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Reflection

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„Reflection” – Jonas Huser und Luis Bauer über ihren neuen Snowboard-Film

„Der Film zeigt, dass eine Leidenschaft eben nicht immer nur ‚Fun and Games’ ist!“ - Interview

Snowboarder Jonas Huser und Filmemacher Luis Bauer haben schon ein paar Filmprojekte zusammen released. Aber ihr neuestes Piece „Reflection” soll mehr sein, als nur ein reiner Backcountry Snowboard-Film. Der zehnminütige Movie erzählt vom Snowboarden als Leidenschaft – aber von mehr, als nur den positiven Aspekten. Es geht um alle Emotionen, die eine Rolle spielen. Mit einer Tänzerin, einer Therapiesitzung und einer Stimme aus dem Off – alles, was zu einem guten artsy Film dazu gehört.

Wir haben die zwei Jungs aus Innsbruck zum Interview getroffen und gefragt, was hinter ihrem Movie „Reflection” steckt.

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Hey, könnt ihr euch beide einmal kurz vorstellen?

Luis: Klar. Ich bin Luis und Filmer und Fotograf. Seit ein paar Jahren arbeite ich vor allem im Outdoor-Sport-Bereich, also Snowboarden, Klettern, Biken und Surfen. Das reizt mich alles total.

Jonas (Jonny): Hey. Ich bin Jonny und fahre Snowboard. Also beruflich arbeite ich als Sozialpädagoge (falls das hier irgendwen interessiert), aber Snowboarden ist meine große Leidenschaft.

Jonny Reflection

Wie habt ihr zwei euch kennengelernt?

Luis: Wir kennen uns jetzt seit ca. zwei Jahren und haben uns damals über gemeinsame Freunde kennengelernt. Das war beim Film Good Old Friend, wo Jonny als Snowboarder und ich als Filmer dabei war. Da sind wir zusammen Touren gegangen, auf Berge gestiegen, mit Drohne und Kamera, und haben Snowboard-Action gefilmt.

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Jonny: Die Geschichte, wie wir uns das erste Mal getroffen haben, klingt fast romantisch, aber es ist auf jeden Fall eine witzige Anekdote. Ich hatte mir eine Line vorgenommen, die ich schon ewig im Auge hatte. Der Tag war einfach perfekt dafür, aber es war unter der Woche, also hatte fast niemand Zeit.

Dann hat mir mein Kumpel Konrad (Shoutout an Konrad!) den Luis vorgeschlagen. Am Anfang war ich ehrlich gesagt etwas skeptisch. Die Line war schon relativ riskant, und ich wollte jemanden dabei haben, bei dem ich ein gutes Gefühl hatte. Also habe ich Luis einfach angerufen, ihm meine Bedenken geschildert und gesagt, worauf es mir ankommt.

Irgendwie hat das dann voll gut hingehauen. Wir sind zusammen los, haben die Location gecheckt und viel darüber geredet, wie wir das Ganze angehen. Diese Kommunikation war total wichtig. Das war der Anfang einer richtig guten Zusammenarbeit und Freundschaft. Bis heute ist das immer noch eine der schönsten Lines, die wir je zusammen gemacht haben.

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Ja, romantische Story. Erzählt doch mal ganz kurz, wie ihr beide mit dem Snowboarden angefangen habt.

Luis: Ich fahre auch selbst Snowboard, also leidenschaftlich. Nicht auf dem Level, dass ich Athlet in so einem Film spielen würde. Aber wegen dem Snowboarden bin ich auch hier in Innsbruck gelandet.

Jonny: Wir achten darauf, dass beim gemeinsamen Filmen auch der Filmer auf seine Snowboard-Kosten kommt. Oft planen wir die Lines so, dass wir zusammen hoch stapfen, und dann fahre ich zuerst, und nach dem Filmen fährt Luis. Es freut mich total, wenn wir beide ein nices Erlebnis haben und der Filmer nicht unten warten muss.

