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Mission Impossible

Der Urknall beschreibt den Beginn des Universums, der vor knapp 14 Milliarden Jahren unser Schicksal auf den Weg brachte. Auch wenn die Entstehung des Universums nur schwer zu entschlüsseln ist, steht eins fest: Vor dem Urknall waren die heutigen vier Grundkräfte – na, wer hat in Physik aufgepasst? – in Singularität vereint.

Glücklicherweise ist diese Einheit über ein Dutzend Milliarden Jahre her und das vereinte Quartett aufgehoben. Denn ohne die Gesetze der Gravitation wäre es nie zum „Big Bang“ unseres Sports gekommen. Auch wenn dessen Entstehung wiederum erst einige Jahr zehnte zurückliegt, ist die Evolution des Universums Snowboarding beachtlich. Pferdeschwänze unter Stirnbändern, wie man sie bis anhin nur vom Langlauf kannte, gepaart mit Blümchen-Strickpullis auf Raceboards liessen Schlimmes für die Zukunft erahnen, doch die Entwicklung schritt voran. Kaum war dieses Übel besiegt, wurden die Bretter plötzlich so kurz, dass selbst Snowblader entspannter im Tiefschnee hätten cruisen können. Glücklicherweise gab es dieses Geschwür damals noch nicht und durch unsere Unwissenheit kamen wir mit einem blauen Auge davon. Es gab also viele „wichtige“ Entwicklungsstadien auf dem holprigen Snowboard-Pfad, bis sich die „Lords of the Boards“ von damals in die „Shred Headz“ von heute entwickelten. Heute sind wir akzeptiert, produzieren Hochglanzmagazine, drehen High-End-Filme und kämpfen wider Erwarten in FIS-Wettkämpfen um einen Startplatz bei Olympia. Alles scheint geregelt und Snowboarden auf dem besten Weg, sich als 08/15-Sport zwischen Volleyball und Eisstockschiessen ein zu reihen. Doch Theorie und Praxis sind bekanntlich zwei Paar Schuhe und so wird diese Geschichte auch ein Stück weit Beweis, dass wir weder 08/15, noch am Ende unseres Universums angelangt sind!

 

Als bekennender Tiefschneefanat halte ich mich mit meiner Kamera äusserst selten in Parks zum Foto gra fieren auf. Umso verwunderlicher war das Thema, das ich mit zwei alten Bekannten quasi als Urknall für diese Story diskutierte. Die beiden haben ebenfalls die „wichtigen“ Entwicklungsphasen von damals mit Herzblut durch lebt. Heute betreuen sie mit ihren Kollegen und Angestellten unzählige Snowparks und Wintersportgebiete und sind unter dem Namen Young Mountain bekannt, wozu auch QParks gehört. „Hast du eine Idee für ein gemeinsames Projekt?“, lautete die Frage. Meine gedachte Antwort: „Baut mir einen Park aus Powder mit unberührten Windlips und Cliffs! Per Selbstauslöser fotografiere ich mich dann selbst, wie ich ganz allein den Powderzerpflüge.“ Während dieses Gedankengangs kratzte ich mir nachdenklich den Dreitagebart und über legte, wie ich den Parks möglichst fern bleiben könnte. Des Rätsels Lösung schien mir eine unmöglich umzusetzende Idee, also antwortete ich: „Klar, lasst uns Obstacles bau en, die es noch nicht gab! Was haltet ihr von einem Loop zum Beispiel?“ Die über forderten Blicke und aufgeplusterten Backen der beiden machten mir Hoffnung, dass ich meinen Kopf gerade noch mal aus der Park-Schlinge hatte ziehen können. Doch dem war nicht so. Per Hand schlag vereinbarten wir wenig später drei bis fünf Shootings mit ausgefallenen Obstacles, die wir in einer Story verpackt im MBM drucken.

Die „Mission Impossible“ nahm also ihren Lauf, doch unerwartete Wetterkapriolen liessen das Projekt bis zur letzten Minute immer wieder auf der Kippe stehen. Durch die Hartnäckigkeit der Fahrer, unserer aller Bereitschaft zu improvisieren und den unglaublichen Einsatz der Headshaper Bernd Mandlberger, Rudi Wyhlidal und Nick Johnson wurde das Unmögliche dann doch noch möglich. Aber lest selbst.

