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Blickwinkel: Corey Smith – Spring Break Snowboards

Die Gegend rund um Tahoe hatte wochenlang keinen Schnee zu Gesicht bekommen, als Corey Smith Anfang des Jahres auf die Idee kam, aus Langeweile heraus ein eigenes Snowboard zu bauen. Der Grundgedanke war, mit einfachsten Materialien ein funktionierendes Brett zu bauen, das man im Powder fahren könnte. Geraume Zeit später kam der lang ersehnte Schneeeinbruch und Corey merkte schnell, dass er ein unglaubliches Board geschaffen hatte. Spring Break Snowboards war geboren, weitere Bretter mit zuvor noch nie gesehenen Shapes folgten. Beim Anblick der Boards kommen Erinnerungen an die Anfänge des Snowboardens auf, bei denen es in erster Linie um Freiheit und Experimentierfreudigkeit ging – so wie heute bei Spring Break Snowboards. Hatte er selbst schon durch zahlreiche Verpflichtungen den Spaß am Snowboarden etwas verloren, schaffte es Corey, sich mit einfachsten Mitteln die Liebe und Leidenschaft zurückzuholen. Jeder, der das Video von Spring Break Snowboards gesehen hat, das Smith im Frühjahr veröffentlichte, ist schlichtweg begeistert. So viel Kreativität und Spaß hat uns neugierig gemacht! Wir kontaktierten Corey, damit er uns seinen „Blickwinkel“ zu Spring Break Snowboards erzählt.

Corey, seit 2004 warst du Teil des Capita-Teams und einer der erfolgreichsten Snowboarder der Gegend um Portland. Erzähl unseren Lesern, die dich nicht kennen, ein wenig über dich. Und was hast du in den letzten Jahren so getrieben?
Ich habe so viele verschiedene Dinge in den letzten Jahren gemacht… 2008 habe ich mich mehr und mehr vom professionellen Snowboarden zurückgezogen und mich neu orientiert. Zuletzt habe ich mitgeholfen, das Streetwear-Label Comune großzuziehen. In der Zwischenzeit habe ich immer wieder Board-Grafiken für Capita entwickelt. Im Winter lebe ich in Tahoe, im Sommer in L.A. Egal was ich mache, mein Ziel ist immer, möglichst glücklich und produktiv dabei zu sein. Obwohl ich schon seit einiger Zeit nicht mehr nonstop snowboarde, gehe ich im Winter oft mit Freunden zum Fahren.

Was bedeutet Snowboarden für dich?
Für mich persönlich ist es ein physischer Ausdruck von Kreativität. Ich denke, Snowboarden ist reine Freiheit und ein Privileg der westlichen Welt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Rest der Welt das genauso sieht, noch nicht einmal, ob die Mehrheit der Snowboarder das so sieht, aber für mich ist es genau das. Ich hoffe, das Interesse der Leute gegenüber dem Spaß am Snowboarden wird steigen, anstatt des Macho-Konkurrenzdenkens, das viele an den Tag legen. Das Leben ist kurz und es gibt viel wichtigere Dinge, über die man sich Gedanken machen sollte als darüber, wer den besten Videopart hat, wer abkackt und wer den letzten lahmen Contest gewonnen hat.

Während deiner Zeit als professioneller Snowboarder hast du nicht schlecht verdient und hattest genügend Zeit für andere Interessen wie Kunst und Fotografie. Was war der Grund, diesen Lebensstil aufzugeben?
Ich glaube, es hat mich einfach gelangweilt, so viel Zeit in Snowboarden zu investieren. Es wurde monoton und unbefriedigend. Ich denke, um eine in der Gesamtheit intelligente und offene Persönlichkeit zu sein, sollte man nicht seine komplette Energie ausschließlich einer Sache widmen. Es ist wichtig, aus dem eigenen Bereich herauszutreten und zu schauen, was die Welt sonst noch bietet. Wenn man mal ehrlich ist, ist Snowboarden nur Snowboarden! Kunst dagegen ist etwas, das die Welt verändern kann.

Womit wir beim Thema wären: Siehst du dich selbst eher als Snowboarder, der Kunst macht, oder als Künstler, der snowboardet?
Na ja, ich habe unglaublich viel Zeit in Snowboarden investiert, wahrscheinlich mehr als in irgendetwas anderes in meinem Leben. Aber ich denke, ich bin ein Künstler, der Snowboarden als ein Medium sieht, mit dem er experimentieren kann.

