Schlechtes Wetter vs. gutes Snowboarding
Es ist Montagabend, der 6. Juli 2009. Dank des G8-Gipfels in L’Aquila war die Anreise ins italienische Schnalstal deutlich nervenaufreibender und langwieriger als erwartet. Die Beamten an der italienischen Grenze haben so ziemlich jedes unserer Gepäckstücke durchsucht. Trotzdem haben es alle irgendwie in unser Hotel geschafft.
Ich bekomme langsam einen Überblick über die Crew. Mit dabei sind Simon Gruber, Fabian Fasnacht, Clemens Jezler, Andre Kuhlmann, Gian Simmen und Stefano Munari.
Die Wiedersehensfreude ist gross und wir beschliessen noch auf ein Bier in eine Bar nahe der Talstation zu gehen. Bald werden wir von der Müdigkeit übermannt. Wir gehen ins Bett und beten für gutes Wetter.
Unsere Gebete wurden leider nicht erhört: Im Tal regnet es, über den Berg fegt ein Schneesturm und die Sicht liegt irgendwo weit unter -15 Dioptrien. Simon Gruber und Andre Kuhlmann sind super motiviert und machen sich in Richtung Gletscher auf, um die widrigen Bedingungen herauszufordern. Was die beiden da oben angestellt haben, weiss keiner so genau. Vielleicht Ringelpiez mit Anfassen im Schneesturm?
Gegen Mittag hört es auf zu regnen und die Strassen sind trocken genug für eine Runde S.K.A.T.E. Der Wetterbericht für den nächsten Tag klingt viel versprechend. Wir verbringen den Rest des Tages im Pool, im Fitnessraum, oder auf der erbitterten Jagt nach einem Drahtlosnetzwerk, um wenigstens ein paar Mails checken zu können. Für den einen Teil der Crew gestaltet sich die Suche erfolgreich, für den anderen nicht (Sorry Gian!). Nach einem reichhaltigen Abendessen am italienischen Buffet gehen alle zügig ins Bett.
Am nächsten Morgen ist es immer noch bewölkt. Trotzdem machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Gondel. Auf dem Berg herrscht tiefster Winter. Es erwarten uns minus vier Grad und ein perfekter Park. An dieser Stelle ein grosses Kompliment an die Shaper!
Nach ein paar Speedchecks sind alle aufgewärmt und bereit, den grossen Kicker auseinander zu nehmen. Das Wetter ist immer noch nicht zu 100 % auf unserer Seite. Wir lauern jedem Wolkenloch auf und nutzen die wenigen Sonnenstrahlen um ein paar schöne Shots zu bekommen. Fabian ist der Mann des Tages. Er dreht schöne frontside 1080s über den grossen Kicker und feilt an seinen Landungen. Der Rest des Teams beschäftigt sich mit technischen Tricks wie switch 720s, 900s und anderen Spins in alle erdenkliche Richtungen.
Gegen 13.00 Uhr ist der Spuk vorbei und wir machen uns auf den Weg ins Tal. Die Park Crew hat uns zum Angeln und Grillen eingeladen. Clemens ist ein Naturtalent und macht den Fang des Tages. Es ist eine grossartige Erfahrung, die Forellen, die man grillt, auch selbst zu fangen.
Auch am Donnerstag ist das Wetter nicht viel besser. Von Wegen Summercamp mit Sonne und Slush – der Park ist hart wie Beton. Die Shaper haben das Table des Kickers auf stattliche 24 Meter verlängert, der Takeoff ist knapp vier Meter hoch – ganz nach den Vorstellungen des Teams…
Leider macht es der starke Wind schwierig, den richtigen Speed zu finden. Gian und Simon fliegen fast bis ins Flat. Trotzdem schaffen sie es irgendwie immer, ihre Tricks zu landen.
Um halb fünf nehmen wir die letzte Gondel ins Tal und machen uns einen entspannten Abend.
Am letzten Tag haben wir endlich bessere Bedingungen. Das Setup ist perfekt: schnelle Anfahrten und weiche Landungen. Das Team ist motiviert und vom 540 bis zum 1080 ist so ziemlich jeder erdenkliche Trick dabei. Simon zeigt einen Backside 720 Double Tailgrab und verdient sich so den Respekt des Teams. Clemens hat etwas Pech und beisst sich bei einem Frontside 1080 in die Lippe. Für ihn ist der Tag gelaufen. Der Rest des Teams beginnt damit, die Hip auf Vordermann zu bringen und startet eine kleine Session.
Müde, aber gut gebräunt, machen wir uns gegen 15.00 Uhr auf den Weg zur Gondel. Je näher wir dem Tal kommen, desto mehr verändert sich unsere Stimmung. Alle sind zufrieden mit dem, was sie in dieser Woche geleistet haben. Als wir unsere Snowboardklamotten gegen Boardshorts eintauschen ist endgültig klar, dass dieser Trip vorbei ist und sich unsere Wege wieder trennen.
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