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Rider

Danny Larsen

Danny Larsen fragte sich kürzlich auf seinem Blog, wie es wohl wäre, wenn zwei Prostituierte miteinander Sex hätten. Ob sie sich am Ende gegenseitig bezahlten oder ob das eher einem kostenlosen Dienst quasi unter Kollegen entspräche. Wie jemand darauf kommt, sich solche Fragen zu stellen, ohne gleichzeitig dafür bekannt zu sein, regelmässig harte Drogen zu konsumieren? Wir wissen es nicht. Das Einzige, was wir euch sicher sagen können, ist, dass der 27-jährige Norweger vor Kreativität zu explodieren droht. Wie viel dabei wahres Talent und wie viel Selbstüberschätzung ist, sei dahingestellt. Fest steht, dass der Vollzeit-Snowboarder und Teilzeit-Student so viel malt, zeichnet, komponiert, spielt und schreibt, dass er ebenso gut als Street-Art-Künstler, Sexroman-Autor oder Rockstar auf die Welt hätte kommen können. Doch der nun vierjährige Pirat snowboardet mit Leib und Seele. Und dass böse Zungen behaupten, er stünde gerade mal drei Tricks, dem träte er selbst wohl mit einem schnippischen „Ich bin trotzdem besser als du!“ entgegen. Nicht aus Arroganz, sondern einfach nur, weil Danny sich selbst und die Welt um ihn herum niemals zu ernst nehmen würde… Aber was wollen wir auch mit Trick-Maschinen? Charaktere braucht der Sport!

Okay, Danny, das ist unser drittes Interview mit einem Norweger diese Saison. Wie erklärst du dir das?
Ganz einfach: Wir Norweger sind besser als der Rest der Welt!

Ein norwegischer Freund sagte mir vor kurzem, seine Landsleute seien frustrierte, sexsüchtige Alkoholiker. Trifft das auch auf dich zu?
Nun ja… Ich glaube, ich würde nettere Worte finden, um mich selbst zu beschreiben. Aber um ehrlich zu sein, muss ich wohl zugeben, dass diese Beschreibung auf eine Menge Norweger zutrifft. „Griesgrämig und ängstlich gegenüber allem Neuen“ fehlt aber noch. Und was dein norwegischer Bekannter da genau mit sexsüchtig gemeint hat, verstehe ich nicht so richtig.

Süchtig nach Sex?
Der Typ muss zweifellos nur über sich selbst gesprochen haben. Denn dafür sind wir nicht wirklich bekannt. Was die anderen Punkte angeht, die hängen wohl damit zusammen, dass das Wetter in Norwegen oft schlecht und die Nächte lang sind.

Bist du nicht ganz so frustriert, weil du so oft unterwegs bist?
Das wäre schön, wenn dem so wäre. Sobald ich aber daheim in Oslo ankomme, fühle ich schon, wie mich Frustration, Alkoholsucht und Griesgrämigkeit langsam, aber sicher heimsuchen… Ich denke, das ist es, worüber wir Norweger uns definieren.

Dann haben wir ja Glück gehabt, dass du im Moment in Innsbruck bist. Hattest du eine stressige Saison bis jetzt?
Nicht wirklich. Ich habe bis kurz vor Weihnachten geshootet, war die ganzen Festtage über daheim und flog kurz nach Neujahr nach Österreich, um wieder zu shooten. Bis jetzt also mehr oder weniger eine
durchschnittlich stressige Saison.

Müsstest du nicht eigentlich beim Studieren sein?
Nein, ich gönne mir dieses Jahr ein Jahr ohne Universität. Das ist zur Abwechslung einmal ganz entspannt. Ich habe nun schon über einige Jahre hinweg versucht, Snowboarden und Uni unter einen Hut zu bringen. Aber es ist echt stressig. Dennoch mag ich es irgendwie. Es ist einfach cool, deinen Kopf ab und zu auch arbeiten zu lassen, statt immer nur da rauf zu landen. Sobald ich also das Gefühl habe, dass mir das Snowboarden mal wieder zu viele Gehirnzellen geschrottet hat, gehe ich zurück an die Uni.