Du verbindest beides, indem du Jahr für Jahr Board-Designs für Capita gestaltest. Wie fühlt sich das an, wenn man sich in einem eigenen Design komplett ausleben kann, das dann andere kaufen, um damit fahren zu gehen?
Es macht unglaublich viel Spaß. Ich liebe es, mir total verrückte Grafiken einfallen zu lassen und dann zu sehen, dass so viele Menschen Freude daran haben.

Wahrscheinlich war das auch der Impuls, der dich motivierte, selber mit dem Shapen und Designen deiner eigenen Boards zu beginnen. Aber wie, verdammt noch mal, bist du auf diese abstrakten Shapes gekommen?
Eigentlich wollte ich nur mit verschiedenen Shapes experimentieren. Ich habe davon geträumt, ohne Ende Powder zu fahren, und hab mich zudem von Surfboard-Shapes der 70er und Snowboard-Shapes der 80er-Jahre inspirieren lassen. Dazu kamen noch ein Science-Fiction- Film und ein Design aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und fertig war das erste Brett.

Warum Spring Break? Hat es wirklich etwas mit dem Spring Break in Florida zu tun, woran jeder hier in Europa als Erstes denken würde?
Ja. Ich dachte tatsächlich, dass das Gefühl von Spring Break zu den Boards passt, und der Name ist obendrein für Snowboards auch echt lustig: Wenn du eines dieser Bretter fährst, fühlt es sich an, als wärst du im Urlaub. In einem Urlaub voll mit Party und einer guten Zeit mit deinen besten Freunden!

Hattest du vorher schon Erfahrungen damit, selbst Bretter zu bauen?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe online recherchiert und dann einen Weg gesucht, wie es funktionieren könnte.

Wie fühlt es sich, an ein Board zu fahren, das einen nie zuvor gesehenen Shape besitzt und tatsächlich funktioniert?
Es ist der absolute Wahnsinn! Die Board-Shapes, die ich entwickelt habe, fahren unglaublich gut im Powder. Ich werde nie wieder ein herkömmliches Brett im Tiefschnee nutzen, es sei denn, ich will Sprünge oder technische Lines fahren. Die Bretter gleiten so unheimlich gut und es fühlt sich super an, wenn du Kurven fährst! Darüber hinaus kannst du sie auch einfach in richtig tiefem Schnee auf flachem Gelände nutzen. Das erste Brett, das ich je ausprobiert habe, nannte ich „Porsche“. Mit Schneeschuhen ausgerüstet stieg ich einen Berg nahe Donner Summit, Tahoe, rauf. Als ich dann losgefahren bin und meinen ersten Frontside Turn zog, wusste ich, dass ich etwas Einzigartiges geschaffen hatte. Das Brett schwimmt unglaublich gut im Powder auf und gleitet wahnsinnig schnell. Normalerweise ist mir beim Powdern immer der ganze Schnee an die Beine geflogen und ich bin eingesunken, wenn ich nicht richtig schnell fuhr. Da der „Porsche“ aber so groß ist, konnte ich trotz des vielen Schnees und der geringen Neigung riesige Sprays ziehen.

http://mpora.com/videos/P9QidsEYg

Siehst du dich und deine Boards noch immer als Kunstprojekt oder gleicht es schon eher einer kleinen Brand – immerhin bekommst du inzwischen weltweite Coverage? Willst du mit Spring Break ein Business starten, von dem du leben kannst?
Eigentlich gefällt mir der Gedanke, dass dies eine kleine Firma und zeitgleich ein Kunstprojekt bleibt. Ich habe schon ein paar Boards verkauft, was mich natürlich ehrt und freut. Sicher ist es ein Traum, nur Snowboards zu bauen und powdern zu gehen, aber ich werde sehen, wie sich die ganze Sache entwickeln wird. Ich war total überrascht über die unglaublich große Resonanz, die wir auf das Video, das wir Anfang des Jahres mit Freunden und einigen meiner Boards drehten, bekommen haben. Ich hätte mir niemals erträumen lassen, dass das Interesse der Leute so groß sein würde!

