Wir haben die häufigsten Fragen zum Bereich Kinder Snowboarden gesammelt und jemandem gestellt, der die Antworten kennt:
Matthias „Tia“ Baier hat Shred Kids, Europas größtes Nachwuchsprojekt im Bereich Snowboarden, ins Leben gerufen und leitet das Projekt seit 8 Jahren. Bei Shred Kids wird in wöchentlichen Snowboardsessions Kids Snowboard Festivals und Kids Camps der Nachwuchs an das Snowboarden herangeführt und die nächste Generation Snowboarder gefördert. Tia ist außerdem Inhaber der Snowboardschule Schneesturm in Lenggries und arbeitet als Snowboardführer, wo er mit dem Splitboard an seinen Lieblingsspots unterwegs ist.
Servus Tia! Wie geht es Dir und wie laufen die Vorbereitungen auf den Winter?
Bestens, ich bin schon voller Vorfreude auf den anstehenden Winter. Wir stecken aktuell sehr viel Zeit in die Vorbereitung diverser Projekte, die wir über die Saison geplant haben. Egal ob Kids Snowboarden oder Splitboarden, die Nachfrage ist sehr groß und die Leute haben Bock auf den Winter und wollen wieder draußen unterwegs sein. Das merken wir im Moment gerade besonders stark.
Man hört immer wieder, dass Kinder erst Skifahren lernen sollten, um erst danach zum Snowboarden überzugehen. Kann man das überhaupt so pauschal sagen?
Wie, echt jetzt?! Wer sagt das?
Nein, Spaß – es ist nun mal leider so: Einmal einen Mythos aufgebaut und er geht nie wieder weg. Wenn ich für jedes Mal, wo man mir in meiner Zeit als Snowboardschulleiter diese Frage gestellt hat… ihr kennt den Rest – ich habe aufgehört zu zählen.
Aber zurück zur Frage: NEIN, natürlich muss man nicht erst Skifahren, damit man dann auf‘s Snowboard umsteigen „darf“. Mit dem Snowboarden kann ohne jegliche Vorerfahrung angefangen werden. Sicherlich können sich Kinder oder auch Erwachsene mit gewissen Vorerfahrungen aus verwandten Boardsportbereichen, wie z.B. Wakeboarden, Skateboarden usw. anfänglich leichter tun, aber dass gerade das Skifahren im Sinne einer sportlich methodischen Hinführung zum Snowboarden vorgeschaltet sein sollte, gehört in die Welt der Mythen und Legenden!
Sind die Lernfortschritte beim Snowboarden mit denen auf Skiern für Kinder vergleichbar?
Ja, das denke ich schon. Da gibt es wenig Unterschiede. Das erlebe ich täglich am Berg bei unserem Nachwuchsprojekt Shred Kids und auch in meiner Snowboardschule. Wichtig zu erkennen ist, dass jedes Kind in seiner eigenen Geschwindigkeit lernt. Ich denke unabhängig von der Sportart, sondern wohl eher, wie die Interessen gelagert sind. Ganz generell kann man aber sagen, dass Kinder aus der gleichen Altersgruppe häufig ähnliche Fortschritte erzielen.
‘Natürlich muss man nicht erst Skifahren, damit man dann auf‘s Snowboard umsteigen darf. Mit dem Snowboarden kann ohne jegliche Vorerfahrung angefangen werden!’
Viele Snowboardkurse werden ab dem 6. Lebensjahr angeboten. Gibt es denn Angebote, die es Kids schon früher erlauben mit dem Snowboarden anzufangen?
Das Angebot war in Deutschland noch nicht besonders gut ausgebaut, aber wir arbeiten in den letzten Jahren intensiv daran und mittlerweile ist eine deutliche Trendwende erkennbar.
Mit dem Shred Kids Programm decken wir alle Altersstufen im Kindersnowboarden ab. Natürlich brauchen die Kleinen noch viel Unterstützung und haben nur sehr kurze Aufmerksamkeitsspannen, aber mit kurzen Einheiten und der Unterstützung der Eltern und Coaches klappt das prima. Dadurch bekommen die Eltern direkt mit, wie sie mit den Kids im Schnee spielerisch lernen können.
In vielen Shred Kids Stationen haben wir Kurse ab 3 Jahren schon voll integriert. So bieten bspw. die Shred Kids Standorte Lenggries, Spitzingsee, Sudelfeld und Feldberg einen Eltern-Kind-Kurs für Kinder mit einem Elternteil an. Nicht die Eltern stehen da auf dem Snowboard, sondern die Kids werden von ihren Eltern beim Lernen unterstützt. Ob beim Aufstehen, Anschnallen oder durch den Parcours ziehen. Der Snowboardlehrer leitet die Übungen an und macht sie vor und die Kids probieren sich aus und sparen dabei Kräfte, wenn die Eltern fleißig mitmachen.
