TEXT & INTERVIEW: LARS BÄRENFÄNGER
DAS INTERVIEW ERSCHIEN IN DER MBM-AUSGABE #163 (01/2012)
„Darf es etwas mehr sein?“ Wer kennt diese Frage nicht? Kaum hat man seinen Wunsch geäußert, leitet der Metzger auch schon den Versuch ein, einem noch etwas mehr aufzuschwatzen. Jemand, der diese Frage nie stellen würde, weil er es hasst, anderen etwas aufzudrängen, ist Pat Moore. Wie wir bei unserem Interview festgestellt haben, denkt er lieber zweimal darüber nach, was er sagt, bevor er ehrlich und mit tiefen Einblicken in seine Gedankenwelt antwortet. In den letzten Jahren ist Pat durch sein vielseitiges Backcountry-, Street- und Park-Riding und besonders durch seine Videoparts in diversen Forum-Filmen wie auch jetzt in „Vacation“ und in Brainfarms „The Art of Flight“ in die Top Ten der besten Allround-Snowboarder aufgestiegen. Egal ob Frontside oder Backside, egal ob Tag oder Nacht, egal ob westlich oder östlich vom Lake Tahoe und auch egal ob rote oder schwarze Beanie, Pat lässt jeden Lipslide aussehen wie ein Kinderspiel. Trotzdem würde sich der 25- jährige Rotschopf nie aufdrängen und danach fragen, ob man noch etwas mehr von ihm haben oder wissen wolle. Da wir aber wissen wollten, was hinter dem nachdenklichen Forum-Rider steckt, haben wir ihn zum Interview geladen und fragen nun euch: „Darf es etwas Moore sein?“
Guten Morgen, Pat! Hast du heute schon in den Spiegel geschaut? Nein, ich hab nur schnell meinem Hund etwas zu fressen gegeben, mir einen Kaffee gemacht und hier bin ich.
Fällt es dir schwer, dich selbst zu sehen? [lacht] Nein, eigentlich nicht, meistens zumindest. Aber wie kommst du darauf?
Na ja, ich dachte, daran läge es vielleicht, dass es für dich eine Qual sein soll, dir deine eigenen Videoparts anzuschauen… [lacht] Es ist deshalb eine Qual, weil ich sehr kritisch mit mir selbst und besonders mit meinem Style bin. Wenn ich einen bestimmten Trick probiere oder wir an einem besonderen Spot filmen, dann habe ich eine ganz genaue Vorstellung davon, wie das Ganze später aussehen soll. Wenn ich es mir dann auf dem Bildschirm anschaue, sehe ich aber leider meistens etwas komplett anderes als das, was ich mir vorgestellt hatte. Auch wenn es vielleicht irgendwie gut aussieht, ärgert es mich dennoch.
Was genau geht dir durch den Kopf, wenn du dir die „Tortur“ deines eigenen Parts doch antust? Meistens denke ich dann darüber nach, was an dem Tag, an dem die Aufnahme entstand, so alles passiert ist. Wenn ich die Tricks dann sehe, überlege ich, welche anderen Tricks hier möglich gewesen wären und dass es vielleicht sogar besser hätte aussehen können.
Wie du vorher schon gesagt hast, bist du offensichtlich sehr selbstkritisch. Woher rührt das? Ich bin einfach realistisch. Was ich jetzt mache und die Tricks, die ich zeige, sind nicht der neueste Scheiß und andere haben die gleichen Dinge, vielleicht sogar auf einem höheren Level, schon vor mir gemacht. Deswegen bin ich manchmal so kritisch und frage mich, was ich hier eigentlich mit meiner Zeit mache.
Bist du schon immer so hart mit dir selbst ins Gericht gegangen und hast dir Gedanken dar- über gemacht, was andere über dich denken? Ja, das habe ich. Schon, als ich noch klein war, und auch später in der High School hat es mich sehr beunruhigt, was andere über mich denken. Es ging sogar so weit, dass ich eine Zeit lang Panikattacken durch meine Ängste bekam und Medikamente nehmen musste. Ich habe mir einfach zu sehr zu Herzen genommen, wie ich auf andere gewirkt habe.
