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Rider

Basti Balser

Das MBM wurde vor gut zwölf Jahren während der ersten Monster Session auf den aus Deutschland stammenden Basti Balser, der damals in Schweden ein Snowboard Gymnasium besuchte, aufmerksam und stellte ihn als Talent mit Zukunft vor. Diese Zukunft brachte dem heute bei Innsbruck Lebenden neben seiner aktiven Fahrerlaufbahn eine zweite Karriere im Snowboard-Business ein.

Basti wollte gemeinsam mit seinen Freunden den Traum vom Snowboarden nach dem Pro-Dasein weiterleben und legte zusammen mit seinen Shred-Buddys gegen Ende seiner Fahrerkarriere mit dem Acht-MillimeterStreifen „Shoot Your Friends“ den Grundstein als Produzent. Zugleich gründete er die Produktionsfirma Pirate Movie Production mit Filmer Flo Eckhardt und Fotograf Ludschi, in welcher bis heute noch viele Fahrer und Freunde der ersten Stunde mitwirken. Wenn Träume wahr werden, bedeutet dies nicht nur Zuckerschlecken. So auch bei den Machern von „Jolly Roger“. Pünktlich vor der Weltpremiere des neuen PMP-Streifens in Innsbruck befragten wir den Quereinsteiger im Filmgeschäft über das Leben hinter den Kulissen. Ein „Blickwinkel“ über die Traumfabriken des Snowboardens mit Basti Balser.

Basti, wie fühlt es sich an, wenn euer neues Filmprojekt „Jolly Roger“ nach einem Jahr harter Arbeit fertig ist?
Leider ist es noch nicht ganz so weit. Der Film ist zwar so gut wie fertig, aber mit der Post Production und dem Color Grading waren wir so beschäftigt, dass viele andere Dinge zur Fertigstellung der Master-DVD auf der Strecke blieben. Die Weltpremiere ist in drei Tagen [12. September; Anm. d. Red.], aber die DVD für den Verkauf ist leider noch immer nicht fertig.

Hat die DVD im Zeitalter von Facebook, YouTube & Co. nicht ausgedient und gehört in Zukunft zum festen Repertoire von Flohmarkthändlern?
Für die nahe Zukunft ist die Frage kaum zu beantworten. Es ist richtig, dass viele Firmen an Komprimierungsverfahren arbeiten, um DVD & Co. in die Flohmarktkiste zu befördern. Auf der anderen Seite sind Blu-ray-DVDs stark im Kommen. Allerdings bin ich mir sicher, dass viele Producer weiterhin auf die runden Datenträger setzen werden, zumindest solange die Qualität im Internet noch nicht der von DVDs entspricht. Über kurz oder lang wird die DVD aber Geschichte sein.

Wird ohne DVD auch das klassische Snowboard-Video sterben?
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Durch die Verlagerung ins Netz und den Wegfall der hohen Produktionskosten öffnen sich neue Türen für kleine Produktionen und Privatleute. Leider wird durch diese Entwicklung auch die Qualität der Quantität weichen, da de facto jeder seine Filme weltweit streuen kann. Das ehemalige Privileg für Pros und die bekannten Videoproduktionen, den Videomarkt zu bestimmen, wird aufgehoben. Es wird eine Flut an Filmen geben, wie wir sie noch nicht gesehen haben, während die High-End-Produktionen abnehmen werden. Trotzdem bleib ich dabei: Qualität wird überleben und die Akzente setzen!

Wie lautet die Aufgabenstellung für die grossen Videoproduktionen, um diese Entwicklung nicht nur zu überleben, sondern im Idealfall auch ihre Position zu stärken?
Man darf die Entwicklung nicht ignorieren, man muss sich den Fortschritt zunutze machen. Wir kommen heuer zwar wieder mit einer konventionellen DVD auf den Markt, arbeiten aber parallel an neuen Vertriebs- und Marketingmodellen. Nur wer seine Hausaufgaben gewissenhaft macht, wird überleben und als Gewinner hervorgehen.

PMP filmen wie auch einige weitere Produktionen nach wie vor auf teurem 16-Millimeter-Film. Entspricht die Digitaltechnik noch nicht euren Ansprüchen?
Das ist Auslegungssache. Natürlich hat sich digital einiges getan und es gibt Endverbraucher-HD-Kameras, die funktionieren, aber an 16 Millimeter kommt deren Qualität einfach noch nicht ran. Die Tiefe und Wärme, die man durch 16 Millimeter erreicht, ist digital nicht erreichbar. Leider sind viele Kids durch die YouTube-Pixel-Schlacht so abgestumpft, dass sie kaum noch 16-Millimeter-Qualität von Mobiltelefon-Aufnahmen unterscheiden können.

Heisst das, der Stellenwert von hochwertigen Videoproduktionen und deren Protagonisten befindet sich bei den Kids da draussen im Sturzflug?
Im Gegensatz zu früher, als das Filmemachen nur wenigen Fahrern und einer Hand voll Produktionen vorbehalten war, kann heute jeder einen Film produzieren. Somit ist der Stellenwert sicherlich abgerutscht. Heute filmt fast jeder Shop-Fahrer seinen eigenen Film-Part. Das Privileg, Teil einer Videoproduktion zu sein, hatte früher definitiv einen höheren Stellenwert. Gleiches gilt übrigens auch für die Filmemacher. Die Öffnung des Filmmarkts durch erschwingliche Kameras und das Internet als Plattform macht der klassischen Filmproduktion Konkurrenz; auf der anderen Seite ermöglicht diese Entwicklung jungen Fahrern und Low-Budget-Produktionen, international wahrgenommen zu werden, und bringt so unseren Sport ebenfalls weiter.