Mehrere Kinder können somit gleichzeitig unterrichtet werden und das Ganze wird zu einem schönen Gruppenevent für Groß und Klein. Die Eltern nehmen zusätzlich noch einiges an Ideen mit, damit sie im Anschluss mit den Kids noch fleißig weiter üben können.
Ich kann nur allen, die sich für das Thema interessieren oder mit den Kids aufs Board wollen, empfehlen sich bei Shred-Kids.de umzusehen. Das ist im Moment die Anlaufstelle für Kids Snowboarden.
Skifahrer fahren geradeaus. Viele skifahrende Eltern sind davon verunsichert, dass sich beim Snowboarden mit Regular und Goofy sich irgendwann eine Schokoladenseite finden sollte.
Da fällt mir als erstes der klassische Schubstest ein, bei dem man den Snowboardschüler von hinten schubst und dann schaut welcher Fuß als erster reagiert. Und dann fällt mir direkt ein, wie dankbar ich bin, dass wir diesen Test nicht mehr brauchen und ich keine Kinder mehr schubsen muss. Es ist nämlich so: neben dem Schubstest gibt es diverse andere Tests, um den vermeintlich vorderen Fuß zu bestimmen. Problem an der Sache ist aber, dass von sagen wir insgesamt 10 Tests 5 so und 5 so ausfallen können und dann haben wir Kinder geschubst und gemacht und getan und sind kein bisschen schlauer als vorher.
Daher geht der moderne Lehrweg über eine beidseitige Methodik. Dabei ist es vollkommen egal mit welchem Fuß der Schüler vorne steht. Es wird einfach zu beiden Seiten hin geübt und die Kids lernen dabei ganz intuitiv welches ihre Schokoladenseite ist, also mit welchem Fuß sie lieber vorne stehen. Aber das coolste an der Sache ist, das von Anfang an direkt gleich auch Switch gefahren wird und sich die Kleinen daher direkt zusätzlichen Bewegungsraum erspielen.
Also einfach ein Twintip-Board und die Bindung gleichmäßig Duck (vorne: +15° / hinten: -15° passt für Anfänger gut) schrauben und der Spaß kann ohne Hickhack und Schubserei losgehen.
Gibt es für die Kids eigentlich für jede Altersstufe Snowboards, Helme, Bindungen, Boots etc.?
Ja klar. Da darf man der Industrie ruhig mal ein großes Lob aussprechen. Gerade Brands wie BURTON, K2 und NITRO Snowboards sind da super aktiv gewesen in den letzten Jahren und haben ihr Sortiment mit altersadäquat passenden Produkten für die Mini-Shredder erweitert. Kids Boards gibt es schon ab einer Größe von 80cm und die passenden Boots, die wir im Verleih haben sind 24er. Aber nicht nur Burton, Nitro und K2 liefern tolles Material für die Kleinsten. Die meisten Boardhersteller bieten mittlerweile kleine Größen an.
Können Eltern die richtige Ausrüstung auch für kleine Kids bei Kursen und privat ausleihen? Viele haben ja Angst davor, dass die Kinder schneller wachsen als man nachkaufen kann.
In guten Snowboardschulen bekommen die Kids aktuelles Material und die richtige, also passende Ausrüstung. Wie gerade schon erwähnt hat die Snowboardindustrie den Kidssektor stark gepushed. So wurde auch viel in die Entwicklung neuer Shapes investiert und dabei sind richtig gute Produkte entstanden, mit denen Snowboardfahren wesentlich leichter zu lernen ist. Daher ist es von großem Mehrwert, wenn die Kids nicht mit dem alten Board vom Onkel lernen, sondern ein aktuelleres Modell unter die Füße schnallen können, was auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Da lernt es sich einfacher, schneller und demnach mit mehr Spaß. Deshalb haben wir uns mit BLUE TOMATO einen wichtigen Partner gesucht, der kleine Shred Heads mit dem besten Snowboardequipment im Kids Bereich ausstatten kann.
Da lohnt es sich schon ein Board auszuleihen und das kann man in vielen Schulen für einen oder mehrere Tage oder wie bei den Shred-Kids Standorten auch die ganze Saison. Egal ob privat oder für die regelmäßigen Shred Kids Sessions.
Hast du spezielle Tipps bzgl. Der Snowboardausrüstung von kleinen Kids?