Glaubst du ernsthaft, aus dir wird mal noch etwas Anständiges?
Ich denke, schon. Ich studiere aber in erster Linie, weil als Snowboarder einfach die Gefahr besteht, dass du dich verletzt und dann ohne Job dastehst. Ich habe jetzt schon meine ersten Uni-Abschlüsse in der Tasche und kann von daher ganz entspannt snowboarden. Falls mir etwas passieren sollte, hätte ich eine Alternative, die mir zumindest einen mehr oder weniger guten Job garantiert.

Du studierst Wirtschaft, das würde also bedeuten, Danny müsste Anzüge tragen…
[lacht] Das ist gar nicht so lustig. Denn genau meines Kleidungsstils wegen… [Pirate Basti Balsers Telefon klingelt, Danny geht ran] Verdammt, beim Balser muss man immer Sekretärin spielen!

Bezahlt er dich wenigstens dafür?
Ja, manchmal hat er Sex mit mir…

Nett! Zurück zu deinem Kleidungsstil…
Genau. Kennst du das Gefühl, ausgelacht zu werden, nur weil du die falschen Klamotten trägst? Die Leute an der Uni, an der ich studiere, machen das. Das ist echt ätzend. Meine Mitstudenten sind alle Anzugträger, auf mich zeigen sie meist mit dem Finger und lachen sich schlapp, nur weil ich die falsche Hose trage. Das ist doch lächerlich! Ich meine, stell dir das vor: Wann zeigt ein erwachsener Mensch auf einen anderen, weil dieser in dessen Augen falsch angezogen ist?

Gehst du deswegen jetzt zum Psychiater?
Nein. Ich gehe dann meist nach Hause, heule ein bisschen, höre Emo-Musik und dann geht es mir meist schon besser. Mittlerweile studieren neben mir noch ein paar andere Snowboarder an dieser Uni, die sind ganz entspannt zu mir und zu meinen Hosen.

Du bist ja definitiv alles andere als der Klischee-Wirtschaftsstudent. Ist Wirtschaft überhaupt dein Fach?
Ich dachte eigentlich, ich hätte mich für Marketing eingeschrieben, aber ich habe da wohl irgendeine Klausel übersehen und so endete ich bei Wirtschaft. Nun können meine Sponsoren wenigstens nicht mehr mit mir machen, was sie wollen, weil ich selbst etwas von Business verstehe.

Okay, Herr Wirtschaftsexperte, müssen wir uns vor der Finanzkrise fürchten?
Nein, denn Krisen sind gut, da sie Lösungen fordern, die besser sind als die vorigen… Wow, das klang nun ziemlich schlau, oder?

Unglaublich! Hast du nicht das Gefühl, die Szene müsste dich extra bezahlen, weil du zur Steigerung des durchschnittlichen IQ der Snowboard-Pros beiträgst?
Zweifellos. Ich frage mich jeden Tag, wo das Geld bleibt. Manchmal ist es echt anstrengend, den ganzen Tag von ignoranten Vollidioten umgeben zu sein und zu wissen, dass du besser bist als sie. [lacht] Spass beiseite: Snowboarder studieren zwar nicht immer an Unis, dafür reisen sie um die Welt und haben oftmals mehr Lebenserfahrung als viele Campusgänger. Das macht sie grundsätzlich zu einem Haufen verdammt schlauer Füchse…

… die nicht mit dem Finger auf dich zeigen, weil du andere Klamotten trägst?
Wie bitte? Ich meine, hast du gesehen, wie ich rumlaufe? Jeder zeigt mit dem Finger auf mich und erst recht Snowboarder. Ich passe nirgendwo dazu.

Wie viele Minuten verstreichen morgens, bis du gestylt bist?
Ähm, keine! Mein Styling besteht meist daraus, die Hose, die am nächsten bei meinem Bett liegt, anzuziehen, ein T-Shirt aus dem Schrank zu reissen und in meine Lederjacke zu schlüpfen. Wenn es hoch kommt, binde ich mir vielleicht noch ein Bandana um den Kopf. Mein einziger Stil bezüglich Klamotten besteht darin, den Mädels in den Shops die Hosen wegzukaufen.

Findest du, enge Mädels-Jeans zu tragen ist bequem?
Hell yeah! Zieh dir lange Long-Johns an, das fühlt sich genau gleich an wie Mädels-Jeans… Ich meine, ich muss ja nicht irgendwie vorgeben, ich hätte so einen fetten, überlangen Penis, der in keine Mädels-Jeans passt. Da sitzt alles perfekt und ist bequem.