Den Auftakt für die vier angesetzten Photoshootings im Rahmen meiner Park-Mission bildete Sölden. Als Einstieg in das Projekt entschieden wir uns für eine fünf Meter hohe und ein Meter breite Säule. Bei unserer Ankunft hatte Shaper Rudi Wyhlidal schon ganze Arbeit geleistet und per Verschalung und Schneefräse das phallusähnliche Obstacle bereits in die Höhe gezogen. Wir brauchten lediglich den finalen Shape der kleinen Transition auf der In-Run-Seite zu machen. So majestätisch und fotogen die Säule nach dem Abziehen auch aussah, so gefährlich schien sie zu sein. Elias Elhardt gab zu bedenken, dass ein Abgang zur Seite mit einem Krankenhausaufenthalt bestraft würde. Nach kurzem Hin und Her entschieden wir uns also für Tranies auf allen vier Seiten, was zwar der Optik schadete, jedoch der Sicherheit extrem entgegenkam, wie sich noch heraus stellen sollte.

Nach einem kurzen Warm-up läutete Elias die Hauptrunde des Shootings ein. Nach einem gelungenen Andrecht Plant schien der Respekt vor der Säule verloren und übermütig fielen Tricknamen wie McTwist und Wildcat. Voller Erwartung an eine standesgemässe Vorstellung von Herrn Elhardt pushten wir mit unserem Gegröle den Allgäuer immer weiter, bis er bei einem weiteren Handplant-Versuch mit zu viel Speed übers Coping hinaus schoss, an diesem vorbei griff und neben der Säule Kopf voran in die Tiefe stürzte. Nach einer Schrecksekunde kam er dank seiner eigenen Intuition, die uns die Transitions zuvor bauen liess, mit einem Schock und einem aufgeschürften Kinn davon. Elias kapitulierte, um seinen Schulabschluss in einigen Wochen nicht zu gefährden.

 

Jetzt lastete der Druck über Erfolg oder Misserfolg der Session auf Local René Schnöller. Nach dem üblen Abgang von Elias liess er es gemächlicher angehen und konzentrierte sich mehr auf guten Style. Mit dieser Devise fuhr René gut und zauberte einige perfekt gestylte Bs Disasters und Five-0’s aufs Coping. Shaper Alex Fischer konnte bei diesem Anblick nicht widerstehen, riss sich von unserem aufgebauten Barbecue los und setzte der One-Man-Show von René ein Ende. Nach einigen fetten Ollies to Fakie kam ihm die Idee, einen Fs Nosepick zu probieren. Der Nosepick war nicht nur so unverschämt stylish, dass er Teil der Story wurde, er stylte sich mit dem Trick sogar aufs Cover unserer französischen Kollegen vom „SnowSurf“. Vom Shaper zum Cover-Boy – yes, Alex! Die Zeit schien vergessen, bis René im In-Run plötzlich abbremste, weil er die Säule nicht mehr sah: Es war Nacht geworden. Bei einem Bier am Grill schauten wir uns die Fotos auf dem Ka mera-Display an. Was wir da sahen, war einmalig und motivierte für die nächste Session.

Auf der Autobahn zurück Richtung MBMRedaktion liess ich den langen Tag nochmals Revue passieren und musste mir eingestehen: Auch wenn ein normaler Park-Kicker nicht so spektakulär wie die Säule zu fotografieren ist, so war der Tag im Park echt gewaltig und hat richtig Bock auf mehr gemacht. Sicherlich ist ein perfekter Tag im Backcountry unerreichbar, aber abgesehen von Elias’ Slam war die Session mega und ich hatte ein ähnlich befriedigendes Gefühl wie nach einem guten Tag im Powder.

