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GOLDEN HILL

Die Schneeflocken sind überall. Sie verhüllen das Chillhouse, stellen das Gewebe der Jacken auf eine Härteprobe und überdecken die verräterisch braunen Grasflecken mit ihrer weissen Pracht. Sie haben diesen Winter lange auf sich warten lassen. Heute Abend zum Night Shooting des 2. Golden Hill sind sie gekommen, und erfreuen MMP Films und Pirates gleichermassen. Beide Crews sind wieder nach Österreich zum Shuttleberg Flachauwinkl-Kleinarl gepilgert, um ihr Footage-Arsenal erneut gemeinsam zu erweitern. Und als würde sich selbst Frau Holle über so viel Miteinander freuen, verwandeln sich die Fahrer der beiden Produktionen langsam in wandelnde Schneeskulpturen, während sie gemeinsam im Inrun zum Wallride auf ihren Drop-In warten.

Ohne die Einen, keine Anderen
Der Winter 06/07 war in mitteleuropäischen Breitengraden gelinge ausgedrückt eine Katastrophe. Dieser Tatsache wird wohl niemand widersprechen. Im vergangen Februar aber glaubten die Filmcrews noch an den Tag X, an dem die Temperaturen sinken, die Wolken sich verdichten und der Schnee fallen würde. Doch insgeheim wuchs bereits damals die Angst davor, dass der Winter grün bleiben würde. Dass sich das Film-Footage auf ein paar erbärmliche Mini-Shreds beschränken würde. Dass die Fahrer die Motivation ganz verlieren würden. Und dass andere Crews mit der verkorksten Situation besser umgehen könnten. Genau in dieser Zeit, vom 12. bis zum 18. Februar 07, lud das MBM zur zweiten Ausgabe des Golden Hill nach Flachauwinkl. Das Motto berief sich erneut auf „2 Crews, ein Hügel“. Doch während man sich beim 1. Golden Hill noch in Frieden gegenüber treten konnte, strapazierte der Mangel an Schnee zum 2. Golden Hill die Freundschaftlichkeit. Die Ressourcen waren knapp, das bis anhin gefilmte Footage ebenso karg, der Winter bald vorbei. Wer wollte da freiwillig potentielle Top-Shots mit der Konkurrenz teilen?! Dennoch rafften sich MMP Films und Pirate Movie Production zusammen und schritten Hand in Hand nach Flachauwinkl, um gemeinsam zu produzieren. Schliesslich wollten doch alle den Golden Hill. Und der wollte natürlich wie gewohnt ohne die Einen auch keine Anderen.

Die Einen
So standen auf der einen Seite in Reih und Glied die Piraten: ein paar gemeuterte Wikinger, ein Italiener sowie Anführer, Kindergärtner und Filmer zugleich, Florian „Cepten“ Bauer. Wenn dieser nicht gerade dabei war, seine Fahrer mit der Peitsche zum Kickerschaufeln zu nötigen, erschnorrte er sich in den Berghütten das Mittagessen zu Angestellten-Preisen. Seine Fahrer blätterten derweil weiterhin brav die Summe aus der Karte hin, was für die skandinavische Elite angesichts der horrenden Preisen in der nördlichen Heimat aber nicht weiter schlimm war.