Äußern sich diese Ängste auch in deinem Snowboarden? Früher schon, da bin ich bei Contests öfter mal ausgeflippt. Auch wenn ich mich heute ärgere, bekommt das meine Umwelt noch mit.
Im neuen Forum-Movie gibt’s auch die ein oder andere Szene, in der du zum Beispiel ziemlich wütend dein Board gegen eine Wand trittst… Na ja, in der speziellen Szene war ich einfach nur verdammt frustriert. Es war das erste Mal, dass ich eine Winch benutzt habe, und es fiel mir mehr als schwer, die richtige Geschwindigkeit auf die Reihe zu bekommen. Beim ersten Versuch war ich viel zu schnell und bin gleich mal um das Doppelte über die Landung hinausgeflogen. An diesem Spot habe ich mir wegen eines einfachen Tricks quasi in die Hosen geschissen, weil ich den Speed nicht unter Kontrolle bekommen habe.
Und dann lädt sich bei dir einfach mal der Druck ab? Du bist sonst ein sehr ruhiger Typ und hältst dich eher im Hintergrund auf. Das passiert halt einfach, wenn es mal raus muss. Ansonsten brauche ich wirklich absolut nicht im Rampenlicht zu stehen und bin wohl wirklich eher der ruhigere Typ.
Aber in deinem Intro in „Vacation“ siehst du ganz anders aus, mehr wie ein Party Animal. Gibt es etwa zwei verschiedene Pat Moores: den netten von nebenan und das wilde, schizophrene Alter Ego? Nein, kein Schizo-Ego! Aber manchmal tut es echt gut, sich einfach mal gehen zu lassen und Spaß zu haben wie halt im Intro. Wenn ich aber bei einer Videopremiere oder einem offiziellen Event bin, halte ich mich eher etwas reserviert und bleibe nüchtern. Ich glaube aber von mir selbst, dass es wahrscheinlich mehr Spaß macht, mit mir abzuhängen, wenn Party-Time ist. Es gibt also kein zweites Ich, nur mich, wenn ich versuche, seriöser zu sein, und mich, wenn ich versuche, Spaß zu haben.
Von deinen Party-Skills noch mal zurück du deinen Snowboard-Skills: Du bist ein guter Backcountry-, Rail- und Park-Rider. Unterschätzt du dich selbst durch die ganze Selbstkritik nicht vielleicht ein bisschen zu sehr? Ja, vielleicht tue ich das, aber ich lobe mich auch mal selbst [lacht und klopft sich auf die Schulter] und schaue nicht nur, was ich hätte besser machen können. Ich bin wirklich verdammt glücklich mit den Videoparts, die ich bisher filmen konnte. Aber man sieht halt auch immer hinter die Kulissen und das, was man hätte anders machen können. Ich habe einfach verdammt hohe Erwartungen an mich selbst.
Wo würdest du deinen eigenen Style einordnen? Sich selbst einzuschätzen ist natürlich nicht sehr leicht und das will ich eigentlich auch gar nicht machen. So hart nehme ich mich selbst dann doch nicht ran. Aber wie ich schon gesagt habe, manchmal oder meistens sehen die aufgenommenen Tricks nicht mehr so aus, wie ich sie mir vorher vorgestellt habe. Wenn ich sie mir vorstelle, dann sehe ich sie genau so vor mir, wie es meine Lieblings-Fahrer tun. Wenn ich zum Beispiel einen Method mache, denke oder wünsche ich mir, dass ich Terje Håkonsen oder Jamie Lynn wäre. Oder wenn du einen Backside Rodeo machst, denkst du an Travis Parker oder an David Benedek. Eigentlich ist es sogar bei vielen Tricks so, dass ich gerade Davids Style als das Nonplusultra sehe.