Die zweite Station führte mich auf den Dachsteingletscher. Wir hatten zwei Tage Zeit, um die unmögliche Mission umzusetzen. Die Idee: ein Kicker, dessen Landung gegen die Flugrichtung verläuft. Hört sich bescheuert an, kann aber mit der richtigen Flugkurve funktionieren. Die Skepsis überwog zu Beginn, doch wir wollten der Sache auf den Grund gehen und nahmen die Herausforderung an und somit die Schaufeln in die Hand. Unter Bernd Mandlbergers Führung schaufelten wir uns wahrlich einen Wolf und noch Wochen nach der Abreise vom Dachstein sollte mich eine fiese Sehnenscheidenentzündung an den Schaufelwahnsinn erinnern. Egal, wir waren unter Zeit druck, denn bei einer falschen Flugkurve hätten wir kaum Zeit für einen Re-Shape. Am späten Nachmittag des ersten Tages nahm das Obstacle Form an und liess auch das erste Fünkchen Zuversicht auf ein Gelingen unserer Berechnungen aufkommen. Völlig erschöpft wurde das Obstacle im Abend licht fertig und der Optimismus der Fahrer, dass die Mission klappen könnte, stimmte uns froh auf den folgenden Tag. Aber es war Sommer und konnte nicht anders kommen, als es kam: Eine heftige Gewitterfront zog auf und flutete die Wiesen um Ramsau herum über Nacht. Die Fragen, ob der Kicker nicht gänzlich weg geschmolzen sein könnte und der In-Run durch den nassen Schnee nicht viel zu langsam geworden wäre, mussten wir mit ins Bett nehmen.

 

Am nächsten Morgen fuhr unsere Gondel schon um 4:30 Uhr auf den Gletscher. Der Grund: Wir hofften auf eine schöne Lichtstimmung und wollten bei Sonnenaufgang fotografieren. Noch völlig verpennt traf ich auf den letzten Drücker an der Gondel ein. Zu meinem Entsetzen traf ich lediglich Tadej Valentan an, der Rest hatte verschlafen. Die unchristliche Uhrzeit und das vom Regen total abgefuckt aussehende Obstacle machten es Tadej nicht leichter, sich mit der Gegenwand als Landung anzufreunden. Zu allem Überfluss grollte in der Ferne schon die nächste Gewitter front und dämpfte unseren Glauben an die Umsetzung des Projekts zusätzlich. Hut ab vor Tadej, der keine Ahnung hatte, was ihn bei seinem ersten Versuch erwarten würde, als er gegen fünf Uhr morgens entschieden in den In-Run droppte und sich wenig später in der Luft befand! Hinter dem Kicker stehend konnte ich die Landung nicht einsehen und hörte nur einen detonationsähnlichen Einschlag. Ich war mir sofort bewusst, dass die Session zu Ende wäre. Ich rannte um den Kicker herum, um zu sehen wie es Tadej ging. Zu meiner Verwunderung fand ich ihn grinsend vor: „Gemütlich ist die Landung nicht gerade, aber mit mehr Speed klappt’s bestimmt!“ Er packte sein Brett und hikte den In-Run wieder hoch. Es war genau wie Tadej sagte. Er nahm mehr Speed auf und fuhr seinen zweiten Versuch nach der Landung aus.

Als wollte Petrus Tadejs Tapferkeit belohnen, öffnete er für eine Viertelstunde die Wolkendecke und schenkte uns für die nächsten zwei Versuche, die zu gleich die letzten waren, sensationelles Morgenrot. Danach trieben uns die bedrohlich schwarzen Gewitterwolken in die Bergstation und setzten der Session ein abruptes Ende. Bei Blitz und Donner mit einem Kaffee in der Hand analysierten wir die Fotos und die Flugkurve. Es funktioniert also mit der Landung gegen die Flugrichtung! Aber wenn wir das Obstacle noch mal bauen müssten, würden wir es besser bauen und vor allem mehr Tage für die Umsetzung einplanen.

Neues Spiel, neues Glück. Inwischen war es Mitte Dezember und die Deadline für die Story sass uns im Nacken. Wieder ging die Reise Richtung Dachsteingletscher. Dieses Mal stand jedoch der Loop auf dem Programm. Mit von der Partie waren Martin Seilinger, Daniel Limmer, Florian Galler und Elias Elhardt. Die innerliche Anspannung schien mit jedem herausgesägten Schneeblock aus dem auf geschobenen Schneehaufen zu steigen. Gelegentlich half das massive Aufgebot an technischen Hilfsmitteln wie Bagger, Pistenbully, Motorsägen und Schneefräse kurzzeitig über den Fakt hinweg, dass jemand später das Ding fahren müsste, doch zumeist überwogen die Wenns und Abers, ob der Loop überhaupt funktionieren würde. Zwischen gegenseitigem Mutzusprechen und physikalischen Berechnungen schien sich ein Déjà-vu anzubahnen: strahlend blauer Himmel, ein Schneehaufen, aus dem Schritt für Schritt ein einmaliges Bauwerk entsteht, und eine sich nähernde Schlechtwetterfront. Der Loop war fast fertig, als wir den Gletscher im Dunkeln verliessen, und wieder wurde ich in das Wechselbad der Gefühle getaucht: Was, wenn morgen wirklich schlechtes Wetter ist? Hält der Loop dem Wetter stand? Schaffe ich noch die Deadline? Macht das alles überhaupt Sinn? Wie beim letzten Mal plagten mich unzählige nicht zu beantwortende Fragen vor dem Einschlafen.

