Kaum ein Snowboard-Film löste vor seiner Premiere solch einen Hype aus wie „That’s It That’s All“. Nicolas Müller, Terje Håkonsen, Brian Iguchi und Jeremy Jones – allein das Line-up an Fahrer verspricht so einiges. Zwei Jahre lang reisten Travis Rice & Co. um den Erdball, im Gepäck das teuerste und beste Kamera-Equipment, um nie da gewesene Aufnahmen auf 35-Millimeter-High-Definition-Film zu bannen. Nun ist Travis auf Tour, um den Streifen der Welt zu präsentieren. Am 07. und 08. November feiert der Film in Wien und München Premiere. Ob er wirklich hält, was der Trailer verspricht, erzählt der 26-Jährige aus seinem Blickwinkel.
Hallo Travis! Nachdem die Weltpremiere von „That’s It That’s All“ in Neuseeland gelaufen ist, sagten die Anwesenden, dass dieser Film neue Standards setzen wird. Was bewegt sie dazu?
Wahrscheinlich die ganzen verrückten Tricks! Aber besonders die Cinematografie spricht für sich selbst. Um den Film zu einem besonderen Erlebnis zu machen, stecken wir einen riesigen Aufwand in die Premieren. Wir wollen mehr als nur eine DVD auf einer Leinwand abspielen. Da alles mit HD-Kameras gefilmt wurde, verwenden wir nur die besten Projektoren und Leinwände. Wir scheuen keine Kosten und Mühen – ich denke, genau das macht den Unterschied.
Wir haben auch gehört, dass alle Fahrer verdammt gute Parts haben – und dann kommst du und fliegst quasi an allen vorbei… Bist du gedopt oder hast vielleicht Popeyes Spinat gegessen?
[lacht] Oh, ich weiss nicht. Ich hatte einfach verdammt viel Spass in den letzten zwei Jahren. Man kann sich nur verbessern, wenn man Spass hat an dem, was man tut. Und ich liebe, was ich mache! Allein schon die Möglichkeit, auf all diese ganzen fantastischen Trips gehen zu können, bringt mich dazu, mein Bestes zu geben. Und genau das ist es, worum es im Film geht. Wir haben uns nicht den Stress gegeben, immer dem Wetter hinterherzureisen und zwei Tage hier und vier Tage da zu verbringen. Wir haben uns Zeit genommen, und wenn das Wetter mal schlecht war, ha–
ben wir relaxt und einfach gewartet.
Ist das der Grund, warum ihr zwei Jahre an dem Film gearbeitet habt?
Nein, eigentlich nicht. Das Projekt war von Beginn an auf zwei Jahre angesetzt.
Nach zwei Jahren Filmen, Koordinieren und Regieführen bist du doch sicher ziemlich burned-out. Nimmst du dir jetzt erst einmal eine Auszeit?
Ganz im Gegenteil! Ich bin motivierter denn je. Ich bin einfach happy, dass ich den Film verwirklichen konnte und gleichzeitig noch The Natural Selection, meinen eigenen Contest, auf die Beine gestellt habe. Es kann direkt weitergehen!
Die Erwartungen an „That’s It That’s All“ sind hoch. Hast du Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden?
Na ja, es gibt schon einen echt krassen Hype um den Film. Das Feedback, das wir bislang bekommen haben, war aber nur positiv. Für mich selbst kann ich sagen, dass ich das erste Mal wirklich zufrieden bin mit dem, was ich sehe. Früher bei anderen Filmenprojekten hab ich schon oft bestimmte Szenen oder Tricks nicht mehr sehen können, bevor sie der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Wir haben uns selbst hohe Ansprüche gesetzt und diese durch den ganzen Film verfolgt. Das wird auch das Publikum sehen. Ich bin zufrieden und das zählt!
Wann und warum bist du auf die Idee für das Projekt gekommen? Haben dich die anderen Produktionen nicht mehr zufrieden gestellt?
