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Rider

Interview: Reto Lamm

Den Äußerungen einiger Pros nach zu urteilen scheint es ihnen egal zu sein, ob sie bei großen Contests wie den Air + Styles Punkte für die WST sammeln können oder nicht.

Das sind Einzelmeinungen. Wir haben von den Top-Fahrern, die sich in der Global Snowboarders Alliance organisieren, eine ganz andere Einschätzung. Sie stehen komplett hinter der Idee einer zentralen Tour. Ich bin seit 1998 in der Freestyle-Snowboardszene unterwegs. Der Sport ist damals durch Rider wie Craig Kelly, Terry Kidwell und so weiter gewachsen, damals wusste man genau wer der Beste, wer das Role Model des Sports ist. Als dann die FIS mit der Qualifikation für die Spiele in Nagano beauftragt wurde, hat das den ganzen Markt zerstört. Man konnte nicht mehr erkennen, wer der beste Fahrer ist, weil jeder wahllos an irgendwelchen Contest teilgenommen hat. Das gleiche passiert jetzt wieder, da viele Eventorganisatoren denken, sie können die Weltmacht an sich reissen, weil sie die Besten und Stärksten sind und das beste Eventkonzept haben. Vielleicht merken die Fahrer selbst nicht, was es bedeutet keine Rangliste mehr zu haben, dann gib es keine Transparenz mehr im Sport und auch keine Stars und Vorbilder. Darunter leiden am Ende die Fahrer.

Viele Snowboarder sehen sich die großen Contests nicht mehr an, weil sie das auf Spin-To-Win ausgelegte Riding langweilt. Hat die TTR eine Idee, wie man daran etwas ändern kann?

Seit Beginn der TTR haben wir es unterstützt, wenn die Events kreative Ideen hatten, dadurch ist die Superpipe entstanden und die Slopestyle Setups haben sich entwickelt. Es gab eine sehr aktive Kommunikation zwischen den einzelnen Events, alle saßen an einem Tisch und haben diskutiert wie man Snowboarding nach vorne bringen kann. Diese Kommunikation stockt inzwischen, jeder fängt an eigene Standards zu setzen. So wird es extrem schwierig den Sport weiterzuentwickeln. Es gibt verschiedene Meinungen darüber, aber grundsätzlich war der Austausch sehr gut und hat dem Sport wahnsinnig viel gebracht. 

Seit dem Ende der Kooperation mit Swatch hat die WST keinen Hauptsponsor mehr. Wie gestaltet sich die Suche nach einem Nachfolger?

Schwierig. Das Ganze ist sehr komplex. Durch die Zentralisierung der Rechte, als Teil der WST 2.0, wollten wir bestimmte Sponsoring-Kategorien frei machen. So dass ein Event zum Beispiel die Sparte Automobil freigibt, damit die TTR einen Automobilsponsor ins Boot holen kann, um diese Sponsorengelder an alle Events zu verteilen. Das ist bisher nicht möglich. Da wir diese Plattform so nicht entwickeln konnten, gestaltet sich die Situation extrem schwierig. Die Events müssen sich einigen, solidarischer und konzentrierter zu agieren. So lange das nicht passiert, ist es für uns nahezu unmöglich einen Sponsor zu finden, der mit einsteigt und zusätzlich Geld in den Sport bringt. Derzeit müsste es eine Kreditkartenfirma oder eine Bank sein, weil das die einzige noch nicht durch einzelne Contests belegte Sparte ist. Es gibt eine relativ klare Zahl, die reichen müsste, um die Interessen der Events, der Fahrer und der TTR unter einen Hut zu bringen. Zwischen 6 und 8 Millionen Euro würden uns die Möglichkeit geben jedem Event Sponsorengelder auszuzahlen, den Fahrern ein gutes Preisgeld zu geben und selbst noch als TTR einen guten Service zu liefern. Leider gibt es in diesem Segment wenige Sponsoren, die auf dem Level agieren. Und einige davon arbeiten bereits mit dem IOC zusammen. 

Gibt es denn noch Gespräche mit dem IOC?

Ja logisch, wir reden oft! Erst vergangene Woche war ich mit einem IOC Member im Gespräch. Ich denke, der größte Fehler, den das IOC je gemacht hat war es, neue Sportarten in alten Kategorien einzuordnen. Snowboarden bei den Skifahrern, Surfen bei den Ruderern und Skateboarding bei den Fahrradfahrern. Mein Vorschlag an das IOC ist, dass wir eine Actionsports Federation in’s Leben rufen, die Sportarten wie Snowboarden, Skateboarden, Surfen, oder auch Freeskiing bedient und diese neue Sportkultur unterstützt. Die FIS bedient zu viele Sportarten, um jede detailliert genug umzusetzen. 

Was sind denn eure größten Ziele im Hinblick auf die kommende Saison?

Wir müssen versuchen von diesem Gigantismus wegzukommen. Die ganzen Riesen-Events haben in den vergangenen Jahren eher Geld verloren als verdient. Wir müssen versuchen gesunde Events auf die Beine zu stellen. Deshalb müssen wir die Benchmarks für die WST Pro Series Events auf Elite Level etwas niedriger ansetzen, solange das kommerzielle Konzept nicht greift. Wir müssen mit der Zeit gehen, etwas kleiner werden und gute Arbeit leisten. 

Alles klar! Gibt es etwas worüber du noch sprechen möchtest?

Was ich noch sagen möchte ist, dass dieses ganze Gerede über die FIS und die TTR falsch ist. Das Thema muss „IOC und TTR“ oder noch besser „IOC und Actionsports“ heissen. Da liegt der Hund begraben! Die FIS hat vom IOC ein Mandat bekommen und versucht das jetzt umzusetzen. Wir sind da außen vor. Nach uns Snowboardern kommen noch zig andere Actionsportarten, die olympisch werden wollen und genau in das gleiche Problem rennen werden wie wir. Wenn das IOC jetzt keine Lösung findet und einen Weg aufweist wird es vielen Sportarten so ergehen wie uns und am Ende wird das IOC ziemlich doof da stehen. 

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