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Rider

Blickwinkel: Peter Line

blickwinkel_640Die Nachricht, dass Forum ab der kommenden Saison nicht mehr existieren wird, kam für alle sehr überraschend und ohne jegliche Vorankündigung. Auch Peter Line, Mitgründer und Aushängeschild der Core-Brand stand von heute auf morgen vor einer ungewissen Zukunft. Was die Freestyle Legende über das schicksalhafte und doch kalkulierte Aus für Forum denkt und wie er nach der Hiobsbotschaft über die Zukunft des Snowboardens zu sagen hat, erzählte uns Mr. Line einen Tag vor Weihnachten im Interview. Zum Saisonabschluss gibt’s Peters Blickwinkel zur am heißesten diskutierten Entscheidung im Snow-Biz des vergangen Jahres. Rest in Peace Forum Snowboards.

Text & Interview: Meike Vetter
Foto: Tim Peare

›Peter, es ist kurz vor Weihnachten, wir versuchen dich seit Wochen zu erreichen, wo zum Teufel steckst du? ›Eigentlich hier zu Hause in Seattle. Es hat gerade angefangen zu schneien und ich war schon ein paar Tage beim Snowboarden. Ich vermute, dass ich einfach noch geschlafen habe oder auf dem Berg war, als ihr angerufen habt, irgendwas ist ja immer…

›Du scheinst sehr beschäftigt, was treibst du zurzeit? ›Ich hab ein paar Sachen für ein französisches Magazin gemacht und arbeite an einer möglichen Zukunft für mich, worüber ich momentan aber noch nicht reden kann.

›Es ist interessant wie stark die Szene dich mit Forum assoziiert und dich ins Zentrum der Diskussion stellt, seit Burton die Entscheidung zum Aus bekannt gab. Deine Meinung scheint in dieser Angelegenheit für viele sehr wichtig zu sein. ›Es gibt viele Aspekte die man berücksichtigen muss. Generell war Forum ein starkes Brand am Markt, das Team und die Videos waren der Wahnsinn und ich denke es hätte auch weiterhin als ein Teil von Burton bestehen können. Aber Burton sieht The Program [Forum, Foursquare und Special Blend, Anm. d. Red.] als Ganzes und ich denke der Grund weshalb sie es nicht weiter laufen lassen ist, weil die anderen beiden Brands nicht gut liefen. Forum musste so ein stückweit deren Verluste abfangen, eine Tatsache, die ich nicht unterstützt hätte, aber die Zeit ist generell schwierig, keinem Brand geht es wirklich gut, da ist es wohl vernünftig gewisse Maßnahmen zu ergreifen, dass sich die Hauptfirma Burton weiter entwickeln kann.

›Wäre es nicht möglich gewesen Forum alleine weiter zu führen, ohne Foursquare und Special Blend? ›In meinen Augen absolut, aber ich führe auch keine Multimillionen schwere Firma und kenne mich auch nicht mit Zahlen sonderlich gut aus. Mir wurde gesagt, dass es um die Finanzen ging und es deshalb eine sinnvolle Entscheidung ist. Aber Forum ist noch immer bedeutend in der Szene, Kids sind begeistert, es ist ein Brand, dass in den letzten 16 Jahren sehr viel für Snowboarden getan und Geschichte geschrieben hat. Allein dafür, was das Brand repräsentiert, lohnt es sich es am Leben zu halten.

›Du warst der Dienstälteste bei Forum, einer der Mitgründer, Teil der legendären Forum Eight und hast auch nach deiner Zeit als professioneller Rider das Brand weiterhin repräsentiert.  ›Mein Name ist sicher der Stärkste, da ich als Einziger von der ersten Minute an ein Teil von Forum war und bis zuletzt mit ihnen gearbeitet habe. Zu Begin war ich bekannter als Forum, aber das Brand hat sich schnell entwickelt und die Firma konnte weiter bestehen, auch nach meinem Rückzug aus dem aktiven Pro-Dasein. Mein Name war ein stückweit das Aushängeschild des Brands, genauso wie Jake Burton es bei Burton, Tom Sims bei Sims oder Jamie Lynn bei Lib-Tech war. Ich möchte nicht übertreiben, aber ich glaube, dass ich so etwas wie die Leitfigur von Forum war.