Ich habe außerdem gelesen, dass du dich nicht als „Original Rider“ siehst. Was genau meintest du damit? Das meinte ich so, dass ich mich bei meinen Tricks sehr stark vom Style meiner Lieblingsfahrer und Vorbilder inspirieren lasse. Wie sollte ich selbst ein Original sein, wenn ich mir bei einem Frontside 360° vorstelle, Jamie Lynn zu sein? Ich denke, dass das Aneignen eines Styles oder allein, dass man einen Trick so machen möchte wie jemand anderes, auch eine Art ist, den älteren Fahrern den Respekt zu zollen, der ihnen gebührt.
Wer steht noch auf der Copy & Paste-Liste beziehungsweise von wem lässt du dich noch beeinflussen? Da gibt es viele! Als ich in der High School war, waren natürlich die Fahrer des Forum Teams um Peter [Line], J.P. [Walker] und Joni [Malmi] meine Favoriten. Ich fand aber auch die „Whitey“-Videos ziemlich cool und habe zu Mikey Leblanc, DCP und Andrew Crawford aufgesehen. Da ich aber als Kind ein totaler Pipe-Fanatiker war, standen natürlich auch Terje, Ross Powers, Trevor Andrew und Keir Dillon ganz oben auf der Liste.
Was würdest du Kids mit auf den Weg geben, die dich als Vorbild sehen und wissen wollen, wie du es gemacht hast? Ich würde ihnen natürlich die Wahrheit sagen. Dass ich anfangs eine Menge Contests gefahren bin und so die Aufmerksamkeit auf mich lenken konnte. Bei Forum bin ich damals nach dem allerersten Youngblood Contest untergekommen. Nachdem es dann aber einmal richtig lief, konnte ich meine Priorität immer mehr aufs Filmen setzen.
Neben den bereits angesprochenen Erwartungen an dich scheinst du aber auch andere Erwartungen erfüllen zu wollen, beziehungsweise es scheint, dass du mit deiner Art versuchst, den Kids da draußen zu zeigen, dass man sich nicht nur auf seinem Talent ausruhen kann. Was ich allen, die meine Fotos und Videoparts oder mich persönlich auf dem Berg sehen, zeigen möchte, ist, dass man beim Snowboarden jede Minute genießen und nutzen soll. Wenn man draußen sein und snowboarden kann, sollte man sich sehr glücklich schätzen, sein Potenzial voll aus- schöpfen und vollen Einsatz zeigen. Es gibt so viele Menschen, die nicht in den Genusskommen können, snowboarden zu gehen!
Übst du selbst viel Druck auf dich aus? Ja, das tue ich. Sehr viel sogar. Ich weiß einfach, wie glücklich ich mich schätzen kann, in dieser Position zu sein, und ich weiß auch, dass ich verdammt noch mal das Beste daraus machen und mich anstrengen sollte.
Und wie sieht es mit dem Druck von außen aus, von Sponsoren zum Beispiel? Nachdem erst Jake Blauvelt und nun auch noch John Jackson von Forum gegangen sind, sieht es so aus, als wärst du das neue Flaggschiff. Na ja, als neues Flaggschiff würde ich mich jetzt nicht sehen. Es ist zwar immer so, dass jemand aufsteigt, wenn ein anderer das Team verlässt, aber wie man an Jake sieht, können solche Wechsel für die Fahrer oftmals sehr positiv sein. Jake konnte nach dem Wechsel sein Ding machen und John konnte bei Forum noch mal einen drauflegen. Aber ich selbst spüre von Forum überhaupt keinen Druck, ich sehe das Ganze eher wie eine natürliche Entwicklung an. Ich bin jetzt schon seit zehn Jahren bei Forum und ich habe mich über die Zeit auch durch verschiedene Ebenen oder, wenn man so will, „Dienstgrade“ verbessert und hochgearbeitet. So bin ich mittlerweile an einen Punkt angelangt, an dem ich weiß, wie man Sachen in die Tat umsetzt und wie der Hase läuft. Das ist einerseits sehr wichtig für mich selbst und andererseits ist es wichtig, da ich mittlerweile ja auch eine Art Vorbild für die Fahrer bin, die gerade erst ins Team nachrücken.