Die Größe muss passen. Das Board sollte auf dem Boden stehend also mindestens bis zum Kinn gehen und nicht größer sein als Augenhöhe. Wenn man bei den Größensprüngen der Firmen genau draufliegt und sich für eines der Beiden entscheiden muss, dann natürlich das Größere wählen, da die kleinen Shredheads ja wachsen wie Unkraut. Dann passt das Board auch in der folgenden Saison noch. Aber nicht einfach direkt schon mal 3 Nummern größer kaufen, das wird den Einstieg ins Snowboardgame extrem erschweren und frustriete Kids zurücklassen.
Ansonsten kann man die Kids einfach in die Entscheidung mit einbeziehen. Wenn sie nämlich das Design cool finden, wird das Board direkt zum neuen Lieblingsspielzeug.
Viele Eltern meiden wegen Verletzungen wie Handgelenksverletzungen ihr Kind auf ein Snowboard zu stellen. Ist das berechtigt?
Kleine Kinder spielen, rennen, toben, stolpern, stürzen, stehen auf und machen weiter. Neben essen und trinken sind das doch die wichtigsten Dinge ihres Alltags. Noch dazu sind ihre Knochen noch sehr viel biegsamer als die eines Erwachsenen. Wir hatten gerade in der Altersgruppe von 3-5 Jahren noch keine einzige Verletzung im Kursbetrieb. Wie gesagt es ist ja Teil ihres Alltags immer mal zu stürzen und durch den tiefen Körperschwerpunkt ist auch die Sturzhöhe sehr viel geringer als bei Erwachsenen. Über Handgelenksverletzungen mache ich mir in dem Alter daher keine Sorgen. Es wird hingefallen und aufgestanden wie auf jedem Spielplatz der Welt. Nichts anderes soll ein Anfängerkurs für die Kleinen ja darstellen: ein Spielplatz im Schnee.
Oftmals können die Kids allerdings Relationen wie bspw. wie schnell man bei einer gewissen Anfahrtshöhe wird noch nicht einschätzen. Daher schafft hier der Snowboardlehrer oder Elternteil einen safen Rahmen.
Wie kann man Kinder motivieren auf ein Brett zu steigen und vor Allem am Ball zu bleiben, wenn es mal nicht so läuft oder sie hinfallen?
Das Wichtigste ist, dass die Kleinen von sich aus aufs Snowboard wollen. Es zu erzwingen hat noch nie was gebracht. In dem man ihnen eine bespielbare Winterlandschaft gestaltet steigen die Chancen, aber letztlich entscheiden die Kids selbst, wann sie aufs Board wollen. Daher einfach immer wieder mitnehmen und ihnen spielerisch zeigen, wie viel Spaß man selbst hat und dann kommt es von ganz allein.
Und dass es an manchen Tagen einfach läuft und an anderen so gar nicht klappen will, ist auch ganz normal. Das kennen wir von uns Erwachsenen ja auch. Auch da hilft erzwingen überhaupt nichts. Wenn es nicht so gut funktioniert, einfach eine Pause einlegen. Der Schnee bietet noch viel mehr Bewegungsmöglichkeiten als nur das Snowboarden. Schneemann bauen oder Schneeballschlacht macht uns doch allen Spaß. Solange die Kids die Lust behalten im Schnee zu sein, kommt das mit dem Snowboarden dann schon irgendwann von ganz allein.
Viele Snowboard-affine Eltern wollen, dass das Kind so früh wie möglich mit ihnen zusammen auf die Piste geht. Was sollten Eltern beachten und wie können sie selbst zum Lehrer werden? Hast du Tipps?
In manchen Familien funktioniert es, wenn Eltern auch Lehrer sind, aber in den meisten wohl eher nicht. Dann sollten Sie die Kids einfach in einen Snowboardkurs in einer guten Snowboardschule stecken. Wenn die Kinder dann ihre eigenen Lernprozesse durchlebt haben, ihre eigenen Erfahrungen unter Gleichaltrigen gesammelt haben und vielleicht auch schon die ersten Kurven können, kann man mit Ihnen zusammen shredden gehen. Ich denke es hilft zu verstehen, dass nur weil ich als Elternteil da Bock draufhabe, muss mein Kind das noch lange noch nicht so sehen. Für sie ist es ja sehr vereinfacht ausgedrückt nur eine weitere spielerische Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und nicht wie bei manchen Erwachsenen der Traum den man selbst nie leben konnte, weil Snowboarden noch nicht so entwickelt war als man selbst klein war, wie es bei manchen Eltern ist.
Also auch sehr Snowboard-affine Eltern tun sich und ihrem Kind einen großen Gefallen, wenn sie einfach den Druck rausnehmen und das ganze spielerisch angehen!
Lieber Tia, vielen Dank für dieses ausführliche Interview!
Head Snowboards hat sich das Ziel gesetzt, in eine nachhaltige Zukunft des Snowboardens zu investieren. Die Kinder von heute sind unsere Zukunft, daher fokussiert sich...
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