Snowboarding goes Skateboarding – immer mehr Brands produzieren Teamvideos. Bedeutet diese Entwicklung das Aus für freie Filmproduktionen?
Ich denke nein. In meinen Augen gibt es nur wenige Firmen, die über die finanziellen Mittel und die Fahrer verfügen, um ein anständiges Teamvideo auf den Markt zu bringen.

Vor zehn Jahren, als du selbst noch Fahrer warst, hast du dir sprichwörtlich den Arsch aufgerissen, um Coverage in Mags zu bekommen. Heute hört man hinter vorgehaltener Hand, dass einige Fahrer zu Diven mutieren. Ist dem Snowboarding der Idealismus abhanden gekommen?
Wenn die Pros durch Medien entsprechend in Szene gesetzt werden und zudem Firmen ihre Fahrer zu sehr verwöhnen, kann das schon mal passieren. Snowboarden hat aber sicher nicht den Idealismus verloren! Poser, die sich eher für die neuesten Styles als für das Fahren interessieren, gab’s schon immer. Da draussen gibt es viele Kids, die 24/7 ans Snowboarden denken und alle Hebel in Bewegung setzen, um im Winter so oft wie möglich auf den Berg zu kommen.

Nach welchen Kriterien werden die Fahrer für PMP ausgesucht?
Sie müssen gut zur Crew passen. Wenn die Stimmung am Berg nicht passt, ist es schwierig, produktiv zu sein. Zudem birgt der Berg viele Gefahren, man muss sich da draussen auf seine Crew 100-prozentig verlassen können. Das Fahrerlevel spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Je mehr ein Fahrer mit seinem eigenen Style und seinen Ideen auf sich aufmerksam macht, desto eher interessiert er uns. Selbstverständlich müssen auch die Sponsoren voll hinter einem Fahrer stehen. Neben den Sponsorenkosten für das Filmprojekt brauchen die Fahrer ein angemessenes Reisebudget, um den Winter über zu den Drehs reisen zu können.

Lohnt es sich für die Sponsoren überhaupt, ihre Fahrer in einem Video zu platzieren, wenn unterm Strich am Ende der Saison nicht selten weniger als ein einminütiger Film-Part herausspringt?
Natürlich lohnt es sich. Und wenn die Saison nicht durch Verletzungen vorzeitig beendet wird, sind die Parts der einzelnen Fahrer in der Regel auch länger. Sponsorenverpflichtungen wie Photoshootings und Contests können aus unserer Sicht ebenfalls hinderlich für einen gu-ten Film-Part sein. Ausserdem geht es nicht um den Film-Part eines Fahrers alleine. Videoproduktionen sind ein wichtiger Teil des Snowboard-Core-Marketings. Neben dem Film finden all die Premieren statt, an denen die Fahrer mit der Szene und ihren Fans direkt in Kontakt kommen. Über die Medienpartner wie zum Beispiel das MBM bekommen unsere Fahrer Fotos, Interviews und Reisegeschichten in den Mags, wodurch die Fahrer in Print und online zusätzliche Präsenz bekommen und sich und ihre Sponsoren präsentieren. Videoproduktionen decken also ein breites Marketingspektrum des Snowboardens ab.

Allein mit gutem Snowboarding ist noch kein Snowboard-Stern vom Himmel gefallen. Was braucht ein Fahrer neben seinen Board-Skills und dem eben angesprochenen medialen Output, um es im Filmgeschäft ganz nach oben zu schaffen?
Pro zu sein beinhaltet einiges mehr, als nur an die schönsten Plätze der Welt zu reisen und dort zu shredden. Man braucht nicht nur Talent, sondern viel Geduld, einen starken Willen, eine eigene Persönlichkeit, die Bereitschaft mit Sponsoren zusammen zu arbeiten, sowie viel Kreativität. Neben der Unplanbarkeit des Wetters und der Schneebedingungen müssen sich die Fahrer auch ständig weiterentwickeln und immer wieder neu erfinden, damit ihre Video-Parts nicht denen des Vorjahrs gleichen. Die Motivation ist aber das Wichtigste. Wenn diese stimmt, wird ein Fahrer auf alle Fälle einen guten Video-Part zusammenbekommen.

Was sind deine Aufgaben als Producer, wenn der Schnee geschmolzen und die Film-Shootings beendet sind?
Dann rappelt’s in der Kiste! Neben dem Editing der DVD müssen wir die mühseligen Musikrechte für die Parts klären und der Kontakt zu den Medien und Sponsoren vertieft werden. Die Premieren-Tour und der Vertrieb des Films in allen Ländern und Märkten müssen organisiert und umgesetzt werden.

PMP hat in diesem Jahr die Produktion von „Boardbagged“ eingestellt…
Nach drei Jahren „Boardbagged“ war es einfach an der Zeit für etwas Neues. Mit der Einstellung des Projekts erreichten wir personelle Freiräume und Kapazitäten, die wir in neue Ideen stecken konnten. Diesen Herbst wird es zum Beispiel Video-Blogs geben, die so genannten Pirate Logs. Dieses Projekt startet, nachdem „Jolly Roger“ im Handel erhältlich ist. Über einen Zeitraum von zehn Wochen wird wöchentlich auf unserer Homepage sowie den Online-Plattformen der Medienpartner (Anm.d.Red.: Also auch hier bei uns!) ein Log geposted. Somit begleiten wir unsere Fans und andere Snowboard-Begeisterte in den Winter.

Am Ende noch folgende Frage: Mit welchen Tricks stehst du den weltweiten Partymarathon von China bis Kanada der Premieren-Tour durch?
Viel Wasser trinken…

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