Du sprichst es selber an: Es gibt derzeit zahlreiche junge Fahrer, die nachrücken und das Level noch einmal nach oben pushen. Fühlst du dich bereit zum Mitziehen und wie gehst du dann mit der Progression von Tricks um? Letztes Jahr war es etwas schwierig, mit der Progression mitzuhalten und auf dem Laufenden zu bleiben. Vor allem die Progression um die ganzen Double Corks in den letzten Jahren ging so verdammt schnell! Aber um sich wirklich zu verbessern, denke ich, dass man seine „Komfortzone“ unbedingt verlassen muss. Die Zeit, nur komfortable Tricks zu machen, ist irgendwann vorbei, wenn man sich weiterhin verbessern will. Ich habe in den letzten Jahren meine Tricks ins Backcountry oder auf die Straße übertragen, im letzten Winter aber auch angefangen, neue Dinge zu lernen. Es fühlt sich dann auch verdammt gut an, wenn du merkst, dass du zu den anderen wieder aufschließen kannst. Außerdem habe ich gelernt, dass man nicht immer nur die bekannten Tricks sicher hinstellen muss, sondern sich ruhig auch mal aufs Maul hauen kann, wenn man neue Sachen ausprobiert.
Hast du Angst vor Stürzen? Ja, leider eine Menge! Wie zum Beispiel bei diesem Hausdach-Gap in „Vacation“, da hatte ich richtig Schiss, dass es schief geht und dass es mich aufs Maul haut. Manchmal sind die Risiken so hoch, dass die Angst deine Gedanken komplett übermannt.
Wie managst du deine Angst, dass du dich dann doch traust, über das Gap zu springen? Sobald wir einen Spot nur auschecken, fängt es in meinem Kopf an zu rattern, welchen Trick ich machen könnte, wie das Ganze funktionieren soll und es nachher auf Video aussehen könnte. In dem Moment, in dem ich mir ausmale, wie der Trick perfekt zur Location passen würde, kommen mir dann leider auch immer die Gedanken, welche Fuck-ups passieren können. Irgendwie muss man lernen, damit klarzukommen und die Angst hinten anzustellen.
Du hattest in den letzten zwei Jahren auch mit Verletzungen zu kämpfen. Die erste war beim Air&Style in Innsbruck, nach der du ziemlich angefressen warst. Angefressen? Ich war total angepisst! Ich war das allererste Mal beim Air&Style und es war schon immer ein Traum von mir, dort einmal mitzufahren. Und dann habe ich Depp mir, schon bevor der eigentliche Contest überhaupt anfing, die Schulter kaputtgemacht. Das war mehr als frustrierend. Dann habe ich mir bei einem Slam in einer Quarterpipe noch mein Becken angeknackt, wobei ich damit noch richtig Glück hatte und gut davongekommen bin. Ich hätte mich noch viel schwerer verletzen können, schließlich bin ich aus fast zehn Metern abgestürzt – das hätte der totale Fuck-up werden können!
Passierte der Sturz in der Quarterpipe bei deinem Red-Bull-Projekt, bei dem du den Höhenrekord von Terje brechen wolltest? Ja, das war bei der Red Bull Six Story auf einer neun Meter hohen Quarterpipe. Ich habe versucht, den Rekord anzukratzen und einen Air über zehn Meter hinzubekommen. Ich hab’s aber einfach nicht in den Griff bekommen. Beim Sprung vor dem Crash hatte ich gut neun Meter Höhe erreicht, also nahm ich mehr Anlauf, um mehr Speed zu erlangen. Leider habe ich aber einfach nicht den richtigen Absprung getroffen und nicht den nötigen Pop gehabt, bin direkt aufs flache Oberdeck der Quarter geprallt und voll mit der Hüfte eingeschlagen.
