TEXT: MARTIN SEILER
FOTOS: ALEX PAPIS
Ob beim Schaufeln, Bindungen Anstrappen oder Grabben: Handschuhe werden beim Snowboarden stark beansprucht und sind zweifelsohne von zentraler Bedeutung. Dabei sollten sie im Idealfall nicht nur lange halten, sondern die Hände auch noch optimal vor Nässe und Kälte schützen, gut aussehen, funktional und nicht zu teuer sein. All diese Ansprüche unter einen Hut zu bringen ist für die Produktentwickler und Fabrikanten Jahr für Jahr eine Herausforderung. Ein Umstand, der mir erst so richtig bewusst wurde, als mir Swany die Gelegenheit gab mein eigenes Glove-Modell zu entwickeln. Nach endlosen Stunden mit Produktingenieuren, Grafikern und Marketingleuten stand der Entwurf meines Pro-Gloves und konnte endlich in der Fabrik umgesetzt werden. Grund genug auf einem Asien Trip durch China und Japan die Produktionsstätte in Shanghai zu besuchen und euch im Folgenden hautnah zu zeigen was alles dahintersteckt, bis ein Handschuh im Regal steht.
Die Produktion
Zahlreiche Arbeitsschritte sind nötig, um aus allen Einzelteilen einen fertigen Handschuh herzustellen. Beeindruckend, dass dies ohne die Hilfe vollautomatischer Maschinen geschieht.
Ratternde Nähmaschinen, donnernde Stanzen und Berge von Stoffen und Garn. Geschäftig geht es in der Handschuhfabrik in einem Vorort von Shanghai zu. An einem langen Tisch sitzen um die 30 Näherinnen aufgereiht an ihren Maschinen und arbeiten vor sich hin. Die Stimmung in der grossen Fabrikhalle ist konzentriert und gesellig zugleich. Es wird geredet und ab und zu huscht ein Lächeln über die Lippen der arbeitenden Chinesinnen. Der japanische Fabrikleiter Shin Nakao führt mich an den nähenden Frauen vorbei in den Stanzraum. Hier beginnt die eigentliche Handschuhproduktion mit dem Ausstanzen der Einzelteile aus den verschiedenen Stoffen.
Bildergalerie
9 BilderMartin Seiler im Interview
Ich habe mir das Ganze viel technologischer mit automatischen Nähmaschinen, Förderbändern etc. vorgestellt. Stattdessen sitzen Näherinnen an ihren teilweise 40 Jahre alten Nähmaschinen.
Seili und sein fertiger Pro-Model Glove. Der Schweizer hat sich gefreut, einmal einen Blick hinter die Kulissen der Produktion werfen zu können und zu sehen, wie sein Handschuh hergestellt wird.
›Was ist dir von deinem Fabrikbesuch in China am meisten in Erinnerung geblieben? ›Ich war einigermaßen überrascht, dass die Handschuhproduktion noch praktisch komplett in Handarbeit durchgeführt wird. Ich habe mir das Ganze viel technologischer mit automatischen Nähmaschinen, Förderbändern etc. vorgestellt. Stattdessen sitzen Näherinnen an ihren teilweise 40 Jahre alten Nähmaschinen. Das ganze hat zweifelsohne einen gewissen nostalgischen Scharm und bleibt bis auf weiteres der Standard in der Handschuhproduktion. Wie mir Shin (Swany Fabrikleiter Shanghai) erklärt hat, gibt es bis heute nämlich keine Technologie, welche die komplexen Nähte mit annähernd gleichwertiger Qualität herstellen könnte wie die Näherinnen es heute tun.
›Was hat dich an deinem China-Trip am meisten beeindruckt? ›Die Geschwindigkeit, in der Veränderungen stattfinden. Überall wird gebaut und modernisiert. Man kann förmlich fühlen wie sich das Land im Umbruch befindet und sich alles zu ändern beginnt. Im Kontrast zu diesen schnellen Veränderungen ist aber beispielsweise Facebook gesperrt und absolute Grundrechte wie die freie Meinungsäusserung stark eingeschränkt. Ich glaube, China muss seinen Platz in dieser globalisierten, modernen Welt noch finden und darf dabei seine Traditionen und Geschichte nicht vergessen.
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