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Rider

Torstein Horgmo

Tradition verpflichtet, weshalb wir Jahr für Jahr gemeinsam mit euch Lesern, den Pros und Medienvertretern aus ganz Europa den European Rider of the Year wählen. Der Gewinner bekommt im Folgewinter in der Regel ein Interview im MBM. Da Torstein Horgmo 2009 neben dem Rider of the Year noch den Award für den Videopart of the Year absahnte, ist ihm dieses Privileg eigentlich sicher. Ende des vergangenen Winters setzte der 23-jährige Norweger aber noch eins obendrauf und landete den ersten Triple Cork. Dem nicht genug, bekam Torstein in Standards „The Storming“ wieder einmal einen Banger-Part. Länger zu warten war für uns einfach nicht mehr drin, wir wollten endlich die Dinge aus Torsteins „Blickwinkel“ betrachten!

Hallo Torstein, wo treibst du dich im Moment herum?
Mir geht’s super, chille gerade in meiner Bude in Norwegen und schaue „Baywatch“!

Schaust du die alten oder die neuen Folgen?
Natürlich die alten mit „The Hoff“ und Pamela!

Steckst du schon in den Vorbereitungen für die Saison?
Ja, ich trainiere gerade intensiv für mein Sprunggelenk… [in diesem Moment hat auch Torstein herausgefunden, wie seine Webcam funktioniert und präsentiert sich uns in einem schwarzen Ninja-Suit!] Könnt ihr meinen Ninja-Suit sehen? Ist der nicht geil? Ich war vorhin noch draußen und es ist schweinekalt. Jetzt hänge ich hier in meiner Unterwäsche rum… Na ja, ich wollte halt fürs Interview gut aussehen! Noch mal zu meinem Sprunggelenk: Den ersten harten Einschlag hatte ich schon bei der Arctic Challenge, wobei ich mir die Bänder gedehnt habe. Den Rest der Saison bin ich dann mit einer kleinen Schiene weitergefahren, was auch funktionierte, bis ich bei einem der Triple-Cork-Versuche verdammt hart eingeschlagen bin. Da mit war der voranschreitende Heilungsprozess beendet.

Wann wirst du wieder richtig shredden können?
Im Moment arbeite ich jeden Tag mit einem Physiotherapeuten, bekomme Massagen sagen und versuche, das Gelenk wieder richtig stark hinzubekommen. Der erste Schnee ist hier zwar schon gefallen, aber es dauert nicht mehr lange, bis ich wieder loslegen kann. Ich würde eigentlich gerne nach Hintertux, die Bilder von da sehen mega-gut aus. Aber wahrscheinlich reicht das noch nicht ganz, denn Mitte November werde ich schon in die Staaten fliegen.

Wie wichtig ist dir die Zeit daheim in Norwegen?
Ich bin sehr viel unterwegs und habe auch meine Freunde, mit denen ich reise und shredde, aber nach einer langen Saison gibt’s nichts Wichtigeres für mich, als nach Hause zu kommen, meine Familie und Freunde zu besuchen und einfach zu Hause zu sein. Das Gefühl, zu Hause zu sein, ist verdammt gut und auch von meiner Mutter bekocht zu werden ist verdammt wichtig und hilft mir, mich wieder zu motivieren. Wenn ich dann aber zu lange im Haus in Trondheim abhänge, fangen
wir an uns zu nerven, dann fahr ich in meine Bude hier in Oslo.