Du besitzt seit einiger Zeit ein Blog: Glaubst du, dein Leben ist spannend genug für die Welt da draussen?
Ich muss zugeben, dass ich mein Leben für den Blog etwas spannender zurechtlege, als es eigentlich ist. Um deine Frage aber ehrlich zu beantworten: Nein, mein Leben ist definitiv nicht spannend genug. Aber ich schreibe einfach gerne und finde es lustig, das Internet mit unnützem Bullshit zuzutexten.

Wenn du so gerne schreibst, wieso führst du nicht einfach Tagebuch?
Tagebücher sind lame, Blogs hingegen sind für wirklich hippe Leute. Ausserdem macht es keinen Spass, mich in meinem Tagebuch selbst zu verfluchen und anzulügen, und genau darum geht es in meinem Blog.

Ums Lügen?
Ja, ich habe mir wirklich vorgenommen, etwas mehr zu lügen. Ich werde die Lügen dann jeweils so einläuten: „Stell dir vor, was ich heute gesehen habe…“ Bang, dann kommt die Lüge. Das wird saulustig! Ich werde die Lügen natürlich so gut verpacken, dass es niemand merkt. Beispielsweise habe ich mir überlegt, demnächst etwas über Juuso Laivistos Füsse zu schreiben. Stell dir vor, ich habe heute gesehen, dass er sechs Zehen hat!

Sehr überzeugend! Kommentiert dein Blog jemand?
Ich glaube, meine Leser kann man in zwei Gruppen einteilen. Zum einen gibt es da wirklich welche, die lustig finden, was ich schreibe, und mich dazu auffordern, mehr zu schreiben. Die Gruppe von den Leuten, die mir immer wieder sagt, dass ich nichts als nutzlose Scheisse schreibe, ist aber auch ziemlich gross. Im Allgemeinen muss ich aber sagen, dass ich mir wünschen würde, die Leute würden mehr kommentieren. Also, liebe MBM-Leser, geht auf dannylarsen.blogspot.com und kommentiert wie die Wilden, ich würde mich echt darüber freuen!

Den Lachmuskeln zuliebe sollte das wirklich jeder tun. Schätzt du dich selbst als kreative Person ein?
Ja, ich glaube schon. Ich mache sehr viele Dinge, die im Volksmund gemein hin als kreativ betrachtet werden. [Balsers Telefon klingelt erneut, Danny geht ran] Verdammtes Scheiss-Telefon!

Dafür wird der Sex jetzt gut, wie?
Aber hallo, ich freu mich schon!

Was macht dich nun zu einer kreativen Person?
Ich male und zeichne, im Moment arbeite ich an dem Album-Cover von einer befreundeten Metal-Band. Sie sind verdammt talentiert und ich bin ziemlich gestoked, dass sie mich gefragt haben, ob ich ihr Cover gestalten könnte. Ansonsten spiele ich in einer Band und halte eben einen Blog.

Du spielst in einer Band?
Ja! Es hat damit angefangen, dass ich mal ein paar Riffs aufgenommen und die dann an einen Freund weitergesendet habe. Er fand es ziemlich cool und bat mich, ihm noch mehr Riffs zu schicken. Daraus baute er dann einen ganzen Song zusammen und setzte Bass, Schlagzeug und eine zweite Gitarre dazu. Unsere Band läuft also quasi übers Internet. Ich nehme meine Riffs auf, schicke sie meinem Kumpel und er tut den Rest dazu.

Und wie schaut es mit deinen Malereien aus? Stellst du aus?
Nein, das mache ich bis jetzt eigentlich mehr für mich. Aber es freut mich natürlich immer, wenn ich Dinge machen kann wie zum Beispiel eben dieses Album-Cover für meine Freunde. Bis jetzt habe ich aber noch kein Geld damit verdient. Vielleicht irgendwann einmal, wer weiss. Aber darum sollte es ja auch nicht gehen, ich bin ja kein Schweizer…

Das habe ich überhört! Lässt du die Leute eigentlich jeweils wissen, wie gut und talentiert du bist?
Ja. Normalerweise gehe ich hin, stelle mich vor und sage: „Hey, ich bin Danny, ich bin besser als du…“ [lacht]

ESPN hat eine Video-Homestory bei dir daheim in Oslo gedreht. Als Person magst du ja toll sein, aber deine Bude schaut verdammt übel aus.
Oh, hör mir damit auf, meiner Freundin war das so peinlich. Die haben uns da wirklich an einem schlechten Tag erwischt. Normalerweise ist es wirklich nur halb so chaotisch. Und um fair meiner Freundin gegenüber zu sein: Mittlerweile haben wir das Ganze neu dekoriert und möbliert. Es ist jetzt richtig geschmackvoll.