Wie können wir uns das vorstellen, wenn du an den Brettern arbeitest? Hast du eine Fabrik oder ist es mehr ein Heimwerkerprojekt?
Alle Bretter sind von mir handgemacht – mit meinen eigenen Werkzeugen und meiner etwas primitiven Presse. Ich habe einen großen Werkzeugkasten mit meinem ganzen Equipment und kann mit ihm von überall aus arbeiten, wo ich gerade bin.

Wie lange arbeitest du an einem Board, bis es fertig ist?
Normalerweise brauche ich nur wenige Tage dafür. Zuerst muss ich einen geeigneten Holzkern finden und ihn auf den entsprechenden Shape zuschneiden, danach kommt er in die Dampfpresse. Im nächsten Schritt wird die Oberfläche verglast und abgeschliffen, bevor ich die Farbe und das Polyurethan auf dem gesamten Board auftragen kann. Zu guter Letzt werden noch die Inserts für die Bindung befestigt und das war’s dann eigentlich auch schon. Das Brett ist fertig zum Losziehen!

Arbeitest du eigentlich auch mit Metallkanten und richtigen Grafiken?
An einige Boards werde ich Metallkanten bauen, so dass man sie auch in den Wintersportgebieten nutzen kann. Hier in den USA gibt es noch immer ein Gesetz, das Metallkanten an Snowboards vorschreibt, um sie auf öffentlichen Pisten fahren zu dürfen. Einmal wurde ich aus Sugarbowl rausgeworfen, weil ich keine Kanten am Board hatte! Die Grafiken der Boards entwerfe ich alle selbst.

Kannst du uns ein paar der Shapes genauer erklären und uns deren unterschiedlichen Eigenschaften im Powder näher bringen?
Ich habe inzwischen so viele Shapes entwickelt, da fällt es mir schwer, einen herauszupicken. Manche waren auch nur reine Entwürfe und eigentlich nicht dafür gemacht, damit snowboarden zu gehen. Aber ich habe auch Shapes, die perfekt für den Tiefschnee sind, zum Beispiel funktionieren die Bretter mit den Powder Holes am Tail super. Das Hinterteil sinkt im Powder ein, aber du kannst trotzdem noch fahren – es ist echt ein geiler Shape

Was ist dein Lieblings-Shape und warum?
Ich mag das „Beetlejuice“ am liebsten. Es ist ein 6’ Fuß [183 cm; Anm. d. Red.] langer Rocker in Pillenform. Alle Boards mit dem Pillen-Shape sind unglaublich, sie gleiten wahnsinnig gut im Powder und sind superschnell, wenn der Schnee tiefer wird. Besonders gut funktioniert dieser Shape in flacherem Gelände, das nicht steil genug für herkömmliche Boards ist.

Kann man deine Boards als Normalsterblicher irgendwo kaufen?
Klar, auf der Spring-Break-Snowboards-Homepage www.springbreaksnowboards.com biete ich alle meine Boards zum Verkauf an. Ich habe es so eingerichtet, dass man eine Spende von mindestens 500 US-Dollar an mich macht und ich dafür ein individuelles Board baue. Sollte es kaputtgehen, bekommt man ein Neues, darüber hinaus kann man das Brett gegen andere Shapes tauschen und somit ein wenig herumprobieren.

Wirst du expandieren? Momentan arbeitest du ganz alleine, richtig?
Ja, nur meine Freundin und ich kümmern uns um die ganze Operation. Ich glaube, nach diesem Winter werden wir ein paar Mitarbeiter mehr brauchen, die uns helfen. Ich hab jetzt schon Probleme, die ganzen Aufträge zu bearbeiten, die reinkommen. Leider kann ich nur so viele Boards herstellen, wie ich selbst produzieren kann. Deshalb muss ich mich nach neuen Herstellungsmöglichkeiten umsehen, vielleicht werde ich mich auch mit einer bereits bestehenden Snowboard-Firma zusammentun, die mich unterstützt.

Was ist dein Ziel mit Spring Break Snowboards und wo siehst du dich selbst in fünf Jahren?
Mein Ziel ist es, weiterhin die kreativen Grenzen zu überschreiten und mit dem Snowboarden zu experimentieren. In fünf Jahren bin ich hoffentlich noch am Leben, mache, was mich glücklich macht, und werde meinen Ansprüchen, die ich als Mensch an mich selbst stelle, gerecht.

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