Heute möchte ich euch beibringen, dass man nicht alles verallgemeinern darf. Ein Cowboy hat ein Pferd unter seinem Arsch, einen Hut auf seinem Kopf, einen Revolver an der Hüfte und eine Marlboro im Mundwinkel. Ein Italiener hat immer ein Trägerhemd an, einen behaarten Rücken, eine Pizza auf dem Teller und er wohnt, bis er 40 ist, bei seiner Mutter. Eine Blondine kann höchstens bis zehn zählen, bis F wie „Vögeln“ buchstabieren und ihre Beine nicht zusammenhalten.

Das sind alles Stereotypen. Mit Stereotypen gliedern wir unsere Umwelt, versuchen Komplexität zu vereinfachen und Informationen zu kategorisieren. Mit anderen Worten: Sie ermöglichen uns, untereinander zu kommunizieren. Wenn ich „Cowboy“ schreibe, dann hat jeder der 3,5 Millionen MBM-Leser selber ein Bild von einem Cowboy im Kopf, welches durch meine Buchstabenfolge C-O-W-B-O-Y wachgerufen wird. Höchst wahrscheinlich stimmt dieses Bild sehr gut mit meiner anfänglichen Beschreibung überein. Oder hat jemand von euch an einen Schwarzen in Bermudashorts, der im bolivianischen Hochland auf Rinder aufpasst, gedacht? Oder beim Italiener an einen schwulen italienischen Missionar in Kalkutta? Oder bei der Blondine an Julia Timoschenko? Ich glaube, eher nicht. Und falls doch, lernen wir trotzdem was daraus. Dann wäre mein klischiertes Bild von den zwölf Millionen MBM-Lesern ebenfalls falsch gewesen. Nur schon die Tatsache, dass ich „MBM-Leser“ geschrieben habe, zeugt doch schon von meiner falschen Vorstellung. Es gibt ja wohl auch MBM-Leserinnen, eine davon kenne ich sogar persönlich (Caro, der Gruß geht an dich!). Aber wie man sieht, reduzieren wir auch in der Sprache. Ganz einfach, weil es sonst zu kompliziert würde und wir nicht weiterkommen würden. Darum sammeln wir unter dem Be griff „MBM-Leser“ alles, was schon mal ein MBM gelesen hat. Kinder, Pubertierende, Erwachsene, Ausländer, Inländer, Highlander, Bauseln, Dudes, Homos, Heteros, Schafzüchter, Möbelfetischisten und alle Mischformen davon. Halt alles Leute, die sich fürs Snowboarden interessieren, ein saugutes Mag von einem schlechten unterscheiden können und gerne schöne Fotos, gute Kommentare, und vor allem hochintelligente Kolumnen schätzen. Das ist mein Bild, welches ich von euch sehr geschätzten 158 Millionen MBM-Leserinnen und -Lesern (jawohl, was gelernt – oder wäre es vielleicht besser, „MBM-Leser und Caro“ zu schreiben..?) habe. Eine heterogene Gruppe mit einem gemeinsamen Nenner: gutem Geschmack! Aber es gibt natürlich auch Leute, die euch ganz anders einschätzen.

Basti zum Beispiel, mein Chef hier beim MBM, der sagt während der Redaktionssitzungen immer, dass der typische MBMLeser theoretisch gar keine Ahnung vom Snowboarden habe, dafür Mundgeruch, Schweissfüsse und X-Beine und dank seiner sexuellen Orientierungslosigkeit an diversen Psychosen und Neurosen leide. Die einzige Befriedigung im Leben der 240 Millionen MBM-LeserINNEN und -Leser bestehe darin, ihr eigenes snowboardmäßiges Unvermögen mit Bildern und Texten zu kompensieren, welche wir ihnen von den Pros zu liefern hätten. Wenn ich ihm darauf antworte, dass die Leute vielleicht einfach lieber andere Laufbahnen als Snowboard-Karrieren gestartet hätten, aber am Wochenende trotzdem gerne in die Berge fahren würden, und das Bild, das er von seinen Leser hätte, doch schon sehr depressiv sei, dann staucht er mich jedes Mal zusammen, macht mich zur Schnecke und droht mit meiner fristlosen Kündigung! Und was lernen wir daraus? Richtig, Chefredakteure sind alles Schweine!!!

In diesem Sinne,
Kolumnist und Chefredakteur Duck
wünscht viel Glück und gute Fahrt!