Auf den ersten Blick sind Freeriding und Contests ein widerspruch in sich. Trotzdem gibt es immer wieder Bemühungen Snowboarding im Backcountry zu bewerten. Die Organisatoren der Freeride World Tour setzen alles daran, ihr Judging-System noch fairer und stimmiger zu gestalten. Wir verschaffen euch einen Überblick darüber wie das Riding der Big-Mountain-Elite bewertet wird.
Um dem steigenden Niveau des Freeridens gerecht zu werden, muss sich auch das Judging-System ständig weiterentwickeln. Bei der FWT bewerten mehrere Judges die Wettkämpfer einzeln. Aus diesen Einzelwertungen wird eine Durchschnittspunktezahl gebildet, die eine möglichst faire Beurteilung garantiert. Diese Judging-Methode gibt Fahrern aller Styles und Disziplinen die Möglichkeit zu gewinnen – ein sehr wichtiger Aspekt für die Fahrer, die mit den unterschiedlichsten Backgrounds zur FWT kommen: Als Freestyler, Racer, Boardercrosser oder reine Freerider.
Basis des umfassenden Trainings für alle FWT-Judges ist ein komplexes Judging-Manual, das die Organisatoren, Judges und Athleten der FWT gemeinsam erarbeitet haben. Ziel war es dabei, die Gesamtqualität und Stimmigkeit der Judging-Systeme von FWT und Freeride World Qualifiers (FWQ) zu optimieren. Um von der FWT als Judge zertifiziert zu werden, müssen potenzielle Kandidaten das Trainingsprogramm absolvieren, eine Serie von Tests bestehen, Wettkampf-Runs vergangener Jahre beurteilen sowie das Judging in Echtzeit bei Wettbewerben üben.
Das Judging bei der FWT basiert auf dem Gesamteindruck eines Laufs. Dieser umfasst die Beurteilung der Linienwahl, der Flüssigkeit und Kontrolliertheit des Runs sowie von Sprüngen und Stürzen. Die Aufteilung in diese Kriterien ist der entscheidende Schritt, um den Gesamteindruck eines Runs gewinnen zu können. Die Fahrer werden nach einer von 0 bis 100 reichenden Skala bewertet und die Judges darauf eingestellt, beim Beurteilen der Runs die gesamte Skala auszunutzen.
Vor dem Wettkampf nehmen die Judges den Wettkampfhang selbst in Augenschein und analysieren mögliche Linien sowie die Schneebedingungen. Dadurch können sie schon vorher beurteilen, wie eine schwierige bzw. eine eher sichere Linie auf diesem Hang aussehen könnte
FWT-Teilnehmer Mitch Tölderer (AUT) über das Judging: „Für mich wurde bei einem Contest gut gejudget, wenn es im Nachhinein möglichst wenig Diskussionen gibt und die Judges ihre Entscheidungen souverän begründen können. Ein gutes Gefühl nach einem Bewerb ist es, wenn die eigene Einschätzung mit dem Judging übereinstimmt. Persönlich versuche ich mir über das Judging keine Gedanken mehr zu machen – manchmal hätte man sich selbst weiter vorne im Klassement gesehen; es passiert aber auch, dass man am Podium landet, obwohl man mit seiner eigenen Vorstellung nicht zufrieden war. Bei einem Bewerb muss man bei der Planung des Runs und vor allem bei der Linienwahl Rücksicht auf die Judges nehmen: Es bringt nichts, eine gute Aktion an einer Stelle zu machen, wo sie keiner sieht.“
Die FTW Judges:
Bei jedem FWT-Contest gibt es für die Snowboarder jeweils ein Judging-Team. Das Team besteht aus je drei Judges und einem Headjudge.
In der Saison 2011 ist es der FWT gelungen, die gleiche Gruppe Judges für die gesamte Tour zu verpflichten. Snowboard-Headjudge Berti Denervaud dazu: „Wir glauben, dass wir dadurch die gesamte Saison über Beständigkeit im Judging gewährleisten können.“ Alle Judges waren früher selbst Freeride-Profis, arbeiten nur in ihrer jeweiligen Sportart und haben bereits vorher FWT-Events gejudget.
Snowboard
Headjudge: Berti Denervaud (SUI)
Lolo Besse (FRA), Xavier Jordan (SUI), Jarkko Henttonen (FIN)
Big Mountain Fieberbrunn 2011 by Nissan: Gunnar Ploner (AUT)
Zum Judging der FWQ erklärte Headjudge Berti Denervaud: „Wir werden beim ersten Qualifier der Saison, dem La ClusazRadikalMountain in Frankreich, Headjudges und FWT-Betreuer authorisieren. Dazu wird eine höhere Anzahl zertifizierter Headjudges und Betreuer bei den FWQ-Events dabei sein. Die ehemaligen Snowboardprofis Jarkko Henttonnen (FIN) und Cyril Neri (SUI) werden bei den FWQ-Events als FWT-Betreuer fungieren und so sicherstellen, dass das Judging mit der Judging-Methode der FWT auf einer Linie ist.“
Weitere Infos zur Freeride World Tour findet ihr hier.
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