Ståle Sandbech fliegt schon etwas aus dem Rahmen, vergleicht man den Norweger mit den anderen dominierenden Pros an der Weltspitze. Wir haben dem 27-Jährigen in einer Zeit, in der sich die meiste Energie nicht hauptsächlich auf Contests und Karriere konzentriert, mal genauer auf den Zahn gefühlt: Was beschäftigt ihn in der aktuellen Saison, wie schätzt er selbst sein Leistungspotenzial der nächsten Jahre ein – und was denkt er über Themen wie Vielfliegerei als Pro oder nachhaltigere Konzepte der Snowboardindustrie? All das verrät uns der Mann mit dem vielleicht außergewöhnlichsten Style im Luftraum über den größten Kickern weltweit im MBM-Interview.
SnowboarderMBM: Hallo Ståle, wie verlief für dich das vergangene Jahr, trotz aller Einschränkungen der Pandemie?
Ståle Sandbech: Wir hatten im Herbst eine ganz gute Zeit am Stubaier Gletscher, dann hat Österreich die Skigebiete dichtgemacht – und seitdem durften fast ausschließlich Pros auf den Berg. Dadurch wurde es schlagartig ziemlich leer, perfekte Wetterbedingungen kamen noch hinzu. Eigentlich bin ich in diesen Wochen mehr gefahren und konnte intensiver an Tricks feilen als in der gesamten Saison davor.
Also haben dich die vielschichtigen Folgen der Pandemie gar nicht mal so unmittelbar betroffen?
Alle haben in den vergangenen Jahren fast nur vorwärts geschaut, während sich jeder jetzt etwas zurücklehnt und eher wieder all das um uns herum wahrnimmt. Viele realisieren dabei, dass das Gute nah liegen kann. Auch ich nehme es als eine Phase für neue Ideen wahr. Momentan bedeutet das auch Einschnitte für uns, nur eingeschränkt reisen zu können. Und sollte man von einem Trip zurück nach Hause kommen, stehen direkt zwei Wochen Quarantäne an, abhängig von der Situation im jeweiligen Land.
Wie bist du generell derzeit in Form und wie lange brauchen Pros, um nach Auszeiten zu alter Stärke zurückzukehren?
Nach der Zeit neulich in Stubai fühle ich mich ziemlich fit und konnte da fehlende Puzzleteile für neue Tricks zusammensetzen. Für einen Restart muss man seinen Körper erst langsam wieder in den nötigen Modus versetzen und dafür die richtigen Hebel in Bewegung setzen. Manchmal geht das schneller, in anderen Phasen merkt man aber auch, dass mehr Geduld gefragt ist. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.
Ist die perfekte Tagesform entscheidender Faktor für wichtige Contests, bei denen die Besten der Welt in ihren Runs alle ans Limit gehen?
Essentiell. Man braucht auf jeden Fall einen sehr guten Tag und es muss alles passen, sonst gewinnst du die großen Events nicht. Und je älter man wird, desto seltener kommen auch solche Tage. Das war schon anders mit 17, wenn solche Dinge eigentlich kaum Probleme machen.