Was siehst du, wenn du jetzt nach deiner Auszeit zurück auf die letzte Saison blickst?
Ich bin immer noch stoked, wie gut alles gelaufen ist. Der Mix von Contests und Filmen lief ziemlich smooth, so dass ich mich auch gerade dazu entschieden habe, den größten Teil der kommenden Saison wieder Pow in Tahoe zu filmen. Dort ist es letzten Winter verdammt gut für mich gelaufen, ich musste mich nicht ein mal besonders anstrengen, um gute Backcountry-Footage zu bekommen. Da ich bis zum 10. Januar auch über Weihnachten und Silvester hier zu Hause in Norwegen Rails gefilmt habe, hatte ich all meine Rail-Shots schon im Kasten, bevor die großen Contests überhaupt losgingen. Nur der erste Dew-Tourstopp war noch vor Weihnachten, aber beim ersten Contest der Saison läuft’s für mich eh immer beschissen. Das war wie ein Weckruf, bevor ich dann über Weihnachten nach Norwegen gegangen bin. Da es hier echt viel geschneit hatte, habe ich dann rund um Oslo gefilmt und mit Frode Sandbech Fotos gemacht. Dann habe ich einig e Zeit im DC Mountain Lab mit Halldor und Eiki Helgason verbracht. Mit den Jungs abzuhängen und zu filmen ist immer lustig. Good times!

Nachdem du in den letzten beiden Standard-Filmen einmal den Anfangsund einmal den Schluss-Part hattest, hätten wir eigentlich von dir erwartet, dass du bei „The Storming“ Einlasser und Rausschmeißer zugleich würdest. Mit den gut fünfeinhalb Minuten Footage hätte es ja auch gereicht. Was ist passiert?
Fünfeinhalb Minuten? Wow, so genau hab ich selbst noch gar nicht darauf geachtet. Vielleicht sollte ich einfach doch weniger filmen und mich mehr verletzen, dann kommen auch nicht solch hohe Erwartungen… [lacht]

Die meisten Fahrer wären mit deinen Shots und einem Zweiminuten-Part schon mehr als zufrieden. Legst du dich beim Filmen einfach nie aufs Maul oder wie schaffst du es, so viel gutes Material auf Film zu bekommen?
Leider legt’s mich verdammt oft hin, aber wenn ich einen Trick landen und ihn auf Film bekommen will, dann höre ich nicht auf, es zu versuchen, bis es klappt. Andererseits würde es mich verdammt anpissen, wenn es nicht klappen würde, und ich will nicht, dass sich so etwas dann auf die Stimmung der Crew auswirkt. Man muss immer positiv bleiben und deshalb versuche ich es dann so lange, bis es funktioniert. Wenn ich einen Trick lande, werde ich natürlich noch motivierter, wieder etwas Neues zu probieren. Es ist zwar ein längerer Prozess, aber während einer Session bekomme ich immer wieder neue Ideen. Ich kann an einem neuen Spot nicht sofort sagen, welche Tricks ich dort machen werde. Ich muss mich immer erst an den Spot und die Umstände, egal ob Backcountry-Kicker oder Rail, gewöhnen, so dass sich die Tricks entwickeln können. Und das nimmt immer sehr viel Zeit in Anspruch.

Den größten Banger in deinem Videopart, den Triple Cork, hast du ja schon erwähnt. Aber warum habt ihr mit der Veröffentlichung nicht bis zur Videopremiere gewartet, sondern habt den kleinen Webclip direkt online gestellt?
Ich habe mich ja bei den Versuchen verletzt, und als ich es geschafft hatte wollte ich einen Strich unter die Sache setzen. Ich habe vorher so lange über diesen Trick nachgedacht, dass ich danach einfach nur happy war und das auch der Welt mit der Veröffentlichung mitteilen wollte.

Wie lange hast du darüber nachgedacht, bis du ihn zum ersten Mal probiert hast?
Das ist mir schon ein paar Monate durch den Kopf gegangen. Als wir dann in Stranda zum Filmen waren – die Aufnahmen sind in „The Storming“ dem Triple Cork zu sehen –, war der Kicker so gut und poppig, dass ich dort wahrscheinlich die beste Air Time meines Lebens hatte. Na ja, ich habe da auf jeden Fall mehrere Double Corks gemacht und auf dem Heimweg ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, dass bei so viel Pop doch eigentlich noch ein Flip mehr hätte drin sein müssen. Als die Jungs, die auch den Stranda-Kicker gebaut hatten, einen neuen Kicker in Folgefonna planten, haben sie mir die Zeichnungen geschickt und mich gefragt, ob ich noch einmal Bock auf eine Session hätte. Auf der Zeichnung sah es dann auch danach aus, als ob der Kicker für solch einen Trick gemacht wäre.

