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Spotcheck: Sedrun

Die Schweizer sind für ihr Understatement berühmt. Daher verwundert es nicht, dass die Powder-Enklave Sedrun nicht von Touristen-Massen überrannt wird, sondern passionierten Freeridern genügend Platz bietet, um ihrer Leidenschaft nachzugehen.

FREERIDE (5/5 Punkte)

Die Skiarena Andermatt-Sedrun ist eines der schneesichersten Wintersportgebiete der Schweiz, beheimatet ein abwechslungsreiches Backcountry mit anspruchsvollen Couloirs und Cliffs und teilweise abgesicherten, unpräparierten Hängen. Kein Wunder, dass sich nach einem Dump die Freerider nur so aus der Gemsstockbahn drängen und darin battlen, als erstes ihre Turns in den unverspurten Powder zu ziehen. Wer First Tracks abbekommen möchte, sollte das Frühstück am besten auslassen und zeitig an der Gondel stehen. Bei einem Warm-up-Run auf den Sonnenpisten kann man ins berühmte Felsental blicken und dort die Bedingungen auschecken. Endet die Begutachtung mit einem „Daumen hoch!“ und ist die Lawinenlage stabil genug, sollte als nächstes die 1.500 Meter lange Abfahrt von der Bergstation der Gemsstockbahn durchs Gipfel-Couloir ins Felsental und zurück nach Andermatt auf dem Programm stehen. Dieselbe Runde kann man ein zweites, drittes, viertes und fünftes Mal fahren, ohne immer genau die gleiche Line wählen zu müssen. Allerdings sollte man am Ende der Abfahrt nicht durchs Wildschutzgebiet queren – das ist strikt verboten und erleichtert die Freeride-Haushaltskasse im schlimmsten Fall um 200 Schweizer Franken! Am Nachmittag steht die Gemsstock-Ostseite auf dem Powder- Stundenplan: Über „Hans im Glück“ oder die „Giraffe“ kann man bis ins Unteralptal abfahren. Zu spät sollte man allerdings nicht starten, sonst überrascht einen beim Rückweg aus dem Unteralptal die Dunkelheit. Dabei solltet ihr euch auf einen längeren Marsch zurück nach Andermatt einstellen. Doch den Preis werdet ihr gerne für den epischen Run weit weg vom Resort zahlen und mit einem fetten Grinsen im Gesicht in den Ort zurück stapfen. Für die Fitten, deren Oberschenkel jetzt noch nicht brennen, geht’s nochmals hoch auf den Gemsstock (2.961 Meter) und auf der anderen Seite hinunter. Zuerst muss man dafür einige Meter zum Guspis aufsteigen – meist sind bereits Spuren vorhanden, so dass der Aufstieg auch ohne Felle zu meistern ist. Über die weiten Hänge des Guspis kann man dann seine Powderturns hinunter bis nach Hospental ziehen, von dort aus geht’s mit der Bahn oder dem Taxi zurück nach Andermatt. Wenn die zahlreichen Freeride-Varianten zerpflügt sind, können Powderhungrige auf eine der lohnenswerten Touren im Urserntal ausweichen. Dort finden sich im Galenstock-Gebiet rund um die Albert-Heim-Hütte Touren für jeden Geschmack. Während das Gross Bielenhorn gemütlich zu besteigen ist, sollte man für Galenstock und Tiefenstock Ausdauer und Erfahrung mitbringen.

FREESTYLE (4/5 Punkte)

Freestyler dürfen sich in der SkiArena Andermatt-Sedrun gleich auf die doppelte Ladung Action in zwei Snowparks gefasst machen. In Sedrun liegt am Tegia Gronda-Lift auf über 2.000 Metern Höhe und mit unvergleichlicher Aussicht der Funpark, dessen Kicker, Boxen und Rails sowohl für Rookies als auch Pros geeignet sind. Eine Besonderheit des Parks ist die über 100 Meter lange Halfpipe. In der angrenzenden Chill-Lounge können die Rider ihren eigenen iPod anschließen. Ebenfalls in Sedrun liegt der CrossPark – eine Boardercross-Piste mit Wellen, Tables, Sprüngen und fünf Steilkurven. Auch in Andermatt am Gemsstock ist mit dem G-Park an der Gurschenalp für Freestyler gesorgt. Er bietet: 400 Meter Länge, anspruchsvolle Jumps, verschiedene Rails und natürliche Hindernisse. Den Sound liefert dort die angrenzende G-Park-Bar.

SPECIALS

Statt einem Freeride-Roadtrip mit dem Auto mal die Bahn wählen – in der Schweiz geht das; Heidi-Idylle inklusive. Der Glacier-Express fährt mitten durch die unglaublich schöne Bergwelt der Schweizer Alpen und macht Station in sämtlichen Freeride-Hochburgen. In siebeneinhalb Stunden zuckelt der langsamste Schnellzug der Welt von St. Moritz über Andermatt bis nach Zermatt – oder umgekehrt. Im Panorama-Wagen sollte man vor lauter Staunen über schroffe Felswände, tiefe Schluchten und klare Bergseen nur das Aussteigen nicht vergessen.

PISTEN

Die 120 Pistenkilometer der Skiarena Ander- matt-Sedrun bieten Pisten in allen Schwierigkeitsgraden: Erfahrene Schneesportler können sich auf den Pisten am Gemsstock austoben, für Familien sind die einfacheren Pisten auf der Gurschenalp oder in Sedrun besser geeignet. Für Anfänger gibt’s zwei passende Lifte in Realp. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn, mit der man von Sedrun nach Andermatt fährt, ist ebenfalls im Ticketpreis enthalten.

NEWS

Noch ist Geduld geboten, doch in den kommenden drei Jahren bis zum Winter 2017/18 werden die beiden Resorts Andermatt-Nätschen und Sedrun-Oberalp ausgebaut, modernisiert und dann auch komplett zusammenwachsen.

NIGHTLIFE

Direkt nach dem Freeride-Tag solltet ihr auf einen Espresso ins Kiosk 61 und euch vom lokalen Snowboard-Urgestein Bänz Simmen in die Geschichte Andermatts einweihen lassen. Gegen den Pizzahunger ist das Spychers die richtige Adresse, wer’s ausgefallener mag, geht ins Toutoune. Zum Abfeiern bis tief in die Nacht ist die Pinte Musikbar die richtige Location.

Mehr Infos unter www.skiarena.ch


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