 

Der nächste Morgen brachte neben schlechter Sicht einen massiven Fönsturm. Wir probierten alles, um die Session durch zuziehen, aber gegen die Naturgewalten waren wir machtlos – die Mission scheiterte. Der Fön hielt eine Woche an und fegte die Hoffnung auf den Loop und die damit verbundene reibungslose Heftproduktion in weite Ferne. So sicher wie das Amen in der Kirche ist, war dass der Loop einstürzen würde. Dennoch griff ich fast täglich zum Telefon und wollte den Zustand wissen, obwohl Bernd längst in ein weiteres Wintersportgebiet weitergezogen war.

Am ersten schönen Tag nach dem Sturm bekamen wir eine zweite Chance und machten uns erneut auf den Weg zum Loop. Wie würden wir ihn vorfinden? Was könnte man aus den Überresten bauen, um nicht ganz umsonst gekommen zu sein? Bei unserer Ankunft bestätigten sich unsere Vermutungen. Der Loop war abgesackt und somit unfahrbar. Wir hatten noch ein zweites Problem. Es war acht Uhr morgens und die nächste Gondel fuhr erst um 17:15 Uhr wieder hinab ins Tal, denn der Gletscher war offiziell geschlossen. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als uns die nächsten acht Stunden mit dem Loop auseinander zu setzen. Bob Burnquists Loop Gap wurde zum erklärten Ziel des Tages. Niemand wollte so recht daran glauben, doch der Sound der Motorsäge machte Mut und das Sägeblatt schnitt sich langsam, aber zuverlässig durch die eisige Loop-Decke. Gute drei Stunden dauerte es, bis wir inklusive Re-Shape aus dem Loop ein Cabrio gestaltet hatten. Nur der Wettergott schien sich mit aller Macht gegen unser Projekt zu stemmen: Kaum hatten wir wieder Hoffnung geschöpft,verfinsterte sich der Himmel abermals und es begann zu stürmen. Durch die zuvor erlittene Schlappe und die neu aufgekeimte Hoffnung, nachdem sich der unmöglich zu fahrende Loop in ein akzeptables Loop Gap verwandelt hatte, hielten wir nun jedoch an der Session fest, als ginge es um Leben und Tod.

Die ersten Versuche startete Daniel Limmer bei Wind und Wetter allein. Daniel hat echte Nehmerqualitäten, wie sie nur wenige besitzen. Er steckte die übelsten Slams weg, wo die meisten anderen nicht mehr aufgestanden wären – geschweige denn, es noch mal probiert hätten! Nach und nach fand er den richtigen Speed und die Technik, um die Kompression zu schlucken. Als Zweiter droppte Martin Seilinger in den In-Run. Er hatte zu vor mit seiner Physiklehrerin per Formel die exakte Geschwindigkeit errechnet, die es benötigt, um durch den Loop zu kommen. Keine Ahnung, ob ihm die Theorie in der Praxis half, aber „Seili“ kam auf Anhieb durch das Loop Gap und fuhr seinen First Try sogar fast aus der Gegenwand raus. Erleichterung lag in der Luft und Elias, Flo und Herby Thaler machten sich ebenfalls auf den Weg, ihr Glück zu versuchen. Die drei slammten jedoch so hart, dass es Elias und Flo bei diesem einen Versuch beliessen. Herby probierte es ein zweites Mal. Am Ende eines astreinen Double Backflip auf der Stelle krachte Herby Kopf voran ins Flat und schied ebenfalls freiwillig aus. Wir waren uns alle einig: So viele harte Slams in so kurzer Zeit hatte noch keiner von uns zuvor gesehen, geschweige kassiert.