Norwegens Heavy Metaler Danny Larsen aka „Devel inside, Angel outside“ mundete das österreichische Essen jedenfalls. Schliesslich zählt Danny auch zu den unkompliziertesten und friedlichsten Norwegern, die seit der Erfindung der Trolle das Licht der Welt erblickt haben. Grufti-Outfit, die zu engen Frauenjeans und das kreative Durcheinander aus Pizzaresten, Stinksocken und leeren Snusdosen im Golden Hill-Schlafquartier sei Danny hier verziehen. Der Kleingeist hält Ordnung, und das Genie überblickt das Chaos eben. Zur allgemeinen Freude brachte Danny seine Schöpferkraft auch aus seinem Zimmer raus auf den Berg. Egal welche Art von Obstacle auf dem Programm stand, Danny ging sie von Rail bis zu Powderkicker souverän an.
Dannys schwedischer Schicksalsbruder zeigte sich da schon wählerischer: Martin Sandberg, seines Zeichens Anhänger der metrosexuellen, schwedischen Technoqueen-Fraktion, sprach sich grundsätzlich gegen alle metal- oder betonhaltigen Obstacles aus, bewies dafür aber, dass er seit vergangener Saison gelernt hatte, Cab 5’s auch First Try im Powder zu landen. Ob dies an der geballten Ladung Snus liegt, die sich Martin täglich vor seine Kauleiste schiebt? Zweifellos Folge von Martins überschwänglichem Oraltabakkonsum ist seine Fähigkeit, den Zeigefinger unter der Gesichtshaut bis knapp eineinhalb Zentimeter unter das Auge hochzuschieben. Zum nächsten Golden Hill kann sich der smarte Herr wahrscheinlich unter der Haut durch am Auge kratzen, alle Achtung!

Die Skandinavienrunde wurde von Altfuchs Aleksi Vanninen abgeschlossen. Weder Grufti noch Technoqueen sicherte sich Aleksi vor allem durch seine morgendlichen Aktivitäten seinen festen Platz in den Köpfen seiner jüngeren Kollegen. Angefangen bei sorgfältig gemixten Vitamincocktails endete sein Warm-Up im Missbrauch des hauseignen Besens. Aleksi wird wohl nie verstehen, dass diese Dinger in Mitteleuropa zum Wischen und nicht für irgendwelche Kapriolen nach dem Vorbild asiatischer Kampfsportarten entwickelt wurden. Auf jeden Fall schaffte es der Finne Morgen für Morgen meteorartige Löcher in die Mundregion seiner Kollegen zu schlagen: „So also muss ich mich aufwärmen, wenn auch ich mich in meinem 34. Lebensjahr noch Pro nennen will…“ Und zudem über die Fähigkeit verfügen, Filmer Cepten am Berg orgasmusartige Momente zu bescheren. Aleksi katapultierte sich mit einem Switch Backside 180° auf Platz 1 in Ceptens Top-Shots-Skala. Dem morgendlichen Warm-Up sei dank!

Langjähriges Piratenblut und fast genau so viel Übung wie Aleksi brachte Lukas Goller nach Flachauwinkl. Zum guten Glück auch, denn die allseits bekannten Vorurteile, dass Skandinaver kein Auge für Kickerspots haben, quälte auch die Piratenrunde am Golden Hill. Landungscouting und Kickerbau wurden daher kurzerhand in Lukas’ Obhut gelegt, und damit litt die Crew auch nicht länger unter Landungen und Kickern, die nicht funktionierten.

Die Anderen
Die Anderen hiessen wie schon zum 1. Golden Hill MMP Films. Ihre Leitpferdchen hinter der Kamera waren Filmer Demian Bichsel und Fotograf Philipp Ruggli. Letzterer blieb vor allem unvergessen, weil er es schaffte, die Golden Hill-Lodge einem Grossraumbüro gleich mit neuestem Apple-Equipment auszustatten. Während alle anderen sich stets mit ihren Laptops abgeben mussten, hackte Philipp nach getaner Arbeit am Berg fröhlich auf der Tastatur seines 20-Zoll-iMacs rum. Jawohl, der wehrte Schweizer schleppt tatsächlich immer das durch die Weltgeschichte, was andere fest installiert im überdachten Office stehen haben.

MMP-Neuling Antti „Naku“ Piirainen wurde auf diese Weise gleich in den erstklassigen Standard von MMP eingeführt, und durfte sein Tagesfootage allabendlich auf dem grossen Bildschirm bewundern. Ob das Naku so umgehauen hat, wie seine ersten gestompten Powdertrick der Saison? Dafür hatte er nämlich gerade mal ein „That was just the ugliest thing I’ve ever done“ übrig. Dafür verwöhnte er uns kurz darauf mit einer gehörigen Dosis Style und Kreativität. Perfektionismus lohnt sich eben doch.