Nein, die anderen Produktionen waren wie Sprungbretter für mich, die mich besser gemacht haben. Ich hatte verdammt Glück, die ersten Jahre mit Absinthe filmen zu dürfen! Nach „Transcendence“ war ich einfach stoked vom Filmen. Ich wollte mehr erleben und noch mehr mit meinen Freunden traveln. Ich hatte viele gute Jahre mit Absinthe. Dann bekam ich die Möglichkeit, zwei Jahre lang mit meinem Partner Curt Morgen „TITA“ umzusetzen. Das war eine grosse Chance und ein Lernprozess für mich.
Wie wichtig war Curt für diesen Film?
Ohne ihn wäre das Projekt niemals möglich gewesen! Und ohne ihn hätte ich es auch nie in Angriff genommen.
Habt ihr die Idee zusammen entwickelt oder ist das nur auf deinem Mist gewachsen?
Curt und ich waren ein Team von Anfang an und haben das Ei gemeinsam ausgebrütet. Die ersten Ideen kamen uns vor et-wa vier oder fünf Jahren. Ich habe dann die Kontrolle über die Location- und Crew-Auswahl übernommen. Aber bei allem, was den Film angeht, ist Curt die One-Man-Show! Er hat Regie geführt, editiert, produziert und die Sound-Designs gemacht. Da stand ich ihm nur zur Seite. Er ist derjenige, der den Film verwirklicht hat.
In einem der Trailer sagst du, dass du Snowboarden so darstellen willst, wie du es dir vorstellst. Wurde Snowboarden denn bisher falsch dargestellt?
[lacht] Nein – manche Leute könnten das in den falschen
Hals bekommen. Was ich damit sagen wollte, ist, dass ich nie das Gefühl hatte, meiner Familie und meinen Freunden in Jackson zeigen zu können, was wirklich dahintersteckt. Was es wirklich bedeutet, draussen in den Bergen zu sein, und wie viel Arbeit in solch einem Film steckt. Jetzt, zum ersten Mal, habe ich aber dieses Gefühl. Ich kann Aussenstehenden endlich alle Aspekte des Snowboardens näher bringen. Zum Beispiel wie geil es ist, über die schönsten Berge zu fliegen oder sich im tiefsten Backcountry bei jedem Wetter aufzuhalten.
Also möchtest du mit deinem Film den Leuten zeigen, wie es hinter den Kulissen abgeht?
Ja, und wie fantastisch Snowboarden sein kann. Berge sind der raueste Teil der Erde, und wenn sich dann diese weiche Decke aus weissem Powder darüber legt, hast du einen Spielplatz, auf dem du einfach machen kannst, was immer du willst. Davon bin ich immer noch total fasziniert. Ausserdem bringt der Film endlich einmal die Freundschaft der Fahrer und den Umgang der Crews miteinander rüber.
Aber gibt es denn noch irgendetwas Neues, was es bisher noch nicht zu sehen gab?
Aber sicher!
Spann uns doch nicht so auf die Folter und gib uns einen kleinen Vorgeschmack.
Hmm… ich glaube, dafür müsst ihr euch einfach den Film ansehen.
Klar, aber die Premiere in Deutschland ist doch erst am 08. November.
Keine Bange, er wird schon vorher erhältlich sein. Aber richtig wirken kann der Film erst auf einer grossen Leinwand oder auf BluRay Disc. Auf die Premieren-Tour bringen wir einen wahnsinnig guten HD-Projektor und ein Soundsystem mit, das echt durch Mark und Bein geht. Dadurch wird das Ganze zu einem fetten Spektakel.
Ich habe gelesen, dass die Leute dein Projekt als einen Kunstfilm sehen sollen. Siehst du dich jetzt eher als einen Snowboarder in seinem Film oder mehr als einen Künstler mit seinem Werk?
Na ja, ist Snowboarden nicht Kunst in einer gewissen Art und Weise? Für mich ist es eine Form, sich selbst zu verwirklichen und auszudrücken. Im Sinne eines Kunstfilms zeigt er einfach alles, was mir gefällt und mich zum Lachen bringt.
Wenn man sich allein die Qualität der Trailer ansieht, muss das ganze Projekt eine Menge Geld verschlugen haben. Wie hast du die Sponsoren davon überzeugen können?