Ich selbst bin übers Skaten zum Snowboarden gekommen, so mit 12, 13 Jahren. Ich bin davor Ski gefahren, hatte aber irgendwann keinen Bock mehr und bin dann aus Protest zum Snowboarden gewechselt – und dabei geblieben. Erst war ich viel Park und Street fahren, dann bin ich immer mehr ins Freeriden gerutscht. Jetzt kann ich mir ein Leben ohne Snowboarden nicht mehr vorstellen.

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Luis, glaubst du, dass es beim Snowboard-Filmen einen Unterschied macht, ob der Filmer selbst Snowboard fährt?

Luis: Definitiv. Wenn ich die Line selbst fahre, habe ich ein besseres Gespür dafür, was gut aussieht und worauf es ankommt. Das hilft enorm, die richtigen Winkel und Szenen einzufangen. Beim Freeride-Filmen geht es aber auch oft um Vertrauen. Man muss sich absolut aufeinander verlassen können, gerade in gefährlichen Situationen. Ich glaube, das verbindet uns auch sehr.

Gab es schon mal eine brenzlige Situation, wenn ihr zusammen gefilmt habt?

Jonny: Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war die letzte Line am Ende der letzten Saison. Es war eine lange Rinne, ungefähr 500 bis 600 Höhenmeter, mit einem extrem schmalen Outrun. Wir waren spät dran, der Schnee war schon ziemlich schwer. Das war definitiv eine Situation, in der wir ein bisschen mehr Risiko eingegangen sind als sonst.

Zum Glück haben wir es bisher immer geschafft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Oft genug haben wir einen Plan auch gecancelt, wenn die Bedingungen nicht safe aussahen. Gerade, wenn das Wetter passt und man mit Kamera und Snowboard bereitsteht, ist die Versuchung natürlich groß, trotzdem zu fahren. Aber bisher haben wir uns nie dazu verleiten lassen, unnötige Risiken einzugehen.

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Kommunikation ist beim Freeride-Filmen super wichtig, oder?

Jonny: Auf jeden Fall. Es gab auch Situationen, in denen die Kommunikation nicht optimal funktioniert hat. Einmal hatte Luis mit der Drohne das Gelände gecheckt und meinte, es sieht gut aus. Aber als wir dann selbst oben standen, sah es doch nicht so gut aus, und wir mussten umdrehen. Wir haben immer Walkies dabei, um uns nochmal rückzuversichern. Wenn der Rider oben die Line nicht fühlt, dann geht es halt nicht.

Luis: Ich glaube, das ist etwas, was wir uns bei jedem Dreh gesagt haben: Trotz Kamera und einem Filmprojekt müssen wir darauf vertrauen, dass wir nur das machen, was sich wirklich sicher anfühlt. Wir haben im Prinzip eine ganze Saison Zeit und werden schon irgendwo die richtige Aufnahme finden. Man muss sich selbst ein bisschen bremsen und darauf achten, sich nicht vom Druck überwältigen zu lassen.

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Wie funktioniert das, so ein Backcountry-Filmprojekt neben einem normalen Job auf die Beine zu stellen, Jonny? Man muss sich ja auch nach den Bedingungen richten…

Jonny: Ich arbeite Teilzeit, sodass mir etwas Zeit fürs Snowboarden bleibt, was mir extrem wichtig ist. Durch die Flexibilität in meinen Terminen kann ich das gut unterbringen. Aber klar, so ein Filmprojekt frisst viel Zeit. Besonders bei Season-Projekten hat man das Gefühl, nie wirklich fertig zu sein.

Dann lasst uns mal zu eurem neuen Movie kommen: „Reflection”. Was steckt dahinter?

Jonny: „Reflection” ist ein zehnminütiger Snowboard-Film. Die Idee des Films hat sich während des Projekts die ganze Zeit gewandelt. Im fertigen Movie geht es um die Leidenschaft des Snowboardens – aber nicht nur um die positiven Aspekte. Es ist nicht immer nur alles happy und stoked.

Es geht um alle Emotionen, die dazu gehören: Nervosität, Angst, Frustration, Erschöpfung.