Zusammen mit seinem finnischen Gefährten Sami Saarenpää bildete Naku ausserdem die Skate-Delegation des Golden Hill. Was seit Herbst 2006 die Besucher des Shuttleberg Flachauwinkl-Kleinarl immer wieder von Boxen und Kickern im Funpark abhält, dominierte auch die shootingfreie Zeit der Golden Hill-Belegschaft. Dank des neuen Chillhouses und seiner Miniramp gab’s in Flachauwinkl allabendlich statt Après-Ski eine abschliessende Skate-Session. Mangels adäquater Streetwear mussten First-Layer und Boxershorts regelmässig als Skate-Outfit herhalten, so dass die Stylepolizei erstmals auch zu Off-Slope-Aktivitäten des Golden Hill zum Einsatz kam.

Die Stil-Beamten hätten am Ende fast noch Besuch von ihren Kollegen aus dem Rettungshubschrauber bekommen. Grund dafür war Golden Hill-Veteran Stephan „Mu“ Maurer. Mu war in erster Linie für den einen Hot Dog-Kicker nach Flachauwinkl gereist, der ihm im Jahr zuvor mit seinem Gentleman-Backflip das DVD-Cover vom MMP-Movie „Snowbored?“ eingebracht hatte. Doch Gut und Böse liegen bekanntlich nahe beieinander, und so wurde der tiefen Verbundenheit zwischen dem Kicker und Mu ein abruptes Ende gesetzt. Mu wurde angesichts seines Lieblingskickers von solchen Höhenflügen gepackt, dass er Speedchecking für überflüssig hielt. Die Antwort auf diese Unvorsichtigkeit bekam Stephan eine halbe Sekunde nach Take Off in Form eines weniger sanften Zusammenstosses. Statt mit einer weichen Powderlandung schloss Mu’s Rücken erst mit ein paar Ästen und wenig später mit einem massiven Baumstamm Bekanntschaft. Was den Rest der Crew in eine Horde hysterisch kreischender Paranoiker verwandelte, stellte sich zu Mu’s Glück am Ende nur als geprellte Rippe heraus. Mu geht’s mittlerweile wieder gut. Ob besagter Hot Dog-Kicker jedoch immer noch an oberster Stelle seiner Kickerlieblinge steht, ist fraglich.
Sich über Lieblingskicker keine Gedanken zu machen, braucht Stefan Gimpl. Denn dieser gute Mann hat das Flair für jede Art von Booter und somit Tausende davon als Lieblinge. Resultat dieser ergiebigen Freundschaften wurde am Golden Hill Gimpls erster Frontside 1080° im Powder. Auch wenn Stefan diesen nicht mit der gewohnten traumwandlerischen Sicherheit in den Schnee stellte – in der Rotationsstatistik machen sich vier Zahlen eben gut.

Mit den Einen auch die Anderen
Am Ende bekam der Golden Hill natürlich Recht, und es lohnte sich für beide Crews, den goldigen Hügel mit den anderen zu teilen. Denn während MMP’s und Pirates ihr gemeinsames Night-Shooting abhielten, fingen die Temperaturen plötzlich an zu sinken, die Wolken verdichteten sich und der Schnee begann zu fallen. Der lang ersehnte Tag X war pünktlich zum Golden Hill eingetroffen. Und so schnell waren die Zweifel, ob es nun wirklich die richtige Entscheidung gewesen war, am Golden Hill zusammen mit der Konkurrenz zu shooten, verschwunden. Da war stattdessen die gemeinsame Freude über die weissen Flocken. Über die 80 Zentimeter Fresh, die von einem auf den anderen Tag am goldigen Hügel fielen. Über die gestompten Tricks, die von MMP’s und Pirates folgten. Und über die Saunasessions, bei denen sich die Finnen, egal ob MMP oder Pirate, klar als bessere Schweisstransporter outeten. Gemeinsam mit Schnee ist halt doch besser als alleine ohne Schnee. Und somit entschied der Golden Hill erneut für sich, dass mit den Einen eben auch die Anderen!

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