Du hast seit Herbst ein Projekt mit deinem Sponsor K2 am Laufen, das sich „Danny vs. Lanny“ nennt. Worum geht es?
K2s Europa-Teammanager Andy Threimer kam mit der Idee zu dem Projekt auf, da K2 mein Rock-Image etwas pushen wollte. Es geht darum, dass sich die Leute als Danny Larsen, sprich, als Lanny, verkleiden und dafür handsignierte Snowboards gewinnen. Einige der Lannys geben echt Gas! Meine Favoriten sind aber definitiv ein paar Jungs aus Luzern in der Schweiz. Die sind echt richtig kreativ und schauen so aus, als ob es ganz lustig wäre, mit ihnen abzuhängen. Meldet euch bei mir, wenn ihr das lest, Luzerner Boys!

Dann geht es bei dem Projekt nicht darum, dir eine Plattform zu geben, um dein zweites Ich, also Lanny, auszuleben?
Oh nein. Mein zweites Ich heisst Johnny Daniels. Er ist eine Art böser Zwilling und kommt mich immer dann besuchen, wenn ich zu viel Jack Daniel’s getrunken habe. Ich denke, du dürftest ihn auch schon getroffen haben…

Wünschst du dir manchmal, du wärst jemand anderes?
Nein. Ich habe schon genügend Probleme mit mir selbst.

Was ist Snowboarden für dich?
Spass zu haben. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es heutzutage vielen nicht mehr ums Snowboarden geht, sondern ums Geld. Viele sind heute Pro, nicht weil sie Snowboarden lieben, sondern weil sie damit reich werden wollen. Ich glaube, wenn man als Pro merkt, dass man an diesem Punkt angelangt ist, ist es an der Zeit, sich einen anderen Job zu suchen. Ich meine, wir haben das Glück, den coolsten Job in der Welt zu machen, da sollte es nicht nur ums Geld gehen.

Was sind die Pirates für dich?
Eine Familie weit weg von daheim. Ich filme nun seit vier Jahren mit ihnen und hatte die ganze Zeit über so viel Spass. Ich habe jeden Einzelnen der Crew fest in mein Herzen geschlossen und alle Jungs, die neu dazukommen, rocken genauso wie die alten. Ich könnte mir zum Filmen wirklich keine bessere Produktion als Pirate Movie Production vorstellen. Dies geht über die Freundschaft hinaus bis hin zu den Filmen. Ich mag die Pirates-Filme sehr, weil sie mit so viel Liebe zum Detail nach wie vor analog produziert werden. Zudem finde ich, man kann in den Filmen den guten Vibe der Crew spüren.

Was macht dich selbst zu einem Piraten?
Im Moment gerade der Fakt, dass ich verdammt scheisse rieche.

Wie bitte? Du stinkst während deines MBM-Interviews?
Also, hätte man die Übertragung von Gerüchen über Skype-Telefonie schon erfunden, hätte ich vorher definitiv geduscht. Aber so kannst du mich ja nicht riechen. Ansonsten bin ich echt stilvoll. Hey, ich habe mir sogar die Mühe gemacht, mir vor unserem Gespräch eine Hose anzuziehen!

Falls ihr auf einem Piratenschiff leben würdet, welche Funktion hättest du?
Ich wäre die Sekretärin des Kapitäns… [lacht] Nein, ernsthaft, ich hasse Gewalt und würde sicherlich nicht kämpfen wollen. Daher wäre ich wohl der Chefkoch oder so.

Wer ist dein Lieblings-Pirate?
Ich chille sehr gerne mit Eirik Haugo. Wieso? Weil er Norweger ist – und wie ich am Anfang schon gesagt habe, wir Norweger sind einfach besser als alle anderen.

Danke für das Interview, Danny!

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