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Luis: Wir wollten das künstlerisch und überspitzt darstellen. Es gibt eine Szene mit einer Tänzerin und Studioaufnahmen, die verschiedene Emotionen übertreiben. Jonas spielt in einer Art Therapiesitzung eine Person, die mit ihrer Leidenschaft ringt und in eine Art „Summer Blues” kommt.

Das zeigt, dass eine Leidenschaft eben nicht immer nur Fun and Games’ ist.

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Jonny: Es wäre irgendwie auch langweilig, wenn immer alles gleich beim ersten Versuch klappen würde. Gerade die Momente der Frustration gehören auch dazu. Beim Freeriden muss man eben auch mal umdrehen und beim Streeten muss man den Trick dann oft das hundertste Mal probieren, bis es klappt. Aber wenn es dann hinhaut, ist das Gefühl auch dreimal so nice.

Ihr benutzt die Therapiesitzung als Stilmittel. Hattet ihr Bedenken, dass das vielleicht missverstanden wird?

Jonny: Wir haben uns lange überlegt, wie wir bestimmte Emotionen im Film darstellen können, und haben uns dann für eine Therapiesitzung mit Krankenhauskittel als Stilmittel entschieden. Natürlich haben wir uns dabei Gedanken gemacht, ob das stigmatisierend wirken könnte. Tatsächlich haben wir sogar das Ende des Films noch einmal angepasst, um die Relativität des „Summer Blues” von Snowboardern zu zeigen. In der Therapie-Szene geht es darum, dass der Therapeut letztlich andeutet: „Du weißt eigentlich selbst, was du tun musst – geh raus und löse deine Probleme selbst.”

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Was versteht ihr unter „Summer Blues”?

Jonny: Der „Summer Blues” beschreibt für mich einfach das Gefühl, den Winter und das Snowboarden zu vermissen. Früher fiel es mir echt schwer, die Sommerpause zu überbrücken. Inzwischen habe ich aber Sommeraktivitäten gefunden, die ich einfach just for fun mache, ohne den Druck, ein bestimmtes Level erreichen zu müssen – beim Skaten oder Surfen zum Beispiel.

Ich habe auch gelernt, den Wechsel der Seasons mehr zu genießen. Der Sommer gibt mir die Chance, meinem Körper eine Auszeit zu gönnen und mal was Neues auszuprobieren. Ich habe jetzt sogar mit dem Radfahren angefangen – das scheint ab 30 wohl dazuzugehören, hab ich gehört! 🙂

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Habt ihr „Reflection” zu zweit auf die Beine gestellt? Oder hattet ihr noch eine Crew am Start?

Luis: Jonny und ich haben den Film zu zweit directed, aber wir hatten ein großartiges Team, das uns unterstützt hat. Jonny war unser Main Rider. Flo Zimmermann und Max und Viktor waren als weitere Rider dabei. Patrick hat als FPV-Drohnenpilot eine ganz neue Perspektive reingebracht – das war richtig stark. Und Konrad und Mirko haben auch gefilmt. Jeder hat seinen Teil beigetragen, sonst wäre es nicht der gleiche Film geworden.

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Ist „Reflection”ein reines Passion-Project? Oder könnt ihr den Film auch irgendwie refinanzieren?

Jonny: Wir hatten auch Sponsoren dabei, die das Filmprojekt unterstützt haben. Vielen Dank an dieser Stelle. Aber ja, „Reflection” ist größtenteils ein Passion-Project.

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Gab es einen speziellen Moment, warum ihr euch dieses Jahr mit den Ups and Downs eurer Leidenschaft auseinandergesetzt habt, oder ist es einfach eine generelle Stimmung, die ihr zeigen wolltet?

Luis: Es gab keinen speziellen Moment. Es war von Anfang an unsere gemeinsame Motivation, einfach etwas Kreatives zu schaffen. Ursprünglich war das Ganze als kleine Rumfilmerei gedacht, vielleicht als ein kurzer Edit. Aber daraus wurde jetzt tatsächlich ein richtiger Film.