Wie ist es denn überhaupt zu dem Projekt gekommen, dass du versuchen wolltest, Terjes Rekord zu brechen? Im Grunde ist die Idee schon vor einiger Zeit entstanden. Ich war 2007 bei der Arctic Challenge und mich hat Terjes 9,6-Meter-Air einfach total beeindruckt und motiviert. Als ich damals nach Hause kam, sprach ich mit den Jungs von Red Bull, ob es nicht möglich wäre, eine eigene Quarterpipe zu bauen und zu versuchen, den Weltrekord von Terje zu brechen. Die Idee ist dann aber wieder in Vergessenheit geraten, bis im Sommer 2010 Ryan Runke zu Red Bull kam. Irgendwer hat ihm von der Idee erzählt und er hat es in die Tat umgesetzt. Als die Quarter dann letzten Winter in Copper gebaut wurde, war es zwar schon fast vier Jahre her, dass ich solch ein Ding das letzte Mal befahren habe, aber ich dachte, dass man es zumindest versuchen sollte.
Hat dich das nicht wieder unter Druck gesetzt, dass so ein Projekt nur für dich umgesetzt wurde, und so vielleicht auch Angst geschürt? Angst nicht, aber es lastete schon eine Menge Druck auf mir. Es war schließlich das erste Mal, dass jemand solch ein Projekt nur für mich auf die Beine gestellt hat. Ich habe mich selbst gestresst wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Dass ich den Rekord nicht brechen konnte und mich verletzt habe, war nicht gerade erfreulich. Ich war schon sehr enttäuscht! Aber wenigstens hatten wir eine gute Zeit mit Jake Mitrani, Peter Line, Chad Ottestrom und noch ein paar anderen und haben einfach das Beste aus der Session gemacht.
Diese Saison sehen wir dich ja wie schon erwähnt in Brainfarms „The Art of Flight“ und im Forums Team-Movie „Vacation“. Kann man diese zwei Filmprojekte eigentlich miteinander vergleichen? Ein Vergleich ist wirklich nicht einfach, weil die Projekte ja ganz unterschiedlich aufgezogen wurden. Mit Brainfarm habe ich leider nur zwei bis drei Wochen gearbeitet. Als ich auf einem Trip mit Forum war, rief plötzlich Travis an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, zu ihm nach Jackson Hole zu kommen. Natürlich habe ich mich nicht zweimal bitten lassen und diese Möglichkeit sofort wahrgenommen. Allein die Brainfarm Crew war schon echt heftig, ohne Fahrer bestand die Crew schon aus mehr als zehn Leuten: mehrere Filmer, ein Audio-Typ, Fotografen, Regisseur und ein Guide… einfach Wahnsinn! Die Forum-Crew, mit der ich schon seit sechs Jahren zusammenarbeite, besteht nur aus einem Filmer, einem Fotografen und uns Fahrern. Es war in Jackson schon etwas nervenaufreibend, wenn so viele Leute am Spot involviert sind.
Gehst du zwei so unterschiedliche Projekte dann auch anders an? Eigentlich nicht. Ich gehe alles mit derselben Intensität an und gerade in der letzten Saison habe ich versucht, so viele und so gute Shootings und Trips wie möglich wahrzunehmen. Der einzige Unterschied bei Brainfarm und der Travis Crew war, dass ich wusste, dass ich nur eine limitierte Zeit zum Filmen hätte und um die Shots hinzubekommen. So hatte ich während der Zeit in Jackson etwas mehr Stress, um etwas Sinnvolles entstehen zu lassen.
Bist du glücklich mit den Aufnahmen und Parts oder sind wir jetzt wieder bei den Qualen angekommen? Ich bin einfach glücklich, dass ich es geschafft habe, von beiden Projekten ein Teil zu sein. Mit meinem Part im Forum-Video kann ich echt zufrieden sein, da ich sehr viel Arbeit und persönlichen Einsatz hineingesteckt habe und sich diese Arbeit am Ende echt ausgezahlt hat. Und die Dreharbeiten zu „The Art of Flight“ waren einfach eine echt gute Erfahrung und es war cool, dabei zu sein. Ich bin echt happy, dass ich auch ein Teil dieses Filmprojekts sein darf.