Ja, das war wirklich nicht so leicht. Curt und ich haben lange Zeit Pläne geschmiedet und circa fünf Monate damit verbracht, eine Präsentation zu erstellen. Wir sind nach Neuseeland geflogen und haben die ersten Shots auf eigene Kosten gedreht. Wir dachten, dass wir den Sponsoren erst einmal einen kleinen Happen vor die Füsse werfen, damit sie richtig Appetit kriegen. Die Jungs von Red Bull waren die Ersten, sie waren sofort begeistert und sind an Bord gekommen. Ein paar Monate später habe ich mit Quiksilver darüber gesprochen. Und da die Idee des Films mit ihrem Programm auf einer Wellenlänge lag, sprangen sie auch mit auf. Red Bull und Quiksilver haben einen grossen Anteil daran, dass dieser Film zustande gekommen ist!
Die erste Hürde war also genommen. Was waren die anderen Herausforderungen, denen ihr euch stellen musstet?
Ganz eindeutig die Logistik. Es waren ja nicht nur zwei Rider und zwei Filmer, die koordiniert werden mussten. Wir waren eine verdammt grosse Crew und das alles unter einen Hut zu bringen war nicht gerade einfach. Von den benutzten Kamerasystemen gibt es nicht gerade viele auf der Welt und diese sind auch noch verdammt gefragt. Dazu brauchten wir natürlich auch noch die richtigen Kameraleute. Viele Dinge, die zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein mussten – das verlangte einiges an Planung ab. Ausserdem mussten wir beim Geldausgeben ganz schön kreativ werden. Wir hatten zwar ein High-End-Snowboard-Filmbudget, aber mussten es ja auch auf zwei Jahre verteilen.
Wie hast du die Fahrer ausgewählt, die an deinem Pro-jekt teilnehmen sollten, und wie haben sie reagiert?
Am Anfang war es wie bei den Sponsoren: Es waren einige Erklärungen nötig. Dann kam der Stein aber ins Rollen und jetzt haben wir die Crème de la Crème. Viele der Jungs liessen alles stehen und liegen, um dabei sein zu können. Davon war ich echt verblüfft. Es wollten viele dabei sein, ich wollte mich aber auf ein paar Schlüsselfiguren konzentrieren. Am Ende sind all die zu sehen, mit denen mir das Shredden am meisten Spass macht.
Was können wir an neuen Tricks erwarten?
Alle möglichen Variationen an Double Corks, menschliches Kickflipping und eine Menge anderes Zeug – lasst euch -überraschen!
Hattest du vorher bestimmte Tricks extra für den Film zurückgehalten?
Als ich Double Backside Rodeo 900° und Double Backside Rodeo 1080° das erste Mal gestanden habe, wollte ich schon, dass die in meinem Film Premiere feiern.
Nachdem nun alles fertig ist, würdest du im Nachhinein irgendetwas anders machen?
Ja, ich würde mir wahrscheinlich einige Trips ersparen. Aber so ist es nun mal, man kann das Wetter nicht beeinflussen. Mit allem anderen bin ich glücklich, wie es ist. Curt und ich planen auch schon das nächste Projekt, das ist aber noch top secret!
Heisst denn „That’s It, That’s All“ nicht, dass es nach diesem Film nichts Weiteres zu zeigen gäbe..?
Du hast Recht, eigentlich ist es der falsche Name, um danach weiterzumachen. Aber der Name soll ein Tribut an alle sein, die am Projekt mitgearbeitet, ihr Herzblut hineingesteckt und es überhaupt möglich gemacht haben. Aber um den wahren Grund hinter dem Namen zu erfahren, müsst ihr euch den Film „Fubar“ anschauen. Er stammt aus einem Zitat in diesem Film.
Dann werde ich wohl gleich mal in die Videothek gehen und suchen.
[lacht] Viel Glück!
Danke! Genau das wünschen wir dir auch für deine nächsten Projekte. Wir sehen uns zur Premiere in München! That’s it, that’s all.
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