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Wie seid ihr auf den Titel „Reflection” gekommen? War der schnell gefunden?

Luis: Der Titel war wahrscheinlich unsere größte Herausforderung. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft wir ihn geändert oder wie lange wir gebrainstormt haben, bis wir das Gefühl hatten, wirklich zufrieden zu sein. Als der ganze Film fast ready war, dachten wir uns: Okay, wir haben das Projekt und die Aussage – aber wie nennen wir das Ganze?’

Reflection

Jonny: Da waren einige ziemlich wilde Ideen dabei, wie zum Beispiel „Beneath the Ice“ oder „Under the Surface“. Wir haben dann den Hinweis bekommen, dass ein Backcountry-Film mit dem Titel „Under the Surface” in Bezug zu Lawinenunglücken auch triggernd wirken könnte, also haben wir den Titel wieder verworfen. Am Ende haben wir uns für „Reflection” entschieden, weil es kurz, prägnant und offen für verschiedene Interpretationen ist. Es passt auch gut zum Ton und zur Stimmung des Films.

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Ihr zeigt „Reflection” auf verschiedenen Filmfestivals. War es schwer, dort angenommen zu werden?

Luis: Unser Film lief schon auf einem Filmfestival in der Slowakei und in Nordmazedonien. Am 16.11. wird er in Innsbruck auf der Freeride Filmbase gezeigt und am 23.11. in Salzburg im Kino.

Man bewirbt sich meist über Plattformen oder direkt bei den Festivals. Dann schickt man nicht nur den Film, sondern auch ein Pressekit mit Bildern, Texten und Trailern. Die Festivals entscheiden dann, was am besten ins Programm passt. Wir haben bisher echt viel gutes Feedback bekommen, aber hoffen noch auf mehr Zusagen von Festivals im deutschsprachigen Raum.

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„Reflection” wurde am 31. Oktober in Innsbruck bei der Mellow Madness Movie Night gezeigt. Wie waren das Screening und die Reaktionen?

Jonny: Mir hat die Mellow Madness Movie Night mega getaugt und es waren echt viele Leute da. Weil unser Film bei den anderen Screenings vor allem einer breiten Allgemeinheit gezeigt wird, war es mir sehr wichtig, auch ein Event für die Core-Szene zu organisieren. Die Location war richtig cool.

Die Reaktionen der Crowd waren auf jeden Fall positiv, auch wenn es anfangs technische Schwierigkeiten gab – der Film lief zuerst in doppelter Geschwindigkeit und war ein bisschen zu leise. 🙂 Aber wir haben das dann gut in den Griff bekommen. Unser Film war der erste, und mit einem Hauch Chaos hat das Event am Ende zu einer richtig krassen, eskalativen Party geführt. Genau so sollte es sein!

Mellow Madness

Wo läuft euer Film das nächste Mal?

Luis: Das nächste Event ist die Freeride Filmbase am 16. November im Metropol Kino Innsbruck. Wir freuen uns auf viele bekannte und unbekannte Gesichter.

Mellow Madness

Wann können wir euren Film online streamen?

Jonny: Wissen wir noch nicht ganz genau, aber wenn wir es wissen, sagen wir euch Bescheid!

 

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What’s next? Plant ihr schon ein neues Projekt?

Jonny: Da ist auf jeden Fall was in der Pipeline! Diese Saison planen wir kein klassisches Season-Project, sondern etwas zeitlich Begrenztes. Unser Ziel wäre es, mal außerhalb der Alpen zu filmen – zum Beispiel in Georgien. Das steht noch ein wenig auf der Kippe, weil wir schauen müssen, wie wir das finanziell hinbekommen, sodass für die Beteiligten zumindest keine großen Kosten entstehen und die Ausgaben gedeckt sind. Aber irgendwas machen wir auf jeden Fall, kein Zweifel!

Nice. Dann viel Erfolg und genießt erstmal „Reflection”!

Jonny & Luis: Danke euch!

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