Lass uns noch etwas über deine Herkunft sprechen: Du kommst gebürtig aus New Hampshire, einem Bundesstaat der USA, den man in Europa nicht unbedingt mit Snowboarden assoziiert, der aber viele gute Fahrer hervorbringt. Wie bist du also zum Snowboarden gekommen? Ohne meine Mom wäre ich nie zum Snowboarden gekommen. Sie hat damals im Büro unseres lokalen Resorts Waterville Valley gearbeitet und hat mir Skifahren und Snowboarden nahe gebracht. Und wie du schon sagst, wird New Hampshire echt selten mit Snowboarden verbunden, obwohl eine Menge Profis von dort kommen: Chas Guldemond, Danny Garrity, Jeremy Jones, Ross Powers, Mikey Leblanc, Chris Grenier, Scotty Arnold, Scott Stevens und unzählige von den älteren Pros kommen aus der Gegend! Vergleicht man die US-Szene mit Europa, sind wir so etwas wie die Finnen. Mein Resort Waterville Valley wäre dann wie Talma in Finnland: ein kleines Gebiet, das aber viele Pro Rider hervorgebracht hat.
Hat deine Mom einen großen Einfluss auf dein Snowboarden und deine Karriere gehabt? Sie hat einen gewaltigen Anteil daran! Meine Mom kannte jeden in und um Waterville, der etwas mit Snowboarden zu tun hatte – auch wenn es anfänglich in den 80er noch nicht ganz so viele waren. Sie hat Snowboarden von Anfang an unterstützt und hatte einen großen Einfluss auf die Snowboard-Szene hier im Osten der Staaten. Als ich mit dem Snowboarden anfangen wollte, hat sie mir den Weg geebnet: Sie hat mir das Equipment besorgt und mich den richtigen Leuten an die Hand gegeben, die es mir beibringen konnten. Der Berg war so eine Art Babysitter für mich und meine Mom wusste immer, wo ich war. Als ich dann besser wurde, hatte ich an den Wochenenden und nach der Schule immer einen Platz, wo ich fahren und trainieren gehen konnte. Einen Elternteil zu haben, der in einem Resort arbeitet, hat mir erst die Möglichkeit gegeben, so oft fahren zu können. Ohne dieses Privileg wäre ich nie so weit gekommen
Du führst mit deiner Mom ja auch ein Projekt, mit dem ihr Kindern helfen wollt. Wie heißt es und um was genau geht es bei der Sache? Es hat nicht wirklich einen Namen, man könnte es „The Pat Moore Scholarship Foundation“ [„Pat-Moore-Stipendienstiftung; Anm. d Red.] nennen. Grundsätzlich geht es darum, Kindern aus der Gegend die Möglichkeit zu geben, auf den Berg zu gehen und snowboarden zu können. Viele der Kinder hier beziehungsweise deren Eltern haben nicht das Geld, dass die Kids snowboarden gehen könnten. Wir wollen also versuchen,die Kids mit Snowboards, Klamotten und Saisonpässen zu unterstützen. Außerdem können wir einige Stipendien für die örtliche Snowboard Academy verteilen. Wir veranstalten dieses Jahr schon zum vierten Mal die Spendenaktion „Back to the Boneyard“.
Ist das die Art und Weise, wie du dem Snowboarden zurückgibst, was es dir gegeben hat? Ja, irgendwie schon. Auch wenn es bisher „nur“ an der Basis ist und wir noch nicht richtig große Stipendien oder so etwas vergeben können, sind wir glücklich, dass wir zumindest etwas tun und helfen können!