Wie muss man sich in etwa die mentale Vorbereitung auf solch einen Trick vorstellen?
Kopfkino! In „That’s It That’s All“ macht Travis bei dieser Tree-Session einen ähnlichen Trick, landet ihn aber nicht perfekt. Da hatte ich die erste Impression, wie es aussehen könnte und wie ich abspringen muss.

Und was ging dir dann beim Inrun vor dem ersten Versuch durch den Kopf? Hast du dir in die Hosen gemacht?
Ich hatte vorher schon mehrere Sprünge gemacht, unter anderem auch ein paar Double Corks, um zu sehen, wie es sich anfühlt. Und dann habe ich nur zu mir gesagt: „Alright, let’s do this!“ Ich bin dann sogar gleich beim ersten Versuch auf meinen Füssen gelandet, war aber so überrascht davon, dass ich verkantet bin und auf der Schnauze lag. [lacht]

Und wie viele Versuche hat es dann noch gebraucht, bis du den Trick ausgefahren hast?
Das war beim siebten Versuch, obwohl ich mir beim vierten oder fünften Versuch ja den Knöchel verletzt hatte. Da bin ich einfach zu weit geflogen und hatte nicht genügend Rotation und bin ziemlich eingeschlagen. Es hat so verdammt wehgetan! Da ich aber noch stehen konnte und es noch nicht geschafft hatte, habe ich einfach weitergemacht. Das Adrenalin hat mich den Schmerz nicht wirklich spüren lassen.

Wie waren die Reaktionen danach?
Fast jeder, den ich jetzt treffe, gibt mir Props dafür. Das ist natürlich cool, aber ich denke eigentlich nicht mehr viel darüber nach und brüste mich jetzt auch nicht damit. Ich wollte es damals einfach nur hinter mich bringen und wissen, ob es überhaupt möglich war, da es mich so lange beschäftigt hatte.

Wie geht es mit dieser rasanten Progression weiter, ohne dass der Style dabei auf der Strecke bleibt? Was ist der Next Step?
Schwere Frage. Ich denke, das muss jeder für sich persönlich entscheiden. Jeder hat seine Ideen, die er verwirklichen möchte. Manchmal kommen dann so verrückte Sachen raus wie bei Travis in seinem Film, in dem er ja bei vielen Tricks ganz neue Variationen eingeführt hat. Und seitdem geht es ziemlich verrückt zu. Sobald jemand zum Beispiel einen neuen Rail-Trick macht, kommt jemand anderes und setzt noch einen drauf. Da niemand so richtig darüber spricht, bis es passiert und auf Film gebannt ist, weiß man also nicht, wo es hingehen wird. Man sollte es einfach für sich behalten und nicht zu viel darüber sprechen. Das kann man machen, wenn man es geschafft hat. Immer schön den Ball flach halten.

Geht es nicht auch manchmal zu weit wie zum Beispiel letzten Winter, als sich alle wegen der Olympischen Spiele verrückt gemacht haben und es mit der Verletzung von Kevin Pearce endete?
Die Olympischen Spiele waren schon so etwas wie ein „Progressions-Booster“. Viele Rider dachten, dass sie unbedingt in kurzer Zeit viele neue Tricks lernen müssten, und das ging wahrscheinlich einfach so schnell, dass solch tragische Dinge wie Kevins Verletzung daraus resultierten. Trotzdem ist der Fortschritt in unserem Sport etwas ganz Natürliches und das ist auch gut so. Ich will schließlich neue Dinge lernen, um auch den Spaß nicht zu verlieren. Ich versuche ständig, mich von anderen inspirieren zu lassen und mich selbst zu pushen. So ist es auch, wenn man mit dem Shredden anfängt: Man will jeden Tag einen Schritt nach vorne machen. Wenn ich jedes Jahr immer wieder die gleichen Tricks für meine Videoparts mache, wird das nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für mich langweilig. Ich will nicht nur meine Tricks per „Copy & Paste“ an einem anderen Spot machen. Jeder Fahrer hat seinen eigenen Style und wählt danach die Tricks, die er neu lernen will. So wird jeder auf seine Weise kreativ und entwickelt sich weiter, so pusht man sich und andere und das ist der Spaß dabei.