›Forum hat es über die Jahre geschafft einen hohen Status in der Snowboardszene zu erlangen. Was glaubst du haben sie anders gemacht als andere? ›Als Forum 1997 angefangen hat gingen gerade einige kleine Brands den Bach hinunter, Fahrer haben neue Sponsoren gesucht und Videos hatten einen sehr hohen Stellenwert. Durch Mack Dawg, die ein Teil von Forum waren, hatten wir die Möglichkeit junge, unbekannte Fahrer zu entdecken, sie zusammen zu bringen und sie zu Rockstars zu machen. Wir sind raus und haben die Kids der Zukunft gesucht, ein Team auf die Beine gestellt, sind zusammen gefahren, haben uns gegenseitig motiviert und wurden so zu immer besseren Ridern. Es hat funktioniert und sich weiterentwickelt bis es zu etwas gewachsen war, was wir selbst nie für möglich gehalten hatten. Zu dieser Zeit war es nicht üblich Snowboarder als Team auftreten zu lassen, es wurden eher die einzelnen Individuen von den Brands supportet und unterstützt. Bei uns war es anders: wir sind zusammen gereist, haben unsere Freizeit miteinander verbracht, sind gemeinsam in die Bar gegangen, Teamrider und Teammanager hatten riesigen Spaß und wir haben alles in der Gruppe gemacht. Wir waren wie eine richtige Familie, selbst andere Fahrer wollten mit uns abhängen, weil sie an dem Gefühl der Gemeinschaft teilhaben wollten.

›Das Ende kam sehr abrupt. Hast du es in irgendeiner Art und Weise kommen sehen? ›Ich wusste, dass es bei Foursquare wahrscheinlich nicht weiter gehen würde, da ich gerade angefangen hatte enger mit ihnen zusammen zu arbeiten. Ich hab viele Designs gemacht und sollte in der kommenden Saison stärker eingebunden werden. Mitte des Jahres kam einen Anruf, dass wir vorerst auf hold sind und dass sie sich melden, wenn sie wissen wie es weiter geht. Da habe ich mir schon gedacht, dass es das wohl war mit Foursquare und eventuell auch mit Special Blend, aber bei Forum kam die Nachricht völlig aus dem Nichts, ich habe es an dem Morgen erfahren, als alle anderen auch davon gehört haben.

›Was war dein erster Gedanke? ›Es hat mich sehr getroffen. Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht was nun aus mir wird, was ich als nächstes tun soll… Es waren immerhin 16 Jahre meines Lebens die ich Forum gewidmet habe, Dinge zu kreieren und weiterzuentwickeln. Zum Schluss habe ich dafür gekämpft, dass Forum in Richtungen geht die ich für richtig hielt. Es war wie ein Baby das man großzieht, sieht wie es sich zum Teenager entwickelt und wenn es dann vor einem selbst das zeitliche segnet, tut das weh. Ich habe geweint, denn man liebt dieses Baby, wie man es immer geliebt hat und es ist ein echt beschissenes Gefühl, wenn man einer Firma geholfen hat ein Brand aufzubauen und es dann ein solches Ende findet!

›Kannst du die Entscheidung von Burton trotzdem nachvollziehen? ›Ja, wenn es einzig um Geld geht und darum wie man finanziell gesehen ein Unternehmen führt, dann kann ich es schon verstehen. Es wäre etwas völlig anderes, wenn sie nicht hinter dem Brand gestanden hätten oder wenn Forum sich nicht mehr mit dem heutigen Snowboarden verstehen würde, aber dem ist nicht so, ich denke es ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung gewesen.

›Wie kann ein so outstanding Core-Brand wie Forum nicht am Markt überleben? Ist Snowboarden nicht mehr core genug? ›Nein, es gibt immer Core-Brands und die wird es auch weiterhin geben. Meist sind es jüngere Marken die es noch nicht all zu lange gibt und die etwas Neues mit sich bringen, sich weiterentwickeln, dann ihre Produktlinie ausbauen um mehr Geld zu verdienen und somit in den Kreis der großen Firmen aufsteigen. So war es auch bei Forum, am Anfang war es sehr core und wuchs dann zu einer der größten Snowboardmarken heran. Ich denke es ist immer noch relevant und hätte seinen Platz in der Szene.

›Forum war sehr core, entwickelte sich aber seit dem Einstieg von Burton in Richtung Mainstream. ›Es wäre sicher etwas weniger konservativ gewesen, wenn es selbstständig weiter gelaufen wäre, früher ging es um Spaß und Sarkasmus, man konnte sich selbst durch den Kakao ziehen. In den letzten Jahren hat sich das verändert: Die Verkaufszahlen waren bei niemandem mehr so wie früher, alles wurde ernster und man versuchte auf einfachsten Weg viele Produkte an den Mann zu bringen. Die Freiheit, ohne Rücksicht auf die potentiellen Käufer, das zu tun was man wollte, war einfach nicht mehr gegeben.