Wie schon bei der Landung gegen die Flugrichtung am Dachstein öffnete Petrus völlig unerwartet die Wolken decke und schenkte uns einige Sonnenstrahlen. Von diesen motiviert setzte das Duo Daniel und „Seili“ die Session fort. Die Rechnung schien doch noch auf zu gehen und wir bekamen einige sensationelle Fotos hin. Als wollte Petrus Daniel und „Seili“ vor Verletzungen schützen, schlossen sich die Wolken nach den zwei härtesten Slams des Tages und beendeten die Session. Erleichtert da rüber, dass nicht alles umsonst gewesen war und sich vor allem niemand verletzt hatte, räumten wir den Schauplatz und warteten auf die Gondel. Später philosophierten wir noch lange über Sinn und Unsinn dieser „Mission Impossible“. „Mehr Glück mit dem Wetter hätten wir gebraucht, dann wäre der Loop richtig geil geworden! Ich will auf alle Fälle noch mal einen Loop bauen!“, so „Seili“.

„Mission Impossible“ – das hört sich nicht nur cheesy an, die gleichnamige Trilogie mit Tom Cruise in der Hauptrolle ist es auch. Dennoch, der Arbeitstitel passte immer besser als Titel für die Story. Denn bei der vierten und letzten Mission einige Tage vor Heftabgabe ging es dort weiter, wo wir bei der vor angegangenen Mission aufgehört hatten. Richtig: im schlechten Wetter. Wir waren inzwischen am Diedamskopf im Bregenzerwald und sahen vor lauter Schneetreiben den Schnee nicht mehr. Nick Johnson, Headshaper vom Diedamskopf, und ich sassen im Pistenbully und probierten, ohne jegliche Konturen im Schnee zu erkennen, ein Snake Run-ähnliches Gebilde aufzuschieben. Nick hatte eine riesige frische Narbe auf der Stirn, die mich an Rambo erinnerte, als er sich nach seinem spektakulären Sprung vom Fels in die Baumkrone rettete und anschliessend selbst nähte. Die Antwort auf meine Frage, was passiert sei, liess mich den Türgriff der Raupe fester in die Hand nehmen. Genau bei solchen Sichtverhältnissen sei er die Woche zuvor mit dem Bully in ein Loch gecrasht und gegen die Windschutzscheibe geflogen. Er zeigte auf die Scheibe, wo unten links noch angetrocknetes Blut klebte.

Der Kampf gegen die Orientierungslosigkeit war aussichtslos und so entschieden wir uns für eine einfachere Variante. Aus dem anfänglich geplanten Snake-Run wurde ein klassischer Kicker mit einer kleinen Quarter an der Seite. „Seili“ sollte Handplants an der Quarter machen, während Thomas Feuerstein über den Kicker springen würde. Leichter gesagt als getan. Der In-Run für den Kicker war circa 300 Meter lang und machte einen steilen Knick. Das heftige Schneetreiben in Kombination mit der ein setzenden Dämmerung liess uns völlig verzweifeln. Durch die schlechte Sicht sahen wir Thomas erst kurz vor dem Takeoff, was das Timing für einen Double äusserst schwierig gestaltete. Zudem raste Thomas im Blindflug während des In-Runs alle naselang über die Bullyspur hinaus und blieb im Tiefschnee stecken. Es grenzte schon an ein kleines Wunder, dass ich beim Auslösen des Fotos, bei dem ich mich auf „Seili“ konzentriert hatte, auch Thomas auf dem Bild in der Luft sah – impossible!

 

Nach diesem Foto liessen wir es gut sein, packten die Blitze zusammen und machten uns auf den Weg ins Tal. Die Story schien gerettet, das Unmögliche war möglich geworden. Keine zehn Pferde hätten mich unter normalen Umständen bei diesen Bedingungen auf den Berg bzw. in die Parks gebracht. Ich hab mich darauf ein gelassen und trotz all der aussichtslosen Momente mit den Fahrern weitergemacht. Das Ergebnis entspricht nicht der ursprünglichen Erwartung, ist aber dennoch hervorragend geworden. Meine Parkphopie scheint geheilt, aber was viel wichtiger ist: Wir mussten während der Shootings so viel Scheisse fressen, Slams einstecken, unseren inneren Schweinhund überwinden – Snowboarden ist weder 08/15 noch Volleyball – und wir hatten unendlich viel Spass!

Ein grosses Danke an die Wintersportgebiete Sölden, Dachstein Gletscher und Diedamskopf für ihre Unterstützung! Ein Hug an Jürgen und Jan von YM sowie Bernd, Rudi und Nick von QParks, Cri von Atomic und alle beteiligten Fahrer der Story!

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