Ich würde gerne noch ein anderes Thema ansprechen: Wie denkst du als Außenstehender beziehungsweise als jemand, der kaum Contests mitfährt, über die zurzeit brodelnde Diskussion zwischen TTR, FIS und IOC? Ich denke, dass es für Snowboarder sehr wichtig ist, die Kontrolle über ihren Sport zu haben. Es ist großartig zu sehen, dass Chas [Guldemond] einen Standpunkt bezieht und seine Meinung offen sagt. Er verbringt eine Menge Zeit unterwegs und zieht von Contest zu Contest; er weiß also, worüber er spricht. Da ich aber nicht an den ganzen Contests teilnehme, bin ich echt bei der ganzen Sache eher ein Außenseiter. Ich bin aber auch genug Insider in der Contest-Szene, dass ich sehe, wie Snowboardern und ihrem Sport die Möglichkeiten und Vorteile von irgendwelchen herrschenden Gremien und Verbänden vorenthalten und weggenommen werden. Ich respektiere sehr, was zum Beispiel Terje bisher gesagt und gemacht hat. Wenn ich Contests und Contest-Serien bestreiten würde, wären es mit 100 Prozent Sicherheit nur TTR-Events!
Denkst du, dass Snowboarder vermehrt aufstehen und ihre Stimme nutzen sollten, um den Sport besser zu machen? Sicher sollten sie das tun! Und das ist ja auch das Gute an WAS [We Are Snowboarding; Anm. d. Red.]: Die Fahrer setzen sich zusammen, um über ihren Auftritt zu sprechen und mit vereinter Stimme aufzutreten. Nicht jeder Snowboarder beziehungsweise nicht jede Stimme hat das Gewicht, wie es Terje hat. Es ist also gut, dass sich diese Gruppe geformt hat, um einen gemeinsamen Standpunkt zu vertreten.
Wie sieht es sonst mit dir und Contests aus? Du sagtest vorher, dass du durch sie erst groß geworden wärst, dich dort aber auch immer sehr gestresst hättest. Ich hab es schon immer gemocht, mich mit anderen zu messen und Contests zu fahren, aber irgendwie hat es mich immer mehr in Richtung Film gezogen. Das mag an den Fahrern liegen, die ich auch schon als Kind bewundert habe und die den gleichen Weg von Contests weg zum Filmen gegangen sind. Oder es liegt daran, dass ich einfach beim Filmen geblieben bin, da es besser für mich funktioniert hat. Aber irgendwie bedauere ich es, dass ich es mit den Contests nicht noch etwas länger versucht habe, da ich es auf Contests nie geschafft habe, mein ganzes Potenzial auszuschöpfen.
Und wo siehst du dich in ein paar Jahren? In ein paar Jahren? Wow, wahrscheinlich bei dem gleichen Scheiß, den ich jetzt mache… [lacht] Ich hoffe, dass ich dann immer noch für einen Videopart filme und es schaffe, mich immer weiter zu verbessern. Man wird sehen.
Willst du nach der aktiven Karriere später im Snowboard-Business bleiben? Klar möchte ich noch ins Snowboarden involviert bleiben, wenn ich eines Tages vom Pro-Dasein zurücktrete! Ich denke, dass es für Leute wie Teammanager, Agenten, Judges, Firmen usw. sehr wichtig ist, einen Snowboard-Hintergrund zu haben. Denn diese Leute sollten nur das Beste für Snowboarder und Snowboarden im Hinterkopf haben und wollen. Ich denke, dass man als ehemaliger Profi dem Sport und besonders den aufstrebenden Kids und Nachwuchsfahrern sehr viel helfen kann.
Und was ist mit einem Einblick in deine nahe Zukunft, was passiert im Winter 2011/12 bei dir? Wir haben schon einige Pläne geschmiedet. Es wird natürlich wieder ein Forum-Video geben und ich werde diesen Winter auch wieder bei dem ein oder anderen Contest an den Start gehen. Irgendwie fühle ich mich aber immer noch so, als wäre ich auf der „Vacation“-Premierentour. Wo bin ich eigentlich..? Kaum da von der einen „Vacation“, geht’s schon auf die nächste: Morgen fliege ich mit meiner Freundin nach Hawaii!
Na, dann aloha! Danke für deine Zeit und einen schönen und erholsamen Urlaub, bevor die Saison losgeht!
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