›Wir sprechen ständig über „core“, was genau bedeutet das für dich? ›Ich glaube es gibt verschiedene Auffassungen von „core“, auf der einen Seite die Fahrereigenen Brands, die von Leuten gemacht werden die jede freie Minuten auf dem Berg verbringen, auf der anderen Seite junge, cutting-edge Brands, die verrückte Ideen haben, eine eigene Art und Weise ihr Marketing zu betreiben, Produkte mit herausstechenden Grafiken oder Styles und die Kids unterstützen, die bei jeder Gelegenheit Party machen. Darin liegen die Wurzeln des Snowboardens, eine Art alternativer Sport, der auf alles scheißt. Es wirkt als würden kleine Brands diesen Lifestyle stärker zeigen, denn je größer eine Firma ist, desto mehr konservativen Läden werden die Produkte verkauft, was viele Marketing Bosse dazu treibt den vermeidlich „negativen Ruf“ nicht weiter zu kommunizieren.

›Im Vergleich zu früher ist Snowboarden sehr professionell geworden. Kannst du dich noch mit dem heutigen Snowboarden identifizieren? ›Ich feiere immer noch für mein Leben gerne! Der Athleten Aspekt ist, mit den Olympischen Spielen und den externen Sponsoren die richtig Kohle mitbringen, definitiv stärker in den Vordergrund getreten. Schau dir die Contest Kids an, die trainieren wie Skiabfahrtsläufer, fahren einen Run nach dem anderen im Park, um ihn perfekt an den großen Contests zeigen zu können und um so ihren Energy Drink Sponsor glücklich zu machen. Aber es gibt auch Kids wie beispielsweise die Think Thank Crew, die raus gehen, Spaß haben und nicht gezwungenermaßen von Energy Riesen unterstützt werden, keine Contests-Roboter sind. Mit ihnen kann ich mich besser identifizieren, ich bin zwar auch ein paar große Wettbewerbe mitgefahren, aber mir war es nie wirklich wichtig zu gewinnen. Snowboarden kann man auf verschiedenste Art und Weise, es gibt die Contest Kids, Film Kids, Street Kids, Backcountry Dudes, Film Typen und so weiter und so fort, manche überschneiden sich, wie z.B. Pat Moore, aber generell ist Snowboarden für jeden etwas anderes.

›Viele Menschen forderten „Give Forum to Peter“ – was ging dir durch den Kopf als du davon gehört hast? ›Ich habe es nie als realistisch angesehen, sondern eher nach einer Bewegung im Snowboarden. Ich hab es unterstützt, weil es nicht alleine darum ging, dass Burton mir Forum geben würde – denn das würde nie passieren – sondern, dass Leute es leid sind, mehr und mehr Firmen pleite gehen zu sehen. Besonders bei Forum steckt oftmals etwas Persönliches dahinter; all unsere Videos haben die Ansichten der Leute verändert und sie bei ihrer Entwicklung im Snowboarden beeinflusst. Es ging nicht einzig um eine Firma die aufgelöst wurde, sondern um die Vergangenheit vieler einzelner Personen.

›Was würdest du an Forum weiterführen?[Lacht] Ich weiß nicht genau, ich müsste wohl erst einmal mit ein paar Leuten sprechen und schauen was möglich wäre, aber um ehrlich zu sein habe ich mir über so etwas noch überhaupt keine Gedanken gemacht… Aber man weiß nie was passiert, vielleicht liest das hier ja jemand mit extrem viel Geld und bietet mir dann an mich bei möglichen Plänen zu unterstützen.

›Wo siehst du die Zukunft des Snowboardens? ›Ich finde die Entwicklung bereits jetzt cool: nichts ist zu verrückt geworden, es gibt keine krassen Spins ohne Grab oder Ballerina-Style. Ich war zwar nie der Pipe- oder Park-Typ aber mir hat es immer gefallen zu zuschauen. Man wird stets die kreativen Kids haben, die Neues auf der Straße oder auf Rails erfinden, genauso wie es im Backcountry immer weiter gehen wird!

›Das heißt du hältst einen Triple Cork 1440° nicht für Ballerina-Style? ›Nein, wenn er gut ausschaut, schaut er gut aus! Ich meine eher so Skigeschichten, wo sie ihren Oberkörper und ihre Arme vor dem Absprung so weit entgegen gesetzt eindrehen, dass sie die Rotationen überhaupt schaffen. Aber so lange der Grab und der Trick stylisch sind ist alles ok, zumindest ist es das was mich interessiert! Ich hoffe nur, dass wir nicht irgendwann dahin kommen, dass alles total bescheuert aussieht.

›…und wo siehst du deine eigene Zukunft? ›Ehrlich gesagt, keine Ahnung? Das ist eine Frage die mir vor kurzem in den Schoß gefallen ist, über die ich mir noch viele Gedanken machen muss. Die letzten 16 Jahre war ich Teil von Forum, jetzt muss ich schauen wo die Reise hin geht. Vielleicht kommt bald eine Pressemitteilung raus, über meine Zukunft im Snowboarden, es bleibt also interessant!

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