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Trop Camp 2009

Ein Wochenende im Kühlschrank

Die Lausitz ist nicht gerade bekannt für gute Snowboardspots. Trotzdem findet man in der Region, die sich vom Norden Sachsens über den Süden Brandenburgs bis nach Polen ausdehnt eine gesunde und aktive Snowboardszene. Übersaisonaler Treffpunkt der Locals ist die Skihalle Snowtropolis in Senftenberg. Letztes Wochenende fand dort das Trop-Camp statt. Neben den Locals sowie zahlreichen Campern aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Polen waren natürlich auch wir vom snowboarderMBM dabei.

Während die meisten Camper bereits am Mittwoch angereist waren, erreichen wir das Camp erst am Freitagabend. Der Ferienbeginn in Bayern hatte auf den deutschen Strassen seine Spuren hinterlassen. Neun Stunden fahrt für 516 Kilometer mit defekter Klimaanlage bei über 30 Grad – unter einem schönen Sommernachmittag stellt man sich etwas anderes vor…

In Senftenberg angekommen machen wir uns erstmal ein Bild von der Halle und dem Setup. Ein gutes Dutzend Rails, ein Auto und ein Kicker, verteilt auf einen 130 Meter langen Hang mit Tellerlift und Zauberteppich, luden zum Jibben und Springen ein.

Nach der Halleninspektion steht unser Wochenendeeinkauf auf dem Programm. Zum Glück hat der lokale Supermarkt in der Kleinstadt länger auf, als die meisten der wenigen Kiosks in München, was es uns einen stressfreien Einkauf und einen genaueren Blick auf die Senftenberger ermöglichte.

Ich habe keine Vorurteile und bin auch kein Freund von dem typischen Ossie-Wessie-Gehabe. Es gibt wahrscheinlich auch keine zuverlässigen Satistiken über die lokale Verteilung bestimmter Frisuren in der Bundesrepublik Deutschland. Aber gäbe es derartige Untersuchungen, bin ich mir sicher, dass Senftenberg in der Kategorie „Vokuhila“ zu den absoluten Spitzenreitern der Republik zählen würde. Allen voran der grosse Sensei der Vokuhila-Träger: Blaue Latzhose, Ohrringe, blondiertes Haar, vorne fünf Zentimeter lang, hinten weit bis über den Wirbel C5. Mit im Gepäck seine mutmaßliche Freundin, von Kopf bis Fuss in Ed-Hardy-Outfit.

Als wir wieder am Camp ankommen ist langsam Ruhe eingekehrt. Alle sitzen vor ihren Zelten. Es wird gegrillt, getrunken, gelacht und Musik gehört. Man könnte fast schon von Campingplatzromantik sprechen. Die lange Anreise liegt uns noch in den Knochen und wir entscheiden uns, früh ins Bett zu gehen.

Den nächsten Tag beginnen wir mit einer Dusche und einem ordentlichen Frühstück im Restaurant der Halle. Durch eine grosse Glasfront kann man einen Blick auf den noch menschenleeren Park werfen. So falsch es sich auch anfühlt, bei über 30 Grad den Boardbag zu öffnen, ist das Verlangen nach Schnee trotzdem grösser als die Kraft sämtlicher moralisch-ästhetischer Einwände.

Die Piste füllt sich langsam und es entsteht eine bunte Mischung aus HipHop-Jib-Zwergen und Mädels in schweinchenrosanen 80er Jahre-Jacken und Tight-Pants. Zwischen all dem Gewusel um die zahlreichen Rails und Boxen entdecken wir den Nitro-Teamrider Patrick Huber, der den Kicker am Ende der Halle antestet. Nach einigen Runden durch den Park holt und die Lust auf Licht und Wärme wieder ein und wir machen es uns vor der Halle gemütlich.

Für den Nachmittag steht ein Contest auf dem Programm. Zunächst dürfen die Rookies und die Mädels in einer 30-Minütigen Jam-Session zeigen, was sie können. Vor allem auf den Rails und Boxen ist das Niveau sehr hoch. 270er rauf oder runter gehören zum Standard. Bei den Mädels kann Adriana Olech überzeugen. Die Polin konzentriert sich auf die Down-Straight-Down-Box sowie das Downrail und fährt mit sauberen Jib-Combos den ersten Platz ein.

Auch die Rookies zeigen gutes Snowboarding. Vor allem Raffael Kossmann glänzt durch technisch anspruchsvolles Jibben wie zum Beispiel einem perfekten Backside Nosebluntslide am Downrail und sichert sich so den Sieg.

Bei den Herren wird der gesamte Park auseinander genommen. Leider haben sich die hohen Aussentemperaturen auch auf den Schnee in der Halle ausgewirkt. Die Anfahrt zum Kicker ist langsam. Weil das Risiko auf dem Table zu landen relativ hoch ist, tasten sich die meisten Fahrer nur langsam an dieses Obstacle heran. Für die ersten offenen Münder sorgte Eric Dombrowe mit einem sauberen Backside 180 Shifty. Auch Capita-Teamrider Sebastian Müller überzeugte durch schnelles skate-orientiertes Snowboarding, dass man ohne weiteres auch in jedem Black Label-Video hätte unterbringen können. Der Mann des Tages war aber Eric Orwat, der die anderen Teilnehmer sowohl mit anspruchsvollen Railtricks, als auch mit einem Cab 7 am Kicker in den Schatten stellen konnte.

Nach dem Contest werden erneut die Grills angeworfen, um vor der After-Party eine letzte Stärkung einzunehmen. Am späteren Abend versammeln sich alle Camper vor der Halle um das Camp gemütlich miteinander ausklingen zu lassen. Es wird geredet, getrunken und getanzt. Auch einige Einheimische, die offensichtlich nichts mit Snowboarding zu tun haben, haben von dem bunten Treiben Wind bekommen und werden mit offenen Armen empfangen.

Am Sonntagmorgen herrscht Kater- bzw. Aufbruchsstimmung. Die meisten Teilnehmer haben eine relativ weite Heimreise vor sich, weshalb nur wenige die Gelegenheit, einen weiteren Tag in der Halle zu verbringen, nutzen.

Das Trop Camp ist auf jeden Fall ein Snowboardcamp der besonderen Art. Vor allem die gemütliche Atmosphäre und der kurze Weg vom Schlafplatz in den Schnee machen dieses Camp zu einer echten Alternative – gerade für Snowboarder, die etwas länger brauchen, um von zu hause in die Berge zu kommen.

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