Jedes Jahr zählt der Wiegele-Heli-Trip gemeinsam mit Jake Burton zu meinen Saison-Highlights. Der Aufenthalt dort lässt keine Wünsche offen: Gute Freunde, ideale Schneebedingungen, leckeres Essen und eine Unterkunft vom Feinsten – drei perfekte Tage voll mit Snowboarden im Powder und ja, auch mit viel Arbeit für mich als Fotografen. Dieser Trip ist zwar eine Abwechslung vom Rest der Saison, in der ich massive Kicker im Backcountry mit den besten Fahrern fotografiere, aber auch beim Wiegele-Heli-Trip sind meine Tiefschnee-Spuren tiefer als die der Anderen, hervorgerufen durch meinen 20-Kilo-Kamerarucksack. Vergangenen Winter befreite ich mich von meinem Equipment und entschied mich dazu, Jake auf dem Snowboard mit einer Billo-Kamera zu dokumentieren.
TEXT & FOTOS: JEFF CURTES; ÜBERSETZUNG: MEIKE VETTER
Ihr würdet nie vermuten, wie schwierig es ist, einen Powder Turn mit der Kamera einzufangen. Vor allem sich jedes Jahr eine neue, frische Idee einfallen lassen zu müssen, die sich von den Vorjahren unterscheidet, um den Burton-Katalog innovativ zu eröffnen, ist die ultimative Herausforderung für mich. Jedes Jahr scheint es „klick“ zu machen und ich bin in der Lage, Jake und seine Leidenschaft fürs Snowboarden in einer einzigartigen Art und Weise darzustellen, was mir mein jährliches Ticket für diesen Trip sichert.
Diesmal kam mir meine Idee, während ich meine Sachen packte. Mit der Ausrüstung vor mir auf dem Boden ausgebreitet fing ich an, nach und nach die Sachen auszusortieren, die mir hinderlich erschienen: ProFoto-Blitz? Raus. Stative? Raus. Mehrere DSLR-Bodys? Raus. Die Kamera, die am Ende übrig blieb und mich anstarrte, war meine neue GoPro, die ich zuvor noch nie benutzt hatte, und ich bekam das Gefühl, dass es sicher keinen besseren Ort gäbe, um sie das erste Mal zum Einsatz zu bringen, als mit Jake bei Wiegele.
GoPros sieht man seit einigen Wintern überall. Man kann kaum in ein Gebiet gehen, ohne dutzende davon in den Liftschlangen zu sehen. „Jeder wird in seinem selbst produzierten Film zum Hauptdarsteller“ – dieses Motto vertreten die meisten tatsächlich. Jeder liebt es doch zu sehen, wie er selbst etwas erreicht hat, und es lässt die Arbeitswoche für den typischen Wochenend-Freizeit-Shredder ein Stück weit schneller vorbeigehen.
Nach meinen ersten beiden Abfahrten, in denen ich Jake mit der auf sein Board montierten GoPro „shootete“, die alle drei Sekunden ein Bild schoss, wusste ich, dass ich am Ende der Session viele Fotos hätte – ob ich allerdings auch mehrere brauchbare hätte, wusste ich nicht. Auf jeden Fall kann ich unterschreiben, dass ich noch nie so viel Spaß beim Tiefschneefahren während eines Fotoshootings hatte. Die Kamera schien Jake nicht besonders zu stören – außer das häufige Abwischen der Linse und Neupositionieren –, alles in allem konnten wir uns also auf das Wesentliche konzentrieren: Powdern!
Am Abend, als ich rund 3.000 Fotos herunterlud, ließ mich die Neugier über das Resultat vor Spannung fast explodieren. Doch beim anschließenden Sichtungsmarathon wich die Spannung der Gewissheit, dass wir unser Shooting mit dieser „Hobbytechnik“ gut und gerne fortführen konnten. Mit ein paar kleinen Verbesserungen des Setups, um einige Anfängerfehler auszumerzen, sollten die Tage zwei und drei erfolgreich verlaufen. Einfach Jake die Kamera in die Hand drücken und selbst shredden gehen – wie geil ist das eigentlich?!
Trotz einer Saison, in der ich ein paar krasse Fotos in den Kasten bekommen habe, zählen diese GoPro-Shots zu meinen Favoriten. Die Kombination aus der Perspektive, der geringen JPG-Auflösung (im Vergleich zu einer 21-MP-DSLR) und der Vertrautheit machen diese Bilder zu etwas wirklich Besonderem. Sieht so aus, als ob ich endlich vstanden hätte, was jeder Foto-Endverbraucher-Wochen- end-Darsteller schon seit langem weiß…
Um mehr davon zu sehen, wie ich Jake für Burton fotografiert habe, werft einen Blick auf den Opener von The Liftline in der „The Big Picture“-Sektion und bleibt dran für eine Fortsetzung der GoPro-Sessions!
Danke für eure Zeit!
Jeff Curtes
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