Auch wenn du den Ball eher flach halten willst, was können wir nun noch von dir erwarten? Gibt es schon eine Tendenz zu etwas Neuem?
Ich werde wahrscheinlich die gleichen Contests wie im letzten Winter fahren. Wenn es mein Sprunggelenk schon wieder zulässt, will ich nach Peking zum ersten Air&Style in China. Der erste Dew-Tourstopp ist direkt vor Weihnachten, und auch wenn ich wieder nichts reißen werde, fahre ich natürlich mit. Dann werde ich natürlich wieder so viel filmen, wie es geht. Ob es allerdings wieder mit Standard Films oder einer anderen Produktion sein wird, weiß ich noch nicht. Über neue Tricks habe ich mir echt noch keine Gedanken gemacht, nur über neue Spots und neues Terrain. Ich will diesen Winter unbedingt Pillows shredden! Es wird etwas Arbeit und Mühe kosten, um noch richtig gute Pillows zu finden, die noch nicht in irgendeinem Film zu sehen sind. Außerdem will ich versuchen, spontaner zu werden und nicht immer alles vorauszuplanen. Darüber hinaus werde oder muss ich auch mal wieder Zeit in meine Homepage stecken, die seit dem Triple Cork keine Aufmerksamkeit mehr von mir erhalten hat. Da sich die Seite auf Snowboarden fokussiert, war im Sommer halt nicht so viel daran zu machen.

Wonach wählst du die wenigen Contests aus, auf die du gehen wirst?
Eigentlich hauptsächlich nach den Parcours. Bei all den großen Contests gibt es natürlich bessere Sponsoren und dadurch mehr Man-Power, so dass man vorher schon weiß, dass das Set-up gut und sicher sein wird. Da macht es dann auch mehr Spaß zu fahren.

Du bist mittlerweile in einer Position, in der du dir die Leckerbissen herauspicken kannst, weil du überall ein gern gesehener Gast bist.
Als ich aufgewachsen bin, habe ich zum Beispiel die X Games im Fernsehen gesehen und nun darf ich dort mitfahren. Das ist schon cool. Ich hatte am Anfang aber auch keine Beziehungen zur Snowboard-Filmindustrie und musste mir in der Contest-Szene erst einmal einen Namen machen und bin die TTR Tour gefahren. Ich denke, das ist der beste Weg, um nach oben zu kommen. Die TTR bietet jungen Fahrern gute Möglichkeiten, und wenn man dort gut abschneidet, werden auch Sponsoren und die Medien aufmerksam.

Du bist erst 23 Jahre alt, hast aber in den letzten Jahren verdammt gute Videoparts bei einer der Top-Produktionen gehabt, hast die X Games gewonnen usw. Wie willst du dich selbst noch steigern in den nächsten Jahren?
Oh, verdammt, keine Ahnung. Ich will einfach da weitermachen, wo ich jetzt bin, und es so gut machen, wie es geht. Ich werde mich weiter pushen, um neue Tricks zu lernen und an neue Spots zu reisen. Ich denke, so kann man sich selbst am besten überbieten, indem man neue Dinge ausprobiert. Und das ist auf jeden Fall das, was mir wichtig ist.

Dann wünschen wir deinem Fuß gute Besserung, und wenn dein Winter genauso gut wird wie der letzte, dann sehen wir uns eh bald am Podium für den nächsten European Rider of the Year wieder!

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