist schlichtweg falsch. Guten Schnee zu finden wird durch den ständig pfeifenden Wind und durch die Sonne schon fast zur Wissenschaft. Je länger ein Hoch anhält, desto schwieriger wird es, gute Bedingungen an zutreffen. An unserem zweiten sonnigen Tag hatten wir es mit einem arktischen Wind zu tun, der sämtliche Faces verweht hatte und etliche frustrierte Rider wie der nach Hause schickte. Nach acht Jahren Riding in Haines fühle ich mich, als ob ich den Ort in- und auswendig kenne und alles gesehen habe, was es dort zusehen gibt. Doch der vergangene Winter in Haines war so kalt, dass das Gelände in völlig neuen Formen gestaltet wurde. Die Kälte verbunden mit dem arktischen Wind machte meine achtjährige Alaska-Erfahrung komplett unbrauchbar. Für alles, was höher als 1.500 Meter lag, brauchte man Schlittschuhe, um es befahren zu können. Das Gute war aber, dass sich in den tieferen Lagen mehr Schnee aufgetürmt hatte, als ich jemals vorher gesehen hatte. Die Heli-Piloten fliegen aber meist über 2.000 Meter Höhe und die Blicke der Fahrer, die nach den passenden Lines suchen, bleiben ebenfalls meist an den Gipfeln hängen und nicht darunter. Während die anderen Crews sich also in den Höhen abmühten, flogen wir durch Flusstäler und killten all den guten Schnee unterhalb von 1.000 Metern. – Jeremy Jones –

In diesem Moment denke und bin ich einfach nur „Yeah!“. Die ganze Energie aus der Line ist plötzlich freigesetzt und es fühlt sich an wie eine Befreiung…Ich bin verdammt schnell und geniesse den Anblick meines Sluffs, der mir ein schönes optisches Geschenk bereitet – eine Augenweide! – Jonas –

Das Beeindruckende daran, Jahr für Jahr auf denselben Bergen zu snowboarden, ist, dass kein Winter dem anderen gleicht. Heuer waren plötzlich Spots möglich, denen wir davor aus Schneemangel kaum Beachtung geschenkt hatten. Wie zum Beispiel dieses Face direkt in der Mitte dieser Bergkette. Ich bin mir nicht sicher, ob es schon immer da gewesen ist oder meine Augen einfach nicht bereit waren, es zu sehen. Die Line war die dreifache Verlängerung der Hölle! Sie war so einzigartig geformt, dass ich mir ein solches Face nicht mal in den wildesten Träumen hätte vorstellen können. An diesem Punkt machte ich den dritten und letzten Rollover und gab alles, was ich hatte, um möglichst flach über die Spinezu kommen und meine Ausfahrt nicht mit Sluff kaputtzumachen. Ich versuche, mich so leicht wie möglich zu machen und über Felsen, die sich unter der Schneedecke verstecken, zu schweben. Direkt nach diesem Foto bekam ich zwei so massive Sprays ins Gesicht, dass ich den unteren Teil des Runs fast blind fahren musste. Glücklicherweise schaffte ich es aber gerade noch aus der Schneewolke, um die Ausfahrt der Line zusehen. Als ich unten ankam, konnte ich mich nicht mehr halten und brüllte mir die Seele aus dem Leib, weil ich wusste, dass egal was auf diesem Trip noch passieren würde, ich befriedigt nach Hause gehen würde. – Jeremy –

Es ist immer wieder ein gutes Gefühl, deinen Kumpel auf dem Weg zurück zum Hubschrauber zu bobachten. Dann weisst du, dass er in Sicherheit ist und sich die Emotionen und der Adrenalin-Kick gerade vollends in seinem Gehirn und Körper ausbreiten. – Jonas –

In diesem Moment muss ich feststellen, dass der Sluff mich besiegen wird und schneller ist als ich, also stelle ich mich besser auf einen Kajak-Run ein. Da macht man sich fast die Hosen voll. Glücklicherweise ist am Ende alles gut ausgegangen! – Jonas –

Mein erster Run des Tages. Um zum Drop-in zu gelangen, musste ich erst einmal eine ziemlich gefährliche Wechte überwinden, allein das dauerte 45 Minuten. Und obwohl mir die überstehende Wechte den Blick zur Line versperrte, war ich sehr erleichtert, als ich dort mein Board anschnallen und reindroppen konnte. Der arktische Wind, der uns bald zwang, den Tag zu beenden, fegte das Face hinauf und liess bei jedem Spray tausende Nadeln in dein Gesicht fliegen. Bereits am nächsten Tag war das Face vom Wind völlig verblasen und nicht mehr zu fahren. – Jeremy –

Was ein Surf-Feeling! Über die Lip fetzen, runterollien und immer den Sluff im Nacken spüren… Vor allem weil Jeremy direkt vor meiner Nase seine Line zog, realisierte ich, wie glücklich ich mich schätzen konnte, solche Momente des Lebens mit ihm geniessen zu dürfen. – Jonas –

Jonas ist einer der Fahrer in der Welt, mit denen ich am liebsten reise und shredde. Egal wie die Bedingungen auch sind, er liebt es einfach, in den Bergen zu sein, und man merkt immer, wie dankbar er ist, weil er mit uns unterwegs sein kann. Bei Jonas fällt einem am meisten auf, wie hart er die Sachen angeht. Manchmal vergehen Tage, bis er es schafft, eine Line zu sticken, aber wenn er es dann tut, ist sie garantiert in einem Film zu sehen. Er könnte locker zehn Prozent vom Gas gehen und mehr Shots bekommen, aber er fährt lieber einen super Knaller ein als fünf mittelmässige Shots. – Jeremy –

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